The Project Gutenberg EBook of Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff 1: Der Beherrscher der Lüfte, by Anonymous This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and most other parts of the world at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you'll have to check the laws of the country where you are located before using this ebook. Title: Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff 1: Der Beherrscher der Lüfte Author: Anonymous Release Date: November 28, 2017 [EBook #56064] Language: German Character set encoding: ISO-8859-1 *** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DER LUFTPIRAT UND SEIN *** Produced by Jens Sadowski, Norbert H. Langkau, and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net 1. Band. Jeder Band ist vollständig abgeschlossen. Preis 10 Pf. (15 Heller.) Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff. Der Beherrscher der Lüfte. [Illustration: Bestürzt sahen die Insassen der Gondel, wie aus den Wolken ein riesiges Luftfahrzeug hervortauchte.] Druck- und Verlags-Gesellschaft Berlin Der Beherrscher des Luftmeers. 1. Kapitel. Ein geheimnisvolles Fahrzeug. Hoch oben in den Lüften über den reichgesegneten Landschaften des südlichen Frankreichs schwebte eine gewaltige dunkle Kugel. Ein Luftballon war es, der, in der Nacht aufgefahren, eine lange Dauerfahrt antreten wollte. Der Ballon besaß eine gewaltige Größe, er trug einen Korb, groß und geräumig und offenbar für einen längeren Aufenthalt hergerichtet. Die zwei Männer, welche sich darin befanden, schienen erfahrene Luftschiffer zu sein, das sah man schon daraus, wie ruhig sie trotz der ungeheuren Höhe atmeten. Dicht neben ihnen hingen seltsamgeformte Kapseln mit langen Schläuchen, die Sauerstoffbehälter, welche die Atmung unterstützen sollten, falls sich die dünne Luft gar zu unliebsam bemerkbar machte. An der riesengroßen Seidenkugel, welche die Gondel trug, war eine eigentümliche Vorrichtung befestigt, nämlich eine Art Segel, die mittelst Bambusstäben regiert werden konnten. Diese Segel dienten dazu, bei ungünstigem Winde die gewünschte Richtung inne zu halten. Der eine der beiden Männer war schon bei Jahren, der zweite bedeutend jünger, zeigte durch sein militärisches Benehmen, daß er wohl dem Soldatenstande angehörte. Seine durchdringend scharfen Augen ruhten eben auf den Instrumenten. »Wir fahren mit größter Schnelligkeit,« sprach er zu seinem Gefährten. »Wenn es so weiter geht, und der Wind die Richtung beibehält, so schlagen wir unsere Konkurrenten binnen Kürze. Ich wette, wir haben die zwölf Ballons, die heute Nacht gleichzeitig mit uns Paris verließen, alle weit hinter uns gelassen. Vor allen Dingen kommt es uns zu statten, daß wir uns gleich in diese ungeheure Höhe begaben, hier weht der Wind mit größter Regelmäßigkeit, hier geraten wir nicht in die verschiedenen Luftströmungen, die unsere Freunde in den tieferen Regionen finden.« Es war noch sehr früh am Morgen, den Sonnenball sah man selbst aus dieser ungeheuren Höhe noch am Horizont, in Gegenden, welche direkt unter dem Ballon lagen, mußte noch Dämmerung herrschen. Plötzlich begann sich die Szenerie zu verändern. Die Luft war bis vor kurzem noch durchsichtig klar gewesen, nun schien sie sich mit leichten Nebeln zu erfüllen, das waren die leichten weißen Wolken, die selbst in diesen Höhen schweben und die ganz urplötzlich und zauberhaft erscheinen. Dennoch blieb die Windrichtung dieselbe und nur die Fernsicht wurde durch die Wolken beschränkt. Der mächtige Ballon trieb noch mit großer Schnelligkeit dahin, obwohl es aussah, als ob er völlig still stände. Man brauchte aber nur einen Blick auf die Instrumente zu werfen, um zu sehen, daß sich die riesige Seidenkugel mit größter Geschwindigkeit fortbewegte. »Das wird eine prächtige Fahrt,« rief der jüngere der Herren begeistert. »Wenn es so weiter geht, passieren wir in fabelhaft kurzer Zeit die deutsche Grenze, wir müssen tief im Innern Rußlands landen, wir müssen diesmal eine Fahrt unternehmen, wie sie noch nicht dagewesen ist, eine Dauerfahrt, die uns den Weltrekord sichert.« Weiter schwebte der gewaltige Ballon, manchmal boten die Wolken eine größere Fernsicht, dann aber schlossen sie sich wieder zusammen, so daß es den Luftschiffern zu Mute war, als ob der Ballon mitten durch einen milchweißen See dahinschwebte. Plötzlich wendete sich der ältere der Herren, der eben die Barometer beobachtet, jählings um und starrte in die jetzt wieder dichter werdenden, weißen, wallenden Nebelmassen. »Sehen Sie, dort, dort,« rief er seinem militärischen Gefährten zu. »Jetzt ist es wieder verschwunden -- aber da kommt es wieder! Sehen Sie dort zwischen den Wolken nicht den dunklen Körper?« »Das ist einer der anderen Ballons, welche die Dauerfahrt unternahmen,« antwortete der jüngere Herr überrascht. »Wahrhaftig, ich hätte nicht geglaubt, daß wir bei unserer fabelhaft schnellen Fahrt überholt werden könnten.« »Aber sehen Sie doch nur hin,« begann der ältere von neuem. »Das ist kein Ballon, es ist etwas anderes, die Wolken lassen es ja verzerrt erscheinen, aber ich setze meinen Kopf zum Pfande, daß es kein Fahrzeug ist, wie das unsere, da -- jetzt kommt es näher, da sehen Sie nur! --« Der Sprecher brach rasch ab, aber jetzt war auch sein jüngerer Gefährte aufgesprungen, und beide bohrten ihre Blicke in die Dunstmassen, als welche die Wolken in dieser Höhe erschienen. Ja, da kam es heran, etwas Seltsames, offenbar Langgestrecktes. Es ließ sich noch nicht deutlich erkennen, aber es war zweifellos, daß es sich auf den Ballon zubewegte. »Die fahren direkt gegen den Wind,« schrie jetzt der jüngere der Herren. »Das geht ja nicht mit rechten Dingen zu! Das hat etwas besonderes zu bedeuten!« »Ein lenkbares Luftschiff,« antwortete der ältere der Luftschiffer, »ein Fahrzeug, ich sehe es ganz deutlich. Jetzt kommt es eben zwischen den Wolken hervor, es hält noch immer die Richtung auf uns ein. Wahrhaftig, das ist zum mindesten sonderbar.« Die beiden Männer starrten sich an, dann warfen sie einen Blick auf die Instrumente, welche die Höhe anzeigten. »Fünftausend Meter,« sprach der ältere Herr. »Ein lenkbares Luftfahrzeug in dieser Höhe, das ist unmöglich! Die beiden Fahrzeuge, welche sich in Paris befinden, können gewiß nicht in solche Höhe hinauf und das hätte ja auch gar keinen Zweck. Es ist auch nicht das lenkbare Luftschiff von Santos-Dumont, auch nicht das zweite, welches der geniale Erfinder hergestellt hat, nein, die kenne ich ganz genau, die sind auch bedeutend kleiner.« »Es muß doch eins von ihnen sein,« rief der jüngere der Herren mit stockender Stimme. »Es sind die Nebel- und Wolkenmassen, welche das merkwürdige Fahrzeug so vergrößern.« Der andere aber schüttelte den Kopf, sein ernstes Gesicht war förmlich erstarrt. Kein Zweifel, dieser Mann wußte sich vor Staunen nicht zu fassen. »Es ist viel, viel größer, Herr Leutnant,« begann er nach kurzem Schweigen. »Verlassen Sie sich darauf. Und es kann auch keins der Lenkbaren sein, die in Paris untergebracht sind, denn sie werden jetzt gerade ausgebessert, sie sind unmöglich aufgestiegen.« »Sollte es vielleicht ein deutsches Fahrzeug sein?« fragte der französische Offizier, in dessen Augen sich jetzt ein Gefühl des Aergers und der Feindseligkeit bemerkbar machte. »Die Deutschen sollen ja auch Luftfahrzeuge besitzen. Es wäre nicht ausgeschlossen, daß sie eine Reise mit ihnen nach Frankreich unternehmen.« »Nein, nein, auch das ist nicht der Fall,« rief der andere. »Das einzige, was hier in Betracht käme, und welches so groß ist, wie das sonderbare Fahrzeug, das auf uns zufährt, das hat, wie ich bestimmt weiß, den deutschen Boden nicht verlassen. Und die anderen Lenkbaren sind viel kleiner, nein, Herr Leutnant, wir haben ein fremdes Fahrzeug vor uns, welches, wie ich es offen zugestehen muß, mir völlig unbekannt ist. Wahrhaftig, wenn Sie nicht bei mir wären, wenn Sie nicht mit mir sprächen, so würde ich glauben, daß ich träume oder daß ich mich in einem Fieberanfall befinde. Da, da ist es! Jetzt kommt es wieder aus den Wolken hervor. Aber sehen Sie doch nur, das ist ja geradezu unheimlich!« Ein riesiger Körper kam aus den weißen, wallenden Massen hervorgeschossen. Er fuhr direkt gegen den Wind, man hörte ein eigentümliches Knattern, jedenfalls waren es die Maschinen, welche arbeiteten. Die beiden Männer in der Gondel des Ballons hatten schon manchen Aufstieg mitgemacht. Sie waren oft bei Stürmen in den Lüften gewesen, sie hatten mit ihrem Ballon schwarze Wolkenmassen durchfahren, wo sie Blitze umzuckten und der Donner schrecklich krachte. Aber nie hatten sie ein solches Grauen empfunden, wie jetzt bei der Annäherung des seltsamen Fahrzeuges, welches sich mit so unglaublicher Sicherheit vorwärts bewegte. Die Kraft, welche es durch den Luftozean trieb, mußte außerordentlich sein. Die beiden Herren sahen sich an, als wollten sie ihren Sinnen nicht trauen. »Nein, das ist keins der uns bekannten Fahrzeuge,« stammelte plötzlich der ältere Herr. »Sehen Sie doch, Herr Leutnant, das Luftschiff besteht ja aus Metall, es ist kein Zweifel, das ist ein eigenartiges Metall, welches mit einem unglaublich leichten Gas gefüllt sein muß. Und sehen Sie nur am Vorderteil diese gewaltige Spitze.« »Genau wie der Rammsporn eines Kriegsschiffes,« antwortete der Offizier, der sich an den Kopf faßte und sich die Augen rieb. Er meinte vielleicht, die seltsame Erscheinung würde plötzlich wieder verschwinden. Aber es war keine Phantasie, das rätselhafte, riesige Luftschiff kam heran, man hörte das Knattern der Maschinen, das Arbeiten der Flügelräder, aber sonderbar, man sah keinen Menschen. Das Luftschiff hatte die Richtung auf den Ballon genommen, und so konnte man es nur von vorn betrachten, unten, an der grauen Metallfläche aber befanden sich Anhängsel von eigenartiger Form, es waren keine Körbe und keine Gondeln, es waren geschlossene Räume, in denen sich sicherlich eine ganze Anzahl Menschen aufhalten konnte. Mit einem Mal verminderte das Fahrzeug seine Schnelligkeit, aber es kam immer noch schnell genug heran, man sah die gewaltig große, offenbar aus Metall hergestellte Spitze, wie sie bereits in großer Nähe drohte. »Er rennt uns an,« rief der Offizier, »er will unseren Ballon durchbohren!« Der ältere Herr antwortete nicht, er biß die Zähne zusammen, unablässig blickte er nach dem sonderbaren Luftschiff hinüber. Deutlich sah man unter ihm einen Anhängsel oder richtiger gesagt einen Anbau, man gewahrte auch Fensteröffnungen, aber die schienen durch Läden gesichert und verschlossen zu sein. Jetzt war das rätselhafte Schiff bis auf fünfhundert Meter herangekommen. Da machte es plötzlich eine Schwenkung, aber nun fuhr es zum größten Staunen der Luftschiffer in einem gewaltigen Kreise um den Ballon herum. Da sah man es von der Seite und die Umrisse des seltsamen Fahrzeuges waren trotz der wogenden Wolkenmassen zu erkennen. In der Mitte des Fahrzeuges lief eine Gallerie um das ganze Luftschiff herum, unten sah man die drei geschlossenen Anbauten, in deren mittelsten die Maschinen arbeiteten. Sechs große, eigenartig geformte Flügelräder, die an den Seitenwänden des sicherlich metallenen Luftfahrzeuges angebracht waren, arbeiteten. Man hörte deutlich ihre sausenden Töne, oben auf dem Fahrzeug befand sich etwas, das einem Ausguck glich und die staunenden Männer sahen, wie dünne, eiserne Treppen oder vielmehr Leitern nach der Gallerie und nach diesem Ausguck führten. Eine hohe Fahnenstange ragte senkrecht am Ende des sonderbaren Fahrzeuges empor und unter dem letzten Ausbau gewahrte man deutlich das mächtige Steuer. Eine Fahne aber führte der Flaggenstock nicht und als das rätselhafte Luftschiff näher kam, überlief die beiden einsamen Männer in der Gondel ein Grausen, wie sie es in ihrem ganzen Leben noch nicht gefühlt hatten. Zweimal umkreiste das Fahrzeug den Ballon, dessen Insassen sich ordentlich ohnmächtig vorkamen. Sie fühlten, daß sie von den Leuten, die sich da in den geschlossenen Anbauten befinden mußten, abhängig waren. Ein Stoß der eisernen Spitze mußte ja die Seidenhülle des Ballons in Fetzen reißen und die beiden Männer als formlose Massen in die Tiefe schleudern. Jetzt war das seltsame Fahrzeug zum zweiten Male um den Ballon herumgeflogen, da aber kam es plötzlich hinter ihm hervorgeschossen und schwebte jetzt an seiner Seite. Es war kaum noch fünfzig Meter entfernt und diese Entfernung verringerte sich mit jeder Sekunde. »Wir stoßen zusammen,« rief der Offizier, indem er unwillkürlich nach einem Revolver griff, als ob er sich mit der Waffe gegen die Insassen des feindlichen Fahrzeuges schützen könnte. Der Zusammenstoß geschah aber nicht, das Fahrzeug schien wunderbar gelenkt zu werden. Es rückte immer näher heran, aber ein Zusammenstoß wurde offenbar vermieden. »Da -- da ein Mann,« rief der ältere der Luftschiffer, »sehen Sie doch, da im vordersten Anbau! Wahrhaftig, jetzt wird die Sache geradezu unheimlich!« Er hatte recht, dort war eine Art Tür aufgeschoben, und plötzlich stand eine Männergestalt auf der schmalen Gallerie, welche die Anbauten miteinander verband. Es war eine hohe, stolze Erscheinung in der einfachen, dunkelblauen Uniform eines Kapitäns, auf dem dunkelbraunen Haar saß die Mütze mit dem goldenen Streifen. Er stand mit untergeschlagenen Armen auf der Gallerie, die er blitzschnell betreten haben mußte. Aber merkwürdigerweise hatte er sein Gesicht bedeckt, eine Halbmaske von schwarzem Sammet ließ nur den energischen Mund und das bärtige Kinn sehen. Aus der Maske hervor aber blitzten zwei Augen, so unheimlich, so glühend, daß die beiden Herren in der Gondel betroffen zurückprallten. Schweigend betrachtete der Mann in der blauen Uniform die Gondel des Ballons, von welcher er sich höchstens zwanzig Meter entfernt befand. »Woher kommt Ihr?« rief er plötzlich mit tönender Stimme. »Von Paris,« rief der ältere Luftschiffer förmlich mechanisch. »So, von Paris,« klang es schneidend herüber. »Nun gut, dann nehmt einen Auftrag von mir mit. Dort in der Hauptstadt ist man ja geschäftig genug, das Luftmeer zu besiegen, Fahrzeuge zu bauen, mit denen man den Luftozean beherrschen möchte. Aber, sagt diesen Männern, daß ich der Herr der Lüfte geworden bin und daß ich es auch bleiben werde. Sagt ihnen, daß sie es nicht wagen sollten, mit mir in Wettbewerb zu treten. Das möchte ihnen zum Verhängnis ausschlagen. Ich bin der Beherrscher der Lüfte, ich will es bleiben, von der Erde hat man mich verjagt, man hat mich gewissermaßen für vogelfrei erklärt, mich wie ein Stück Wild fast zu Tode gehetzt, aber hier oben dulde ich niemand neben mir, sagt es denen, die das vollbringen wollen, was mir längst gelungen ist. Und wehe ihnen, wenn sie es wagen, mir hier oben feindselig in den Weg zu treten! Wehe ihnen, sie sollen den Kapitän Mors kennen lernen.« 2. Kapitel. Der Beherrscher der Lüfte. Die letzten Worte klangen wie Donnerton, aber im selben Augenblick verschwand auch der rätselhafte Mann wieder in den Anbau, man hörte einen Laut, als ob eine Falltür ins Schloß schlug. Gleich darauf veränderte das riesige Luftschiff wieder seine Richtung und im selben Moment griffen die beiden Luftschiffer nach ihren Köpfen, sie preßten unwillkürlich die Hände auf die Ohren, bestürzt über den furchtbaren Laut, der dort ertönte. Neben der eisernen Spitze hervor klang es, das mußte wohl eine sogenannte Sirene sein, eins jener gewaltigen Nebelhörner, mit welchem die Schiffe bei Nebelwetter auf der See Signale geben. Aber dieser Ton war ganz verschieden, und zwar so furchtbar, so durchdringend, daß die beiden Männer meinten, das Trommelfell müßte ihnen platzen. Das klang wie eine geheimnisvolle Warnung, als wollte der unheimliche Maskierte sagen »Hütet Euch, mir nahe zu kommen! Mir, dem Besitzer dieses seltsamen Luftfahrzeuges!« Zum zweiten, zum dritten Male schallte der furchtbare Laut, da griffen die beiden Luftschiffer mit zitternden Händen nach den Ventilleinen. Hinab wollten sie, schnell hinab, nur fort aus dieser unheimlichen Nähe. Zischend entwich das Gas durch die geöffneten Ventilklappen und der stolze Ballon, der eben noch in der ungeheuren Höhe majestätisch dahingesegelt, sank schnell durch die Wolkenmassen. Das rätselhafte Luftschiff aber blieb allein, es schwebte hoch oben über den Wolken, einen Augenblick schien es regungslos zu verharren, dann begann die Maschine von neuem knatternd zu arbeiten, mit fabelhafter Geschwindigkeit drehten sich die Flügel umeinander und nun schoß das merkwürdige Fahrzeug pfeilschnell von dannen. Es hatte die Richtung nach Nordwest eingeschlagen, als ob es sich direkt in der Richtung auf Paris zu bewegte. Auf die Hauptstadt, in welcher kühne, geniale Männer zuerst lenkbare Luftschiffe erbauten. Der Ballon aber sank mit großer Schnelligkeit aus den Höhen herab und landete schon nach kürzester Zeit auf den Gefilden Frankreichs. Dort staunte man nicht wenig, als man den gewaltigen Luftballon erblickte, denn er gehörte ja zu den Dauerfahrern, welche ungeheure Strecken Landes überfliegen sollten. Niemand konnte sich bei dem schönen Wetter diese vorzeitige Landung des Ballons erklären. Man fragte, ob irgend ein Unglück geschehen sei, ob der Ballon beschädigt wäre, aber die beiden Luftschiffer gaben ausweichende Antwort. Sie hatten nur einen Gedanken, sie wollten so schnell als möglich nach Paris zurück und dort die unheimliche Begegnung melden, sie wollten genau berichten, was sie da oben über den Wolken gesehen hatten. Die beiden Herren ließen sich kaum Zeit, für die Verpackung des Ballons zu sorgen. Nachdem sie Order gegeben, den zusammengepackten Ballon nach Paris zu befördern, fuhren sie so schnell wie möglich zur nächsten Bahnstation und erreichten bald Paris, wo ihr plötzliches Erscheinen das größte Staunen erregte. In dieses Staunen mischte sich Aerger, denn viele hatten gerade auf diesen Ballon gewettet, sie waren überzeugt gewesen, daß dieses mächtige Luftschiff mit einer Segelvorrichtung alle anderen Konkurrenten besiegen würde. Man sparte nicht einmal mit Vorwürfen, alle wollten den Grund wissen, warum der Ballon die Weiterfahrt aufgegeben hatte, aber die Neugier wurde nicht gestillt, dagegen eilten die beiden Luftschiffer nach dem Ballondepot, in welchem sich auch die militärischen Ballons und einige sogenannte lenkbare Luftschiffe befanden. Auch hier erregte das Erscheinen der beiden Männer das höchste Erstaunen und bedenkliches Kopfschütteln, das sich aber noch steigerte, als die beiden so schnell Zurückgekehrten dem Komitee, zu dem auch einige Offiziere gehörten, ihr sonderbares Erlebnis mitteilten. Schweigend hörte man sie an, dann wechselte man verständnisvolle Blicke und nachher malte sich Unglauben in aller Mienen. »Meine Herren,« sprach endlich ein alter Offizier mit silberweißem Haupthaar, dem man den altgedienten Militär auf hundert Schritte ansah und dessen Knopfloch die bunten Bänder verschiedener Orden zierten. »Meine Herren, Sie haben uns soeben eine Wundergeschichte erzählt, höchst wahrscheinlich, um das vollständig unbegreiflich frühe Unterbrechen Ihrer Reise zu erklären. Aber ich meine, da hätte sich doch eine andere glaubhaftere Ausrede finden lassen. Sie sind ja beide erfahrene Luftschiffer, aber nehmen Sie es mir nicht übel, diese Erzählung halte ich für ein Märchen!« Der junge Offizier wollte eine heftige Antwort geben, aber sein älterer Gefährte hielt ihn zurück. »Ich bin seit mehr als fünfzehn Jahren Luftschiffer,« erwiderte er nicht ohne Stolz. »Ich habe selbst meine Auffahrten nicht mehr gezählt, mich hat noch niemand in meinem ganzen Leben einer Lüge für fähig gehalten, noch weniger ist es mir möglich, mir als ernstem Forscher Wundergeschichten auszudenken. Daß man in unseren Bericht Zweifel setzen würde, wußte ich von vornherein; aber, er ist dennoch die Wahrheit. Ich habe schon gefährliche Fahrten durchgemacht, aber nie in meinem Leben habe ich ein solches Grauen empfunden wie heute morgen, als wir unvermutet dem unheimlichen Fahrzeug begegneten. Halten Sie unsere Erzählung immerhin für ein Märchen, wir können es nicht ändern. Wir haben weder geträumt, noch phantasiert, das seltsame Fahrzeug ist uns wirklich begegnet, den Maskierten haben wir mit eigenen Augen gesehen. Jetzt mag man uns Lügner schelten, die Zukunft wird unsere Angaben bestätigen müssen!« Er verneigte sich flüchtig vor der stillschweigenden Versammlung und zog dann den heißblütigen Offizier mit sich, der dem besonnenen Freunde nur widerwillig folgte. Die Herren des Komitees blieben zurück und begannen sofort eine erregte Auseinandersetzung. Die Meinungen waren geteilt. Einige Herren nahmen entschieden die Partei der beiden Luftschiffer und behaupteten, diese ernsten, nur ihren Erfindungen und Erfahrungen lebenden Männer wären absolut nicht imstande, eine Unwahrheit vorzubringen. Die übrigen Herren des Komitees aber zuckten die Achseln; es ergab sich ein erregtes Durcheinander, bis endlich der alte ehemalige Oberst, der Vorsitzende des Komitees, Ruhe gebot. »Meine Herren,« sprach er mit Stentorstimme. »Ich bin vielleicht vorhin, als mir die seltsame Geschichte erzählt wurde, mit der Entgegnung etwas unvorsichtig gewesen. Ja, ich glaube sogar, ich habe unsere beiden geschätzten Mitglieder beleidigt, das mag man mir altem Soldaten, der schon anno 1870 in mancher Schlacht gekämpft, zu gute halten. Ich bin eben ein bißchen rauh, aber das ist nicht so gemeint. Ich denke, es ist das beste, wir schweigen über die ganze Sache. Es gibt eine sonderbare Krankheit, die man zuweilen mit dem Namen Höhenrausch bezeichnet und ich glaube auch jetzt noch, daß unsere beiden Freunde, denn so nenne ich sie, in der furchtbaren Höhe in erhitzten Sinnen Dinge gesehen haben, die gar nicht existieren. Halluzinationen, wie sie häufig selbst den heldenkühnsten Menschen widerfahren. Das glaube ich. Sollte es aber dennoch so sein und ein Fahrzeug existieren, welches alles übertrifft, was sich der menschliche Geist vorstellt, nun wohl, so werden wir ja noch weiteres darüber hören. Also einstweilen erbitte ich Stillschweigen, ja, ich verpflichte die Herren sogar dazu. Sie kennen das schnelle Urteil der oberflächlichen Menge und ich möchte unsere beiden Freunde nicht lächerlich machen.« Diesen Worten stimmten alle zu und bald trennten sich die Herren, indem sie sich gegenseitig das Versprechen gaben, über das seltsame Ereignis Stillschweigen zu bewahren. Aber schon am nächsten Tage kam eine Nachricht, welche die Mitwissenden aufs höchste befremdete. Da war nämlich ein zweiter Ballon der Dauerfahrer wegen mangelhafter Ventile hart an der Grenze des französischen Gebiets niedergegangen. Die Insassen des Ballons kamen am nächsten Tage nach Paris zurück, aber auch sie hatten von einer merkwürdigen Erscheinung zu erzählen. Sie meldeten nämlich, daß sie in der ersten Morgendämmerung einen langen, grauen Körper bemerkt hätten, der in großer Höhe dahinsauste und offenbar direkt gegen den Wind fuhr. Die Herren hatten diese sonderbare Erscheinung nur undeutlich sehen können und da dieser merkwürdige Gegenstand sich sehr schnell bewegte, so meinten sie, es wäre ein Meteor, welches die Atmosphäre der Erde kreuzte. Freilich erschien diese Erklärung wenig plausibel, denn da hätte ja ein solcher fremder Weltkörper glühen müssen. Allerdings wollte auch einer der beiden Insassen in der Gondel einen hellen Schein gesehen haben, der aber bald wieder verschwand. »Er war nicht rotglühend,« berichtete er, »sondern schneeweiß, er sah fast aus wie der Lichtkegel eines Scheinwerfers, aber er dauerte nur einen flüchtigen Augenblick, dann war schon alles wieder verschwunden.« Die Herren des Komitees aber sahen sich befremdet an, denn jetzt wurde die Sache immer rätselhafter. Sie glaubten nicht mehr an ein Märchen und an Halluzinationen, sie waren ganz betroffen bei dem Gedanken, daß ein lenkbares Luftschiff von solchen Dimensionen existierte. Aber zu welchem Staate konnte das gehören? Wer hatte dies Schiff erbaut? Aus Deutschland kam es nicht, das hätten ja die Zeitungen gewiß berichtet, auch nicht aus England, da man trotz aller Geheimniskrämerei über eine solche wichtige Erfindung unmöglich Stillschweigen bewahren konnte. Andere Länder aber besaßen keine lenkbaren Luftschiffe. Hier kam nur noch Amerika, die Vereinigten Staaten, in Betracht. Sollte dort vielleicht in aller Stille ein solch merkwürdiges Fahrzeug erbaut worden sein? -- Aber wozu hatte sich dann jener Mann in der blauen Kapitänsuniform maskiert? Weshalb hatte er sich den grauenvollen Namen Kapitän Mors beigelegt? Diesen Namen des Todes, weshalb hatte er die geheimnisvolle Warnung den Luftschiffern zugerufen. Das waren ja Rätsel über Rätsel. Wenige Stunden später gingen vertrauliche Anfragen von diplomatischer Seite ab, hauptsächlich nach den Vereinigten Staaten, Depeschen wurden gewechselt, aber die Antworten brachten keine Aufklärung. In den Vereinigten Staaten war nichts über ein lenkbares Luftschiff bekannt, und die Versuche, die man dort anstellte, befanden sich noch in den Anfängen. Nun wartete man noch auf die Nachrichten von den anderen Dauerfahrern. Man mußte sich in Geduld fassen, da die Luftschiffe bei dem günstigen Winde meist über Deutschland hinweg nach den russischen Städten getrieben waren. Einzelne landeten in Ungarn, aber deren Insassen hatten nichts Absonderliches gesehen. Nun harrte man voller Ungeduld auf die Nachrichten der übrigen Dauerfahrer, welche bei den mangelhaften Verkehrsmitteln im südlichen Rußland erst nach Ablauf einer Woche erwartet werden konnten. Das Komitee befand sich in fieberhafter Spannung, nicht minder die beiden Luftschiffer, welche die seltsame Begegnung gehabt hatten. Die letzteren hatte man durch gütliches Zureden wieder versöhnt und sie bewogen, die rätselhafte Begegnung in den Lüften geheim zu halten. Das wurde auch gern zugestanden, da man den Spott und Hohn der großen Menge fürchtete, diese hätte ja nie und nimmer eine solche Geschichte geglaubt, das hätte man für eitel Fabel, ja für hellen Wahnsinn gehalten. Endlich kamen die langersehnten Nachrichten, Depeschen trafen ein, in denen die Dauerfahrer ihre Erlebnisse meldeten. Die meisten waren alle tief im Innern Rußlands gelandet, ein Ballon war sogar um ein Haar ins Schwarze Meer geraten. Nur ein Luftschiff fehlte noch. Dieses schien am weitesten geflogen zu sein. Und wieder kam ein Tag, da klapperten die telegraphischen Apparate. Eine Depesche kam aus dem fernsten Rußland, vom Uralgebirge, an Asiens Grenzen. Es waren die noch Vermißten, und das Komitee, dem die Ankunft der Depeschen gemeldet war, begab sich in größter Eile nach der Station, wo man die Depeschen aufnahm. Die Leitung mochte nicht recht in Ordnung sein, denn die Depesche langte zwar an, aber in verschiedenen Pausen, die teilweise halbe Stunden dauerten. Zunächst meldeten die Luftschiffer im Triumph, daß sie jedenfalls den Weltrekord geschlagen hätten. Sie berichteten, daß sie sich bereits auf der Heimreise befänden. Schon wollte das Komitee die Depesche als beendet erklären, da begann der Apparat plötzlich von neuem zu ticken. »Ja, das verstehe ich nicht,« sprach der Telegraphenbeamte, als er auf die Typen sah, welche durch den Apparat direkt auf die Papierstreifen gedruckt wurden. »Das sind ja ganz sinnlose Worte, die Telegraphenleitung in Rußland muß völlig in Unordnung geraten sein. Oder der Telegraphist ist betrunken.« »Nein, nein,« sprach der alte Herr, indem er sich eiligst hinzudrängte, »das ist die Chiffreschrift unserer Gesellschaft. Geben Sie her, das ist noch eine besondere Meldung.« Der Apparat tickte noch immer, die scheinbar sinnlosen Worte reihten sich eins an das andere. Dann kam plötzlich jenes Signal, welches das Ende der Depesche verkündete. Kopfschüttelnd überreichte der Beamte dem Greise die beschriebenen Papierstreifen. Der alte Herr verließ die Station mit auffallender Hast, ihm folgten die übrigen Herren, die sich draußen im Flur um den Vorsitzenden drängten. »Was bedeutet dies?« fragten verschiedene Stimmen hastig. »Sie haben die Chiffreschrift gelesen? Was enthält der geheimnisvolle Schluß dieser langen Depesche?« Der Greis machte ein sehr ernstes Gesicht. »Meine Herren,« sprach er leise. »Wir haben unseren beiden Mitgliedern, welche die Begegnung meldeten, Unrecht getan. Hier ist schon die dritte Bestätigung, daß ein solch merkwürdiges Fahrzeug existiert. Einen Augenblick, ich werde es Ihnen vorlesen.« Und mit ganz leiser, vor Erregung zitternder Stimme las der alte Herr die bedeutungsvollen Worte: »Sechs Stunden vor unserer Landung haben wir ein seltsames Luftfahrzeug gesehen, welches anscheinend in großer Höhe dahinsauste. Es verfolgte die Richtung nach Südosten, es flog den südlichen Steppen Rußlands zu, anscheinend, um den Kaukasus zu erreichen. Das Luftschiff schien sehr groß zu sein, sein Aussehen war fremdartig; weiteres werden wir mündlich mitteilen.« Der alte Herr faltete die Depesche zusammen. »Hier waltet ein Geheimnis ob,« sprach er. »Hier befindet sich ein Mann im Besitze eines Fahrzeuges, wie es sich nicht einmal die kühnste Phantasie vorstellen kann. Meine Herren, wir wollen nur hoffen, daß dieser geheimnisvolle Maskierte seine offenbar geniale Erfindung nicht zu dämonischen Zwecken benutzt. Wäre dies der Fall, so müßte es geradezu entsetzlich sein, dann kann ich mir die Folgen noch gar nicht einmal ausmalen. Seien wir offen, meine Herren, der Besitz eines solchen Fahrzeuges macht diesen Mann zum Herrn der halben Welt, es ist kein Zweifel, dieser seltsame Maskierte, der sich Kapitän Mors nennt, ist der Beherrscher der Lüfte!« 3. Kapitel. An der Stätte einstigen Glückes. Die Gondelinsassen des Ballons, der tausend und abertausende von Kilometern zurückgelegt hatte, ehe er an Asiens Grenzen landete, hatten das wunderbare Luftfahrzeug gleichfalls gesehen. Und sie irrten sich auch nicht, als sie behaupteten, dasselbe wäre in der Richtung des Kaukasus von dannen gefahren. Das Luftschiff hatte jene Richtung eingeschlagen, nach Georgien, nach den Landschaften, die zwischen dem Kaspischen und dem Schwarzen Meere lagen. Es war ein herrlicher Morgen, die Sonne beleuchtete eine wunderbare Landschaft, man konnte glauben, daß sie den deutschen Alpen angehörte. Nadelwaldungen bedeckten die Berghänge, hier und da sah man grüne Wiesen, tiefer unten in den Tälern schäumten kristallklare Flüsse. Hoch oben zeigten sich die Berge, von denen die höchsten in Schnee und Eis glänzten, sonst aber war in dieser herrlichen Gegend kein Mensch zu sehen. Dieses prächtige Tal schien gemieden zu sein, man sah nur einige Vögel, welche über den Tannenwäldern kreisten, Raubvögel, die offenbar nach Beute suchten. Plötzlich hielten die Raubvögel in ihren regelmäßigen Kreiszügen inne. Sie kreischten, schlugen mit den Flügeln und schwangen sich dann schnell hinweg, um pfeilschnell in den Tiefen der Abgründe zu verschwinden. Was war das für eine Störung, welche die Segler der Lüfte von dannen trieb? Das war sicherlich jener graue, seltsame Gegenstand, der plötzlich zwischen den Kuppen zweier himmelhoher Berge hindurchschoß. Pfeilschnell bewegte sich diese fremdartige Erscheinung durch die Lüfte, aber jetzt begann sie sich zu senken, die merkwürdige Erscheinung schien noch immer in der Luft etwas über den Abhängen der Berge entlang zu sausen. Sie fuhr über die Tannen und Fichten dahin und jetzt näherte sie sich den grünen Wiesen. Ja, das war jenes seltsame Luftschiff, welches die Franzosen gesehen hatten, dieses sonderbare Fahrzeug, welches so plötzlich auftauchte, daß man ein Phantom zu sehen glaubte. Hart über einem Felsplateau, über einer Lichtung, blieb es plötzlich stehen. Die Flügel wirbelten nicht mehr, doch schien eine geheimnisvolle Gewalt es zu regieren. Es stand fast unbeweglich, ungefähr zwanzig Meter über dem Boden. Dann hörte man wieder jenes seltsame Klappen, und im selben Augenblick fiel eine lange, aus Seide geflochtene Strickleiter herab. Kaum berührte diese den Boden, da kletterte auch schon ein Mann aus dem Luftschiff, der Mann in der blauen Uniform, der auch jetzt die Maske trug. Hinter ihm aber kletterte eine zweite Gestalt hinab, die gleichfalls ein ungewöhnliches Aussehen darbot. Nein, das war kein Sohn der weißen Rasse, die buntfarbigen Gewänder, welche die geschmeidige, aber sehnige Gestalt umhüllten, deckten braune Glieder, dieser noch junge Mann war sicherlich unter glühender Sonne aufgewachsen. Er folgte dem Vorankletternden mit größter Gewandtheit. Beide erreichten schnell hintereinander den Boden. Der zweite Mann war nicht maskiert, sein junges, braunes Gesicht besaß einen eigentümlich träumerischen Ausdruck, fast sanft, ja weiblich, nur wenn die Augen aufglühten, gewahrte man, daß auch dieser Mann unbezähmbare Energie besitzen mußte. Er war der Angehörige eines edlen Volkes, die feingebogene Nase, die ebenmäßigen Gesichtszüge verrieten den Inder. Dieser junge Mann, der in bescheidener Haltung neben dem Maskierten in der blauen Kapitänsuniform stand, war sicherlich ein Hindu, ein Sohn des Landes, welches die Engländer beherrschen. Jetzt sah er unverwandt auf seinen stolzen Begleiter, dessen breite Brust krampfhaft arbeitete. Die Teile des Gesichts, welche die Maske nicht bedeckte, waren jetzt totenbleich und ein dumpfer, stöhnender Seufzer verriet, daß dieser Mann mit aller Macht gegen eine furchtbare Erregung kämpfte. »Sahib,« sprach der junge Hindu sanft in der wohllautenden Sprache seiner Heimat. »Sahib, warum seid Ihr wieder hierhergekommen? O, Herr, Ihr wißt, daß es für Euch eine Qual ist, eine Marter, die Euch das Herz zerfleischt, und dennoch sucht Ihr von Zeit zu Zeit diese Stätte auf, um Euch zu peinigen.« »Du hast recht, treue Seele,« tönte es von den bärtigen Lippen des Maskierten. »Keine Marter der Hölle ist so furchtbar wie die Pein, welche ich beim Besuch der Stätte empfinde, wo ich einst das größte Glück der Welt gefunden zu haben meinte. Aber ich kann nicht anders, es treibt mich immer wieder hierher. Vielleicht, daß die Zeit es dahin bringt, daß ich nicht mehr so an die Vergangenheit denke, wie jetzt. Aber wenn ich auch fliegen kann, so weit der Himmel blau ist, wenn die Erde, wenn das Weltall mir offen steht, eine finstere Gewalt gibt es, die mich immer wieder hierherführt, wo ich einst so glücklich gewesen. Komm, ich muß die Stätte wiedersehen.« Der Maskierte stürmte voran und brach sich durch das Gebüsch Bahn, daß die Zweige links und rechts zurückschlugen. Er war jetzt übrigens bewaffnet, in dem Gürtel, der seine Hüften umschloß, steckten zwei Revolver, die jeden Augenblick zum Feuern fertig schienen. An seiner Linken hing ein schwerer Degen in schwarzer Lederscheide, eine Waffe, die nur eine sehr starke Hand zu schwingen vermochte. Auch der indische Diener, denn ein solcher war er offenbar, trug Waffen, unter seinem weißen, burnusähnlichen Obergewand sah man die Griffe von silberbeschlagenen Pistolen, ferner eins der seltsam geformten indischen Schwerter, dessen Griff von Juwelen funkelte. Durch das Tannengestrüpp ging es hindurch, zuweilen raschelte es hier und dort, dann blieben die Männer stehen, aber es war nur ein aufgestörter Fuchs oder anderes Wild, welches das Weite suchte. »Herr,« sprach der Inder plötzlich. »Die Menschen meiden dieses Tal, in welchem das Wild wohnt. Ihr werdet an dieser Stätte keine Fremdlinge finden.« »Ich möchte es auch niemand raten,« knirschte der Vorangehende. »Wehe dem, der es wagt, die Grabesruhe zu stören. Ich bin kein Dämon, kein Teufel, aber hier würde ich jeden Störenfried vernichten. Doch da sind wir, da ist's, es ist alles noch unverändert!« Er nahm die Mütze mit dem goldenen Streifen ab, der indische Diener aber kreuzte die Arme über der Brust und neigte sich tief, als ob er jemandem seine Ehrerbietung bezeugte. Da war eine Lichtung und auf dieser Lichtung sah man die Trümmer von Gebäuden. Hier schien ein großes Gehöft gestanden zu haben, von dem jetzt nur noch die Grundmauern zu sehen waren. Auch diese wurden bereits von Gestrüpp überwuchert. Deutlich sah man noch eine große Umfassungsmauer, und darinnen die Ueberreste von größeren und kleineren Gebäuden. Hier mußte ein gewaltiges Feuer getobt haben, denn man sah an den Steinen noch die Brandspuren; hier und dort gewahrte man auch die Reste verkohlter Balken. Der Maskierte ließ seine flammenden Augen über die Trümmerstätte gleiten, dann wendete er sich plötzlich und schritt nach dem Rande des Waldes. Dort sah man drei Hügel, aber auf diese Hügel waren schwere Steine gewälzt, so schwer, daß sicherlich eine Anzahl starker Männer dazu gehört hatten, um diese Felsblöcke auf die Hügel zu wälzen. Und wieder klang das dumpfe Stöhnen von den Lippen des Maskierten. Bei dem größten der Hügel warf er sich zu Boden. Und dieser Mann, der sonst wie von Eisen schien, der preßte jetzt völlig gebrochen seine Stirn auf die kahlen Felsblöcke. »Da ruhen sie!« keuchte er endlich. »Steine mußte ich hier auftürmen lassen, damit die Wölfe und die Bären die Toten nicht ausgruben. Die raubgierigen Bestien habe ich abgewehrt, aber die Gedanken kann ich nicht abwehren. Und immer wieder kommen sie und martern mich! Damals habe ich geglaubt, der Glücklichste der Menschen zu sein, und wie lange hat es gedauert, ein paar kurze Jahre, dann war alles dahin! O, die Hunde, die Bestien, die mein Glück vernichtet haben. Diese Elenden, welche ich auf dem ganzen Erdenball suchen will. Die auch mich zugrunde richteten. Die es dahin brachten, daß man mich wie einen gemeinen Verbrecher verfolgte. Mich, der in seinem ganzen Leben nichts anderes getan hat, als Menschenrechte hochgehalten. Das war diesen Schurken ein Dorn im Auge, sie wußten, wo sie mich trafen. Ha, die Nacht steht noch vor meinen Augen, als ich zurückkehrte und von fern die Feuersglut gewahrte, als ich, wie ein Rasender herbeistürmend, nur noch die Leichen meiner Lieben fand. Ermordet hat man sie, erbarmungslos ermordet. Alles, was ich besaß, vernichtet, mich aber hat man zum Geächteten erklärt, für einen Schurken, der den Tod durch Henkershand verdiente. Sie glaubten ja leichtes Spiel zu haben, diese Halunken, welche mich um mein Glück beneideten.« »Faßt Euch, Herr,« sprach der Inder, in dessen sonst so flammenden Augen helle Tränen glänzten. »Ihr macht Euch noch elend.« »Nein,« sprach der Mann, indem er sich hastig emporrichtete. »Ich habe es überwunden. Alles hat man mir genommen, alles, sie glaubten schon ihr Ziel erreicht zu haben. Aber eins konnten sie mir doch nicht nehmen, mein Genie und mein Wissen. Das war ihnen nicht möglich. Und das habe ich benutzt, damit habe ich jenes Fahrzeug erbaut, mit welchem ich den Ozean der Lüfte durchkreuze. Das Verweilen auf der Erde haben sie mir unmöglich gemacht, die Bestien, gut, jetzt bin ich der Herrscher der Lüfte geworden!« Jetzt war dieser Mann wieder der Alte. Wohl streifte noch ein Blick furchtbarsten Schmerzes die steinernen Hügel, unter denen die Toten schlummerten, aber dann glühten seine Augen in einem furchtbaren Feuer. Es war das Feuer der Rache. »Ja, an diesen Gräbern habe ich geschworen,« fuhr er fort. »Da habe ich es gelobt, daß ich Rache nehmen will. Rache zunächst an den Schurken, die mich entehrten, die mich in den Augen der Welt zum Verbrecher stempelten, Rache an den Vernichtern meines Glücks, denen gilt zuerst mein Suchen. Aber dann kommen andere an die Reihe, überall will ich erscheinen, wo Unrecht getan wird. Ueberall will ich, Kapitän Mors, auftauchen, erscheinen wie der Blitz aus heiterem Himmel, mit meinem wunderbaren Fahrzeug, welches mir Macht verleiht, will ich als rächender Vergelter auftreten. Die ganze Erde will ich ruhelos durchkreuzen, nicht eher will ich sterben, als bis ich dieses Lebenswerk vollendet habe. Nur einmal noch mußte ich vorher die Stätte meines ehemaligen Glückes wiedersehen! Jetzt beginnt die Zeit der Rache!« Er wendete sich hastig um und drückte die Mütze auf das braune Haar, mit festen Schritten wendete er sich von der ehemaligen Ansiedlung, die jetzt von allen Menschen gemieden zu werden schien. »Herr, wo wollt Ihr die Elenden suchen?« fragte der Inder. »Ihr wißt ja selbst noch nicht, wo Ihr sie finden könnt. Ihr habt diejenigen, die damals Euer Glück vernichteten, kaum gesehen. Wer weiß, was aus ihnen geworden ist. Auch sie sind vielleicht elend zugrunde gegangen!« »Nein,« schrie der Maskierte mit furchtbarer Stimme. »Dann gäbe es keine Gerechtigkeit mehr auf der Welt. Ich fühle es, noch kann ich Rache nehmen, ich will sie suchen, ich werde sie finden. Auf meinem Fahrzeug kann ich überall hingelangen. Zurück zum Luftschiff, welches mich blitzschnell von dannen trägt, in die höchsten Höhen des Luftmeers, dahin, wo noch nie ein Mensch gelangte. In die unerforschten Regionen des Erdballs, und vielleicht später, wenn mein Genie noch andere Verbesserungen getroffen, gar ins Universum, in die Sternenwelt. Mir ist nichts unmöglich!« Bewundernd sah der Inder auf den stolzen Mann, der jetzt mit hastigen Schritten von dannen ging. Es war, als wollte er dem Ort entfliehen, an dem er einst so glücklich gewesen. In rasender Hast eilte er zu dem Luftschiff, gefolgt von seinem Begleiter. Hinauf kletterten die beiden, dann hörte man den schrillen Ton einer Glocke, die Strickleiter verschwand, die Maschine knatterte, und stolz wie ein Aar erhob sich das lenkbare Luftschiff empor zur Morgensonne. 4. Kapitel. Die Verschwörer. Langsam sank die Sonne im Westen und vergoldete mit roten Gluten den Spiegel des Schwarzen Meeres. Aus den Dünsten ragten die Türme der Hafenstadt Odessa hervor, jener Stadt, die in der Zeit der russischen Unruhen eine große Rolle spielte. Die Sonne beglänzte die Hafenanlagen und den mächtigen Wellenbrecher, überall sah man die Masten von Schiffen, welche im Hafen eingelaufen waren. Am Kai bewegte sich eine Menge Menschen dahin, Arbeiter, Kaufleute, Soldaten, ein emsiges Hasten und Treiben, wie es in Hafenstädten immer zu finden ist. Und dennoch lastete es wie Gewitterschwüle über dieser Menge, wohin man blickte, sah man ängstliche Gesichter, besonders die vielen Juden, die man hier erblickte, zeigten eine Angst, die sie vergeblich zu verbergen suchten. Es lag etwas in der Luft, das Verderben schien über dieser Stadt zu schweben, welche in der Geschichte der russischen Unruhen eine so verhängnisvolle Rolle spielte. Die unheimlichen Kerle, welche zuweilen in den Nebengassen auftauchten, warfen verdächtige Blicke nach allen Seiten. Sie verschwanden, wenn Polizisten oder Abteilungen von Soldaten auftauchten, kamen aber bald wieder zum Vorschein. Dann flüsterten sie zusammen, dann machten sie grimmige Gesichter und nicht selten drohten sie den geängstigten Juden mit ihren Knüppeln, worauf die Hebräer eiligst die Flucht ergriffen. Aber auch am Hafen schien etwas nicht in Ordnung zu sein, denn da standen viele Leute, welche auf die mächtige Wasserfläche hinausblickten. Sie schauten alle in die Ferne, als ob sie dort etwas besonderes zu sehen erwarteten. Dabei wurde viel geflüstert und geraunt, es schien irgend etwas nicht in Ordnung zu sein, was es aber war, konnte niemand sagen, ja vielleicht wußten es die Neugierigen selber nicht. Endlich versank die Sonne blutrot, gleichsam wie eine üble Vorbedeutung, die Menge am Strande begann sich zu zerstreuen, zumal jetzt die patrouillierenden Soldaten rücksichtslos den Hafen von dem Gesindel säuberten. Einige gutgekleidete und respektabel aussehende Männer hatten schon vorher den Hafen verlassen. Sie standen an den Molen und blickten unverwandt in die See hinaus. Jetzt gingen sie schnell von dannen, aber nicht nach der Stadt, sondern am Alexandrowskyplatz vorüber, nach jenen parkartigen Gebieten, welche den Namen Datschen führen. Da lagen der städtische botanische Garten, die Friedhöfe und weiterhin einige Kasernen, an der Straße aber, die mitten durch dieses parkähnliche Terrain führte, erhoben sich hier und da stattliche Landhäuser. Sie besaßen meist große Gärten, und waren durch größere Strecken des Parkes von einander getrennt. Nach einem dieser Landhäuser gingen drei Männer, die man für wohlhabende Bewohner von Odessa halten mußte. Sie standen in mittleren Jahren und ihre Gesichter, die vorher harmlos drein geblickt, nahmen, als sie das Landhaus betraten, einen ganz anderen Ausdruck an. Wer in die Augen dieser Leute blickte, konnte sich vor ihnen fürchten. Im Landhause selbst befanden sich Leute, die wie Diener gekleidet waren, die drei Ankömmlinge aber auffallend vertraulich begrüßten. Diese erwiderten die Grüße in gleicher Weise. Einer der Männer fragte: »Nun, wie ist es? Noch nichts zu sehen?« »Nein, gar nichts,« grollte der eine der Zurückkehrenden. »Auf der See war keine Spur von einem Schiffe zu erblicken. Wir sind schon in höchster Unruhe, am Ende ist alles mißglückt und dann wären unsere Unternehmungen unmöglich geworden. Nur mit Hilfe der Schiffe können wir etwas erreichen und unsere weitreichenden Pläne ausführen.« »Sie werden schon kommen, Väterchen,« erwiderte der andere zuversichtlich. »Es sind Männer von Stahl und Eisen, vielleicht ist die günstige Zeit noch nicht gekommen. Aber sie kommt ganz gewiß. Vielleicht schon in dieser Nacht, denn schließlich hat es ja keine Eile.« »Gewiß hat es Eile,« zischte der andere, indem er mit dem Fuß auf den Boden stampfte. »Lange läßt es sich nicht mehr geheim halten. Wenn man erst Verdacht schöpft, wird die Hälfte unserer Pläne vereitelt. Urplötzlich muß die Ueberraschung kommen, dann sind wir die Herren des Schwarzen Meeres, dann sind alle anderen ohnmächtig, dann werden wir unsere Bedingungen vorschreiben, von allen Hafenstädten riesige Kontributionen fordern und die Schiffe mit Schätzen beladen.« Kein Zweifel, hier war eine Verschwörung im Gange, aber der Sprechende brach schnell ab und ging mit seinen beiden Begleitern die Treppe hinauf, während die übrigen Männer unten zurückblieben. »Sollen wir nicht Ausguck halten?« rief der eine der vermeintlichen Diener den Hinaufgehenden nach. »Ist nicht nötig,« lautete die Antwort. »Um Mitternacht gehen wir selbst auf das flache Dach. Uebrigens wird die Nacht dunkel werden. Sollten die Schiffe kommen, so hören wir ja ihre Signale, auch müssen wir dann die Scheinwerfer gewahren. Haltet nur gute Wacht und beobachtet die Straße. Sollten unvermutet Polizisten oder Soldaten nahen, so gebt ihr sofort das Warnungszeichen. Aber es hat keine Eile, wir müssen nur für alle Fälle vorsichtig sein.« Wenige Minuten später befanden sich die drei Männer oben in einem Gemach, dessen Türe sie hinter sich verriegelten. »Was meint Ihr?« fragte der eine, der offenbar eine gewisse Autorität besaß und den seine Gefährten Orloff nannten. »Habt ihr Vertrauen zu Matuschewko, glaubt ihr, daß er seine Pläne durchsetzt? Was meint Ihr, Gregor, Wassil, seid Ihr auch jetzt noch überzeugt, daß ich den richtigen Mann auf die Schiffe schickte?« »Ja, wir sind der festen Überzeugung,« erwiderte Wassil, indem er mit seinen Begleitern bezeichnende Blicke tauschte. »Matuschewko ist der richtige Mann, der besitzt Energie und Tatkraft, der wird die erste Gelegenheit benutzen, der ist wild wie ein Tiger und wird alles über die Klinge springen lassen.« »Ja, wild ist er,« erwiderte Orloff gedankenvoll. »Wild, wie eine Bestie, mir wäre es lieber, er würde besonnener sein. Da könnten wir weit mehr erreichen.« »Was siehst Du denn so gedankenvoll vor Dich hin?« fragte Gregor den Unheimlichen, als er plötzlich wie geistesabwesend in die Ecke starrte. »Ach, ich denke eben an den Ingenieur,« lautete die Antwort, »Ihr wißt doch, wen ich meine, an diesen Narren, von dem man nicht wußte, woher er stammte. Er sagte einmal, er wäre ein Deutsch-Amerikaner und stamme von deutschen Eltern, sei aber jenseits des Weltmeeres geboren. Möglich, daß es die Wahrheit gewesen ist. Das war ein Mann, wenn der auf unsere Pläne eingegangen wäre. Mit seiner Hilfe hätte uns die Welt gehört. Aber dieser Narr hatte ja moralische Anwandlungen und als er merkte, was wir beabsichtigten, da wies er uns streng zurück, da drohte er, unsere kühnen Pläne der Regierung zu verraten.« »Das ist ihm auch schlimm bekommen,« erwiderte Wassil, »ein Glück ist es nur, daß wir uns ihm nie zu erkennen gaben, daß wir immer in entstellender Kleidung mit ihm verkehrten. Sonst säßen wir vielleicht jetzt in Sibirien oder hätten unter Henkers Hand geendet. Geschickt war er, solchen Menschen gibt es wohl kaum wieder. Aber als wir bemerkten, daß er von unseren Plänen nichts wissen wollte, als er forderte, daß wir jene Tat unterlassen sollten, die er Verbrechen nannte, da haben wir es dem Narren heimgezahlt. Er glaubte schon auf dem Gipfel seines Glücks zu stehen, da am Kaukasus, in Georgien hatte er sich angesiedelt, da wollte er seine verrückten Ideen von Menschenrechten verbreiten. Er war ja ein Mensch, der solchen verschrobenen Ideen nachgrübelte. Aber wir haben ihn unschädlich gemacht, wir haben ihm gezeigt, was es heißt, wenn man uns beleidigt oder wenn man uns gar zu drohen wagt. Haus und Hof haben wir ihm in Flammen aufgehen lassen und alles totgeschlagen, was sich dort befand, ein Unglück war es nur, daß er gerade nicht in seiner Besitzung weilte, sonst hätte er ja auch dran glauben müssen. Aber auch so haben wir uns gerächt, wir haben es durch Schlauheit, durch List und gefälschte Papiere dahingebracht, daß er als einer der verworfensten Verbrecher galt, daß man seinen Steckbrief überall hinschickte, daß man ihn wie ein wildes Tier hetzte, wer weiß, wo er im Elend und Jammer zu Grunde gegangen ist. Aber es war schade um ihn, er konnte unglaubliche Dinge vollbringen, ich staunte, als er mir einmal seine Pläne und Entwürfe zeigte, seine Experimente, es war nur eine kurze Zeit, aber ich habe da wunderbare Dinge gesehen. Was nur aus jenen Papieren geworden sein mag. Ich glaube, er hat sie immer bei sich getragen.« »Laß den Narren,« rief Orloff, »den hat schon längst der Teufel geholt. Jetzt denke an unsere Pläne, an unser großartiges Werk, welches uns die Herrschaft über das Schwarze Meer sichert. Wein her, wir wollen trinken! Die neblige, naßkalte Luft am Hafen hat uns durch und durch erkältet. Und um Mitternacht wollen wir auf das flache Dach hinaufsteigen.« Der Wein wurde gebracht, und die Verschwörer, denn nur um solche konnte es sich handeln, begannen zu zechen. Erst als die Uhr die Mitternachtsstunde verkündete, erhoben sie sich mit roten Köpfen, zogen ihre Mäntel an und verließen das Zimmer. Von hier aus führte eine Treppe nach dem flachen Dache, wie es bei vielen Landhäusern am Strande des Schwarzen Meeres der Fall ist. Das Dach selbst war ziemlich groß und mit einem Geländer umgeben, oben befand sich eine Art Dachgarten mit Bänken. Von hier aus hatte man einen prächtigen Blick auf das Schwarze Meer, über welchem jetzt die Schatten der Nacht lagen. Die Blicke der Männer richteten sich in das Dunkel. Sie sahen die Leuchtfeuer des Hafens, die Lichter von Odessa, auch die kleinen Lichter auf den Schiffen, die im Hafen ankerten. Auf der See selbst aber war alles schwarz und dunkel. »Ich sage es ja,« rief Gregor plötzlich. »Es scheint noch nicht gelungen zu sein. Vielleicht ist der Matuschewsko zu hitzig vorgegangen und hat alles verdorben. Dabei haben wir ihm doch unablässig Vorsicht gepredigt, ihm ans Herz gelegt, nichts zu überstürzen. Hölle und Verdammnis, wenn Matuschewsko sich vorzeitig verraten hätte, oder gar in Gefangenschaft weilte!« »Er verrät uns nicht,« sprach Orloff, »ganz gewiß nicht, eher läßt er sich in Stücke schneiden.« »Nun, darauf möchte ich nicht schwören,« bemerkte Wassil, »Du kennst die Knute, Matuschewsko fürchtet das blanke Eisen nicht, wohl aber die Peitsche und wenn sie ihm damit zu sehr zusetzen, wenn sie ihn zuschanden schlagen, da möchte er doch alles verraten. Zum Teufel, wir müssen aufpassen. Dann sind wir unseres Lebens nicht mehr sicher!« Orloff hatte bei den letzten Worten gar nicht mehr hingehört. »Horcht,« sprach er plötzlich. »Habt Ihr nichts vernommen?« Die anderen verneinten. »Mir war es doch so,« entgegnete Orloff, »ich habe etwas gehört, als ob sich ein Mensch auf dem Dache befände. Es war wie ein dumpfes Keuchen und es war in unmittelbarer Nähe.« »Ach Unsinn,« brummte Gregor, »das war der Nachtwind.« »Nein, nein, das war ein ganz verdächtiger Laut,« begann Orloff wieder. »Es ist nur so verdammt dunkel, aber wir müssen mal nachsehen. Bedenkt, wenn uns jemand hier belauscht hätte.« »Bilde Dir doch nichts ein,« mischte sich jetzt Gregor in das Gespräch. »Wer soll denn hier heraufklettern. Das bekäme ja nur ein Vogel fertig. Der einzige Weg zum platten Dach führt in unsere Zimmer und die halten wir doch verschlossen.« Orloff aber gab sich doch nicht zufrieden, und er war gerade im Begriff, auf dem flachen Dache herumzusuchen, als ihn ein leiser Aufschrei Wassils ablenkte. »Sieh, sieh dort,« rief der Verschwörer. »Blicke nach der See, da sind die Signale, sie sind es! Matuschewsko hat seine Sache gut gemacht. Jetzt läßt er die Scheinwerfer spielen.« Und so war es auch, denn jetzt sah man draußen auf der See in der Dunkelheit grelle Lichtblitze, weiße, zuckende Lichtkegel, die über den Himmel dahinglitten. Und diese Lichtkegel konnten nur von Schiffen ausgehen, die aus der Ferne herandampften. Im Nu hatten die Verschwörer alles andere vergessen, sie dachten nicht mehr an jenes verdächtige Geräusch, an die merkwürdigen Worte Orloffs, sie tanzten vor Freude auf dem flachen Dache herum und gebärdeten sich wie die Unsinnigen. Und immer wieder sah man draußen in der Finsternis die Scheinwerferblitze, welche sicherlich von nahenden Schiffen herrührten. »Hinab, hinab,« rief plötzlich Orloff. »Rasch zum Hafen, wir müssen ihnen entgegengehen und Signale geben. Morgen früh beherrschen wir Odessa.« Im Nu rannten die drei Männer die Treppe hinunter, die Falltür fiel krachend zu. Oben auf dem Dache blieb alles still, aber dort bewegte sich jemand, einer, der auf der Lauer gestanden, denn hinter den Orangenbäumen des Dachgartens stand eine dunkle Gestalt, die man nicht deutlich zu erkennen vermochte. Wieder schallte das dumpfe Keuchen, welches Orloff vernommen zu haben glaubte, jetzt vernahm man aber auch eine halblaute Stimme. »Sie waren es, sie sind es gewesen,« klang es in seltsamen Lauten. »An den Stimmen habe ich sie wiedererkannt, die Elenden, welche mich einst zum Unglücklichsten aller Menschen machten. Aber es sind noch mehr, das sind nicht alle, die ich hier getroffen habe. Es sind noch mehr von diesen Schurken und ich ruhe und raste nicht, bis ich diese Erbärmlichen zur Verantwortung gezogen habe. Sie sinnen auf schmählichen Verrat, auf Empörung, auf Mord und Raub, aber ich werde ihre heimtückischen Pläne zerstören, die Welt von diesen Elenden befreien. Und jene muß ich haben, welche die Ursache meines Unglücks wurden. Richten will ich sie, und ein furchtbarer Richter werde ich sein. Grauenvoll, unerbittlich. Denn hier gibt es keine Gnade!« Dann stand der seltsame Mann, der auf rätselhafte Weise auf das Dach gelangt sein mochte und wartete. Er wartete bis unten das Tor des Landhauses geöffnet wurde, bis er hörte, wie eine ganze Anzahl Männer auf die Straße eilten. Er vernahm das Trappeln der Schritte, die sich in größter Eile nach der Richtung des Hafens bewegten. Dann geschah Seltsames. Sehen konnte man nichts, aber oben auf dem Dache des Landhauses zuckten dreimal rote Blitze, wie von einem Signal, und nach kurzer Zeit hörte man ein Sausen in der Luft, da schien sich etwas herabzusenken. Man hörte ein gedämpftes Knattern, als ob eine Maschine arbeitete. Trotz des Dunkels der Nacht sah man einen großen, unförmlichen Gegenstand über dem Landhaus schweben. Es klang, als ob etwas herabfiel, ein dunkler Schatten huschte schnell empor und verschwand in dem unförmlichen Gegenstand. Dann hörte man wieder das dumpfe Knattern, das Sausen und der gewaltige schwarze Schatten fuhr wie eine nächtliche Spukerscheinung empor in die Lüfte. 5. Kapitel. Der Schreckenstag von Odessa. Es war Morgen geworden, aber trübe und schwer hingen die Wolken herab, unablässig rieselte ein durchkältender, eisiger Regen hernieder. Und dennoch war ganz Odessa auf den Beinen, trotz des Wetters, in welches man, wie man zu sagen pflegt, keinen Hund hinausjagte, tausende von Menschen drängten sich mit angstvollen Gesichtern in den Straßen, tausende blickten mit ängstlicher Neugierde nach dem Hafen. Alle Bande der Ordnung schienen gelöst zu sein, nur ein Teil des Militärs konnte noch als zuverlässig gelten. Matrosen zogen singend, berauscht und brüllend durch die Straßen. Auf den Schiffen im Hafen zeigte sich kein Mensch, die Besatzungen der Handelsfahrzeuge waren alle entsetzt ans Ufer geflohen. Und das war kein Wunder, denn vor dem Hafen in drohender Nähe lagen schwarze Ungeheuer, größere und kleinere Schiffe, über denen die rote Fahne der Empörung wehte. Man sah da gepanzerte Schiffe, auch zwei Torpedoboote, ferner ein Fahrzeug, welches offenbar zum Transport von Kriegsvorräten diente, und alle schienen sich in den Händen von Meuterern zu befinden. Die Aufregung in der Stadt war grenzenlos, viele Familien flüchteten, ihre wertvollste Habe mitnehmend, zu Fuß aus der Stadt. Wagen waren um keinen Preis der Welt aufzutreiben. Der Bahndienst versagte, weil die Schaffner und das sonstige Dienstpersonal betrunken in den Schenken hockten. Allenthalben sah man bestürzte Gesichter. »Meuterer haben sich einiger Schiffe der Schwarzen Meerflotte bemächtigt,« hieß es. »Sie haben die Offiziere ermordet, sie haben das Banner der Empörung aufgezogen, die Stadt soll eine ungeheure Summe zahlen, andernfalls wollen die meuterischen Schiffe Odessa bombardieren.« Und das schien in der Tat so, denn die Mannschaften auf den Schiffen nahmen die drohendste Haltung an, sie hatten einen Boten geschickt, der von der Stadt Millionen als Lösegeld forderte. Andernfalls drohten sie, würden sie die Hafenstadt in Schutt und Asche legen. Die ersten Boten schickte man zurück, aber nun wurden die Meuterer dreist, sie schickten jetzt eine ganze Abordnung schwerbewaffneter Seesoldaten ans Land, um gebieterischen Tones die freche Forderung zu wiederholen. Es drohte eine Katastrophe, es schien, als wolle sich ein Teil des Militärs den Meuterern anschließen, ein Teil der Truppen verweigerte den Gehorsam und blieb in den Kasernen, die übrigen hatten genug zu tun, um ihre widerspenstigen Kameraden in Schach zu halten. Jeden Augenblick mußte das Gefürchtete eintreten. Man wagte es gar nicht, den Meuterern, die jetzt bewaffnet am Lande erschienen, Widerstand entgegenzusetzen. Daß sie von jemand gelenkt wurden, war ohne allen Zweifel. Und das mußten Verschwörer sein, die nicht zu der gewöhnlichen Schiffsbesatzung gehörten. Auf dem Transportschiff befanden sich diese Leute, die Häupter derselben waren Orloff, Gregor und Wassil, welche jetzt die Masken von sich warfen. Von dem Transportschiffe aus, welches gleichfalls bewaffnet war, dirigierten sie die Meuterei und sie taten das aus schlauer Berechnung. Wenn die Batterie am Strande Feuer eröffnete, so würden sie sicherlich auf das von den Meuterern besetzte Panzerschiff schießen, weniger auf das Transportfahrzeug, welches man für ungefährlicher halten mußte. Es war dies ein Beweis, daß die Meuterer bedacht waren, ihr kostbares Leben zu erhalten. Die Verwirrung erreichte den höchsten Grad, da erschien plötzlich ein Mann in der Menge, dessen Auftreten einen gewaltigen Eindruck machte. Er trug einen Mantel, aber wenn derselbe sich ein wenig lüftete, so glaubte man eine blaue Uniform darunter zu bemerken. Der Mann hatte seinen Hut tief ins Gesicht gedrückt, sein linkes Auge war von einer schwarzen Binde bedeckt, die sein Gesicht völlig entstellte. Das rechte Auge aber blickte desto feuriger. Als dieser Mann, dessen hohes, gebietendes Wesen großen Eindruck machte, die zitternden Häupter der Stadt erblickte, drängte er sich plötzlich vor. Seine donnernde Stimme hallte wie das Dröhnen eines Ungewitters. »Wollt Ihr Euch von feigen Meuchelmördern einschüchtern lassen!« rief der Fremde, den niemand kannte, mit dröhnender Stimme, »wollt Ihr denen, die sich durch nichtswürdigen Verrat und Meuchelmord in den Besitz der Macht setzten, Unsummen auszahlen und dadurch erst das Verderben heraufbeschwören? Vorwärts, werft diese Meuterer aus der Stadt heraus und antwortet mit den Batterien!« Menschen sind oft seltsame Geschöpfe, dasjenige, was die Offiziere weder durch Drohungen, noch Bitten oder Befehle erlangen konnten, das geschah hier. Eine Abteilung Kosaken waren die ersten, welche sich blitzschnell auf die frechen Matrosen stürzten und wildes Jubelgeschrei erschallte, als diese großmäuligen Helden plötzlich ohne zu schießen, die Flucht ergriffen. Der Mann hatte es vollbracht, der Mann, welcher durch seine gewaltige Stimme und durch sein imponierendes Auftreten den Bann des Schreckens gebrochen. Dieser Mann war eine Strecke weit mit den Kosaken vorwärts gestürmt, jetzt überließ er ihnen die Verfolgung der flüchtenden Empörer. Niemand ahnte, daß dieser Mann, der durch sein großartiges Auftreten das Fürchterlichste abgewendet, derselbe war, den man einst allenthalben suchte, den man für einen Schreckensmenschen hielt, welcher nur den Tod durch Henkershand verdiente. Kapitän Mors, der Befehlshaber und Erbauer jenes seltsamen lenkbaren Luftschiffes, er war es, der durch sein Erscheinen die Stadt vom Schlimmsten gerettet. Jetzt schaute er düster nach dem Hafen hin, wo das Geschrei und Rufen der Menge ertönte. Zuweilen knallten Schüsse, man hörte den durchdringenden, gellenden Kampfruf der Kosaken, durch welchen sie sich gegenseitig anfeuerten. »Der Stein ist ins Rollen gebracht,« sprach er. »Ich habe es getan und dadurch das Schlimmste von der Stadt abgewendet. Ich weiß jetzt, wo ich die Elenden zu suchen habe, die einst mein Glück vernichteten. Aber nicht im Hafen ist der Ort, wo ich mit ihnen abrechne! Ich muß sie hinaustreiben auf das blaue Wasser, auf das Schwarze Meer und dann kommt die langersehnte Stunde.« Gleich darauf verschwand der Mann in der Menge, die nach dem Hafen flutete. Kapitän Mors konnte mit Stolz auf seine Tätigkeit blicken. Er hatte den Verzagenden Mut eingeflößt und der feste Entschluß, den jetzt die Verwaltung der Stadt zeigte, schien die Empörer vom Schlimmsten abzuhalten. Noch lagen die meuterischen Schiffe drohend vor dem Hafen, Schüsse fielen von dort, ja sogar einige der kleinen Schnellfeuergeschütze wurden abgefeuert. Von der Deputation, welche so frech die Millionen forderte, kam nur ein Teil wieder zurück. Die anderen hatten teils mit den spitzen Lanzen der Kosaken Bekanntschaft gemacht oder waren von den flinken Reitern gefangen genommen worden. Der Rest der Ausgeschickten warf sich in die Boote und ruderte in wilder Hast nach den Schiffen hinüber. Jetzt kam die Entscheidung, da die Zurückkehrenden verlangten, daß man nunmehr die Stadt bombardieren solle. Kapitän Mors aber hatte richtig gerechnet, als er durch seine Energie das Schlimmste vermied. Denn unter den Meuterern herrschte bereits Unschlüssigkeit, da begann man zu streiten und zu zanken. Freilich hatte man sich einiger Schiffe der Schwarzen Meer-Flotte bemächtigt, aber man konnte damit rechnen, daß die Schiffe des Geschwaders herbeikamen, daß die der Regierung treugebliebenen Mannschaften einen Angriff auf die Empörer unternahmen. So war man unruhig geworden, man schaute unablässig auf das Meer hinaus, man fürchtete jeden Augenblick, die Schiffe des Kriegsgeschwaders könnten am Horizont auftauchen. Orloff, Wassil und Gregor, sowie deren Begleiter, die sich jetzt aus ehemaligen Dienern in Gefährten der drei Rädelsführer verwandelt hatten, waren außer sich. Gregor und Orloff, die das größte Wort führten, ließen das Transportschiff, auf dem sie sich befanden, dicht an den meuterischen Panzer heranfahren. »So macht doch ernst,« schrieen sie. »Vor allen Dingen, wo ist Matuschewsko?« In wenigen Augenblicken erschien der Gerufene, ein wild blickender, fast mongolisch aussehender Mann in der Uniform eines Bootsmanns. Seine Kleider und sein Hemd waren mit Blut bespritzt, und dieses Scheusal war ja einer der ersten, der die nichtsahnenden Offizieren ermordete. Er hatte auch den Schiffsarzt in greulicher Weise getötet. Der Mann sah eher aus wie eine Bestie als wie ein Mensch, seine tief geschlitzten Augen glühten wie die eines Tigers. »Zum Teufel, Matuschewsko, so macht doch ernst,« schrie Orloff hinüber. »Wir brauchen das Geld, nur mit großen Summen können wir etwas unternehmen. Mit Millionen können wir unsere Pläne nur durchführen. Munition ist doch genug an Bord, eröffne das Feuer auf die Stadt! Wenn die ersten hundert Häuser in Trümmer geschossen sind, wird man schon klein beigeben!« Deutlich sah man, wie der Wüterich drüben mit den Zähnen knirschte, wie er die gelben Zähne raubtierartig fletschte. »Die Leute sind unschlüssig,« rief er hinüber. »Sie weigern sich, auf die Stadt zu feuern. Der schnelle Angriff der Soldaten hat sie verwirrt gemacht. Vor allen Dingen fürchten sie die Strandbatterien!« Orloff heulte und tobte, aber das nützte nichts, jetzt war es besser, wenn man Kaltblütigkeit zeigte. »Hier können wir nichts machen,« schrie Matuschewsko wieder herüber. »Die Leute fürchten die Batterien, sie wollen nach anderen unbefestigten Hafenstädten fahren und dort Gelder erpressen.« »Aber keine Stadt ist so reich wie Odessa,« schrie Orloff. »Ich weiß es, hier liegen Millionen und Abermillionen, hier könnten wir ungeheure Summen erpressen.« »Ich will nochmal sehen, was sich tun läßt,« sprach Matuschewsko nach einer Weile, »ich werde noch mal mit den Leuten reden. Drüben in der Stadt muß was Merkwürdiges passiert sein, erst hat Kopflosigkeit geherrscht, und dann muß sich ein energischer Mann gefunden haben, durch den die ganze Situation geändert wurde. Hole der Teufel den Kerl!« Der Wüterich rannte zu den meuterischen Mannschaften und es sah in der Tat so aus, als ob sie mit der Beschießung beginnen wollten. Da blitzte es plötzlich auf den Strandbatterien auf, ein zweiter, ein dritter Schuß folgte und jetzt hörte man die Granaten sausen. Orloff ballte die Fäuste, als er sah, wie die Schiffe mit der meuterischen Mannschaft plötzlich drehten. Das Panzerschiff war das erste, welches in das Schwarze Meer hinausfuhr, die beiden Torpedoboote folgten, nun schloß sich in größter Eile der bewaffnete Transportdampfer an, auf dem sich die eigentlichen Häupter der Verschworenen befanden. »Der beste Augenblick ist verpaßt,« rief Wassil wütend. »Aber nun werden wir andere Hafenstädte heimsuchen. Und die müssen bezahlen oder sie werden beschossen und geplündert.« Vorerst aber fuhren die Schiffe in die hohe See hinaus, indem sie eine südwestliche Richtung einschlugen. Sie wollten dadurch etwaigen Verfolgern entgehen, denn es war zweifellos, daß die Kriegsschiffe des Geschwaders nach den Meuterern suchten. Der Mut der Männer stieg aber als sie nirgends ein solches Schiff sahen. Matuschewsko kam jetzt auf das Transportschiff herüber. »Ich glaube kaum, daß wir eine Verfolgung zu befürchten haben,« sprach der Unhold, als ihn seine Gefährten mit Fragen überhäuften. »Wohl haben sich die Besatzungen der anderen Schiffe der Meuterei nicht angeschlossen, aber sie werden auch nicht feindlich gegen uns vorgehen. Sie sympathisieren mit uns, sie haben sogar Hurra geschrieen, als wir mit der roten Flagge von dannen fuhren. Sie werden ihren Offizieren auf keinen Fall gehorchen.« »Desto besser,« schmunzelte Orloff, dessen gute Laune allmählich zurückkehrte. »Desto besser, dann werden wir zunächst unbefestigte Hafenstädte aufsuchen und dort rauben und plündern, daß es eine Lust ist.« »Da sind die Leute dabei,« erwiderte Matuschewsko. »Wenn sie nur erst warm geworden sind, dann geht es schon, vor allen Dingen müssen sie tüchtig Branntwein trinken. Wir fahren jetzt auf die hohe See hinaus, sodaß niemand weiß, wo wir uns befinden. Dann fallen wir plötzlich aus dem Hinterhalt über eine Stadt her, wo man unser Nahen am wenigsten vermutet.« Um Mittag waren die Schiffe schon wieder außer Sicht von Odessa, sie sahen von der Küste nichts weiter als einen fernen grauen Streifen. Der Himmel war noch immer dick und schwer mit Wolken behangen. Der Regen aber hatte aufgehört, nur die Wolken hingen noch wie schwarze Leichentücher am Himmel. Plötzlich schallten laute Rufe und Schreie, Gregor, Orloff und Wassil, die sich immer zusammenfanden, blickten verdutzt empor, da sahen sie, wie die Mannschaften auf den Schiffen alle nach den Wolken zeigten. Dort aus dem tiefhängenden Gewölk kam etwas hervor, etwas Großes, Schwarzes, unheimlich Aussehendes, die abergläubischen Matrosen schlugen Kreuze, als sie die seltsame Gestalt sahen, die offenbar aus den Wolken herabschwebte. 6. Kapitel. Die Abrechnung. Anfangs waren die Meuterer vollständig starr, denn die meisten von ihnen waren so ungebildet, daß sie die merkwürdige Erscheinung da oben für ein Wunder hielten. Dagegen gab es unter den Verschwörern gebildete Männer, die sogar die Universität besucht hatten. Zu ihnen zählten Orloff, Gregor und Wassil. »Zum Teufel,« rief der erstere, »das ist ja ein Luftschiff von einer ganz merkwürdigen Form. Das ist am Ende eines jener Fahrzeuge, von denen man so oft in der Zeitung liest, und die jetzt dem Steuer gehorchen sollen, wie ein Schiff auf dem Wasser. Aber dieses Fahrzeug ist ja außerordentlich groß. Wahrhaftig, es scheint in die See zu fallen.« Die Verwunderungsrufe schallten von allen Seiten, die Meuterer riefen sich zu, daß dies merkwürdige Ding ein Luftschiff sei, jetzt kam es in schräger Richtung zur Wasserfläche herabgefahren. Es sah direkt aus, als wollte sich das seltsame Luftfahrzeug in die Wellen stürzen, als sei es verunglückt, als müsse es jeden Augenblick im Schwarzen Meer versinken. Aber das war nicht der Fall, das Fahrzeug, welches Anfangs in schräger Richtung herabsauste, war nicht verunglückt, nur fünfzig Meter über den Wogen richtete es sich plötzlich auf und schwebte waagerecht, dem Druck der Flügel und dem Steuer gehorchend. Nun kam es herangeschossen, blitzschnell, mit unheimlicher Geschwindigkeit; in riesigem Bogen umkreiste es die Schiffe der Meuterer. Den Mannschaften auf den beiden Torpedobooten begann die Sache unheimlich zu werden. Sie machten vollen Dampf auf und entfernten sich von ihren Begleitern. Ja, das war dasselbe Luftschiff, welches damals die französischen Ballonfahrer gesehen hatten. Das war das rätselhafte Fahrzeug des Kapitän Mors, es umkreiste die beiden großen Schiffe in großem Bogen, deutlich hörte man schon die Maschinen knattern. Und dann kam es immer näher heran, aber es bewegte sich auf das Transportschiff zu, auf dessen Deck neben anderen Verschwörern Orloff, Gregor und Wassil standen. Matuschewsko war wieder auf das Panzerschiff zurückgekehrt, welches er, der Mörder, kommandierte. »Achtung, Achtung!« schrie plötzlich Orloff. »Das seltsame Ding kommt auf uns zu! Teufel, wir müssen es abwehren, dies sonderbare Ding hat nichts Gutes im Sinne.« Deutlich sah man den hohen Flaggenstock des lenkbaren Luftschiffes, aber noch wehte keine Flagge daran, da mit einem Male wurde eine solche aufgezogen. Seltsam sah sie aus, das war nicht die Flagge einer Nation, nein, das war eine Flagge, wie man sie noch nie gesehen. Ein äußeres blutrotes Viereck umgab ein inneres schwarzes Viereck und auf diesem schwarzen Viereck las man mit großen, schneeweißen Buchstaben das Wort Mors, unter welchem ein Totenkopf grinste. Orloff rannte zu den Mannschaften, welche neben den Schnellfeuerkanonen des Transportschiffes standen. »Schießt auf das Ding,« rief er befehlend und von einer bösen Ahnung gepeinigt. »Die da haben nichts Gutes im Sinne. Schießt auf das Ding; eine Kugel genügt, um es zu versenken!« Die Männer gehorchten, aber etwas zögernd; knarrend drehten sich die Schnellfeuerkanonen auf ihren Rädern, dann tönten kurz hintereinander zwei Schüsse aus Sechszentimeterkanonen. Da stießen die Matrosen ein Ausruf der höchsten Verwunderung aus. Die eine Kugel traf nicht, die zweite aber prallte gegen das Luftschiff. Man hörte einen seltsamen Klang, gleich darauf glitt die Kugel ab und pfiff seitwärts in die Lüfte, um dann zischend in das Meer niederzufallen. In diesem Augenblick beschrieb das Luftschiff einen kurzen Bogen und dann schwebte es dicht an der Seite des Transportschiffes. Fast Bord an Bord. Man hörte ein kurzes Knacken. Auf einer der kleinen Galerien, welche die unteren Anbauten miteinander verbanden, erschien jener Mann, der den Widerstand in Odessa hervorgerufen. Da stand Kapitän Mors, aber nicht mehr mit der schwarzen Binde über dem linken Auge, jetzt wieder in seiner blauen Uniform, die Mütze mit dem Goldstreifen auf dem Kopf. Die Maske trug er auch jetzt, aus den Oeffnungen glühten seine feurigen Augen, er sah nach Orloff, Gregor und Wassil hin, welche aufgeregt einander zuschrieen. »Ich habe Euch wieder erkannt,« donnerte seine Stimme. »Ihr kennt auch mich oder habt Ihr den Ingenieur vergessen, den Ihr dem Unglück, dem Verderben überliefert habt? Ihr glaubtet, ich sei längst verdorben und gestorben. Aber jetzt bin ich hier, jetzt ist die Stunde der Vergeltung gekommen.« Orloff war totenbleich geworden. Auch seine beiden Gefährten waren zusammen gefahren. Nun aber griffen sie wie auf ein Kommando zu ihren Revolvern, die sie im Gürtel trugen. Hastig und ohne zu zielen schossen sie auf den stolzen Mann, der die Schüsse mit furchtbarem Hohngelächter beantwortete. Im nächsten Moment verschwand der Rätselhafte wieder im Anbau, dessen Wände auch aus undurchdringlichem Metall bestehen mußten. Man hörte deutlich, wie die Revolverkugeln dagegen klatschten. »Er war es, er war es,« brüllte Orloff, »den muß der Teufel aus der Hölle geschickt haben. Wie kommt dieser Narr zu einem solchen Fahrzeug! Pest und Verdammnis, wir müssen es in Grund und Boden schießen!« Wieder sprang er nach den Kanonen, da im selben Moment wendete sich das Luftschiff, jetzt neigte es den merkwürdigen Rammsporn, der an seinem Vorderteil befestigt war. »Es kommt heran,« schrieen die Matrosen wie die Tollen. »Es kommt auf uns zu.« Richtig, da kam das Luftschiff nur wenige Ellen über dem Meere entfernt herangesaust, die Besatzung des Transportschiffes schrie wie toll, die Verschwörer rannten über die Planken. »Ein Zusammenstoß! Ein Zusammenstoß!« brüllten sie. »Das unheimliche Ding will gegen uns anrennen.« Im nächsten Augenblick vernahm man ein dumpfes Krachen. Ja, das Luftschiff war da, es hatte sich mit seinem eisernen Sporn dicht an der Wasserlinie in die Seite des Transportschiffes gebohrt, und dort ein klaffendes Loch gerissen. Das gerammte Schiff neigte sich zur Seite, als wollte es kentern, es richtete sich aber wieder empor, und jetzt stürzten Wassermassen in das Loch hinein, sodaß sich das Schiff schwerfällig nach dieser Seite neigte. Die Verwirrung an Bord des meuternden Schiffes war fürchterlich, auf ihm befanden sich die Schlimmsten der Rebellen, vor allen Dingen jene Verschwörer, welche alles leiteten. Sie rasten jetzt wie toll umher, zumal sie ja ein Sinken des Schiffes vermuteten. Immer schwerfälliger schlingerte das Transportschiff, es wankte hin und her, doch nur, um neue Wassermassen aufzunehmen, die Boote konnte man in der Konfusion nicht benutzen. Viele sprangen jetzt ins Wasser, um nach dem Panzerschiff hinüber zu schwimmen. Da senkte sich das Fahrzeug noch tiefer, es schwebte fast unmittelbar auf der Wasserfläche. Auf den Galerien aber erschienen plötzlich zehn oder zwölf seemännisch gekleidete Männer mit finsteren, harten Gesichtszügen, die förmlich steinern erschienen. Einzelne dieser Männer verrieten durch dunkle Färbung, daß sie aus anderen Weltteilen stammten. Sie hielten mit eisernen Haken beschlagene lange Stangen in der Hand, mit denen sie jetzt einige der Schwimmer aus dem Wasser zu ziehen suchten. Zwischen diesen seltsam aussehenden Männern aber stand Kapitän Mors, die Flammenaugen auf die See geheftet, während das Transportschiff immer tiefer sank, und noch immer Männer über Bord ins Wasser sprangen. »Diesen muß ich haben,« tönte die Stimme des Rätselhaften. »Und dann jenen dort mit der Narbe über der Stirn! Und da aufgepaßt, dort den riesengroßen Mann, welcher soeben aus dem Wasser emportaucht! Heran mit ihnen, diese laßt unter keinen Umständen entkommen!« Das lenkbare Luftschiff schien von Geisterhänden regiert zu sein, mit unheimlicher Sicherheit bewegte es sich nach jenen Stellen, welche der Kapitän bezeichnete. Dann fuhren die Stangen ins Wasser, die Eisenhaken packten die Bezeichneten, wo sie dieselben gerade zu fassen bekamen. Und nun wurden die Unholde trotz fürchterlichen Gebrülls und Sträubens nach den Galerien hingezogen. Kräftige Fäuste bemächtigten sich ihrer, die sich wie toll Gebärdenden wurden auf die Galerien gezerrt, dort trotz fürchterlichen Widerstandes niedergeworfen und augenblicklich gefesselt. Wenige Minuten später befanden sie sich in einem wie eine Schiffskajüte ausgestatteten Raum, wo man sie in eine Ecke schleuderte. Da lagen Gregor, Orloff, Wassil, aber zu ihnen gesellten sich in kurzer Zeit noch fünf Verschwörer, die sich durch ihre wüsten Gesichtszüge als brutale Schurken zu erkennen gaben. Auch diese hatte Kapitän Mors bezeichnet, auch sie wurden mit den Haken aus dem Wasser gezogen, gefesselt und in den Raum neben die drei Bösewichter geschleudert. Inzwischen hatten die Seeleute vom Transportschiff das Panzerschiff erreicht, einige von den Verschwörern, die nicht schwimmen konnten, waren rettungslos zu Grunde gegangen, aber das schien den furchtbaren Kapitän Mors wenig zu kümmern. Er hielt jetzt nur das Panzerschiff im Auge, und beobachtete offenbar, ob man von dort aus auf ihn feuern wollte. Einstweilen hatte man dies noch nicht getan, weil das merkwürdige Luftschiff zwischen dem Transportfahrzeug und dem Panzerschiff lag, auch fürchtete man, die Schwimmenden durch Schüsse zu gefährden. Nun aber spritzte die See empor, und das Transportschiff versank wie ein Stein in den Wogen, welche über dem Fahrzeug der Verschwörer zusammenschlugen. Die beiden Torpedoboote sah man nur noch in weiter Ferne, dagegen schickte man sich jetzt auf dem Panzerschiffe an, mit den schweren Kanonen auf das lenkbare Luftschiff zu schießen. Da hob sich dieses mit einem Male in die Höhe und gerade, als man die schweren Kanonen zum Feuern fertig machte, beschrieb das merkwürdige Fahrzeug immer höher steigend einen großen Bogen, um über dem Panzerschiff plötzlich still zu stehen. In der nächsten Minute hörte man das Zischen und Pfeifen, dann das Aufschlagen von Kanonenkugeln, wenigstens schien es den dichtgedrängten Mannschaften so. Sie stoben entsetzt auseinander, denn die Wirkung der explodierenden Kugeln war furchtbar. Aber auf das Verderben des Panzerschiffes war es offenbar nicht abgesehen. Die Explosion brachte das Schiff der Meuterer zwar in eine bedenkliche Lage, weil das Leck, das entstand, sofort voll Wasser lief, sodaß sich das Schiff tief nach vornhin senkte. Aber die anderen wasserdichten Abteilungen hielten das Schiff schwimmend, doch war es jetzt unfähig, weiteren Schaden anzurichten. Und wieder zeigte sich die Gestalt des Kapitän Mors auf der Galerie des Luftschiffes und zwar über dem Panzerschiffe, welches er gehindert, wehrlose Küstenstädte zu bombardieren und zu brandschatzen. »Macht, daß Ihr ans Land kommt,« donnerte die Stimme des furchtbaren Mannes herunter. »Nur die Rücksicht auf die vielen irregeleiteten Matrosen verhindert es, daß ich auch dies Schiff in den Grund bohre. Aber diese Irregeleiteten tun mir leid, deshalb verschone ich ihr Leben. Fahrt nach der Küste Rumäniens, so lange wird sich das Schiff noch über Wasser halten. Wagt Ihr es aber, wehrlose Städte anzugreifen, Ihr wißt, daß ich zur Stelle bin, dann versenke ich Euch in die Tiefe des Schwarzen Meeres!« Wie Donnerton hallten diese furchtbaren Worte. Abergläubisch schlugen die meuternden Matrosen Kreuze über Kreuze. Das seltsame Luftfahrzeug aber hob sich hoch empor, aufwärts nach den dichten Wolkenmassen, die tief über den schäumenden Wellen des Schwarzen Meeres herabhingen. Kapitän Mors sah auf die gedemütigten Meuterer herab, bis er gewahrte, daß das schwerfällig stampfende Panzerschiff seinen Kurs nach dem Westen richtete. Da ging er befriedigt in den Raum, wo die acht Gefangenen lagen. Dort standen auch die Männer, welche auf dem lenkbaren Luftschiff Dienste verrichteten. Gleich Bildsäulen an der Wand lehnend, begrüßten sie den Kapitän beim Eintritt. Sie beobachteten seine Augen, offenbar bereit, jeden Moment seine Befehle zu vollziehen. Als Mors eintrat, erhoben Orloff, Gregor und Wassil ein Wutgeheul, und rissen wie toll an ihren Fesseln. »Gebt Euch keine Mühe,« tönte die Stimme des seltsamen Mannes. »Wen meine Leute gebunden haben, der kann sich unmöglich befreien. Die Fesseln vermag niemand zu zerreißen. Und nun ist die Stunde da, die ich so lange ersehnte. Wißt Ihr noch, Ihr Schufte, wie Ihr mir einstmals mit süßen Worten geschmeichelt habt, wie ich von Euch aufgefordert wurde, mein Können und mein Wissen in Eure Dienste zu stellen? Damals habe ich Euch zurückgewiesen und dafür habt Ihr mich vernichten wollen. Alles habt Ihr mir geraubt, was ich besaß, alles, sogar meine Ehre! Zum Verbrecher habt Ihr mich gestempelt, aber ich habe mich dennoch emporgerafft! Und jetzt seht Ihr mich vor Euch auf meinem Fahrzeug, das mein Genie geschaffen, das mich zum furchtbaren Manne macht! Ein Herrscher der Lüfte bin ich, wie andre Herrscher auf der Erde.« Die Elenden wußten, daß sie keine Gnade zu erwarten hatten. Sie antworteten mit grauenvollen Flüchen. »Ja, Ihr habt es erreicht,« fuhr Kapitän Mors fort. »Zum Teufel habt Ihr mich ja gemacht und wenig fehlte, so hätte ich der ganzen Menschheit den Krieg erklärt. Aber das Angedenken an diejenigen, welche ich einst liebte und die von Euch gemordet wurden, diese Gedanken verhinderten, daß ich mich in einen Satan verwandelte. Freilich, die Erde ist mir versperrt, dafür habt Ihr gesorgt, aber ein Herrscher der Lüfte bin ich, ein Freibeuter über der Erde und dem Wasser. Ein Mann, dem nichts unerreichbar sein wird, was er begehrt. Lange habe ich Euch gesucht, bis ich endlich erfuhr, wo Ihr Euch aufhieltet. Auf dem Dache Eures Landhauses bei Odessa habe ich gestanden, da habe ich Eure Stimmen erkannt. Da wußte ich, an welchem Orte ich Euch zur Verantwortung ziehen würde.« Orloff hob wütend den Kopf empor. »Einige von uns hast Du,« knirschte er, wohl wissend, daß ihn ein furchtbares Urteil erwartete. »Aber die gefährlichsten von uns und Deine erbittertsten Feinde, die hast Du noch nicht bekommen, die leben noch, die sind frei, die werden uns rächen!« »Und wo sind diese?« fragte Kapitän Mors, nähertretend. »Wohl weiß ich, daß Eure Vereinigung größer war und daß außer Euch noch andere existieren, die mich später mit solchem Hasse verfolgten. Wo finde ich sie, gib Antwort!« »Nichts wirst Du erfahren,« brüllte Orloff mit wildem Hohngelächter. »Nichts wirst Du erfahren, und solltest Du uns gleich in Stücke schneiden. Nein, nein, warte nur, die Stunde kommt, wo unsere Anhänger Dir und Deinem vermaledeiten Luftschiff den Garaus machen. Und denke daran, wenn es soweit ist!« Kapitän Mors machte eine verächtliche Gebärde. »Ich bin noch immer ein Mensch geblieben und keine Bestie,« entgegnete er. »Wohl gibt es keinen Menschen, den ich glühender hasse, als Euch, aber nie lasse ich mich so herabwürdigen, daß ich Dinge vollbringe, wie Ihr sie oft an Wehrlosen und Unglücklichen verübt habt. Euer Urteil ist gefällt, Euch erwartet der Tod durch den Strang, und wie auf einem Schiffe so sollt Ihr mit Euren Genossen an den Geländern der unteren Galerie baumeln.« Gleichzeitig wendete sich der Kapitän Mors an seine Leute und rief ihnen eine Anzahl Worte in einer den Gefangenen fremden, gänzlich unbekannten Sprache zu, es war offenbar die Sprache, deren man sich auf dem seltsamen Luftschiff bediente. »Nun fahrt in die Hölle,« sprach der Kapitän dann zu den Verurteilten. »Ich aber werde meinen Weg weiter verfolgen. Ich werde nach den anderen Schurken suchen, die zu Euch gehören, ich werde mir weder Rast noch Ruhe gönnen, bis ich sie endlich entdecke.« Orloff stieß ein wildes Hohngelächter aus und schrie dem stolzen Manne Schmähungen zu, der aber wendete sich verächtlich um und schritt hinaus, während die Männer von der Besatzung des Luftschiffes wie Tiger über die Meuterer herfielen. Da schallte wildes Gebrüll, da versuchten die Unholde, nochmals ihre Fesseln zu sprengen, sie kreischten wie wilde Tiere, als man sie einen nach dem anderen auf die Galerie hinausschleppte. Draußen tönte das wilde Geschrei fort, da vernahm man gellende Rufe, das Todesgeschrei der acht Scheusale, und jetzt sah man einen Körper nach dem anderen an einem langen Strick unter dem Luftschiff hin- und herschwanken. Gregor, Wassil und Orloff kamen zuletzt an die Reihe, diese Schufte sollten die Todesangst bis zuletzt fühlen. Orloff war der letzte, über dessen Kopf die Schlinge gezogen wurde. »Sagt Eurem Kapitän, er wird mir bald in der Hölle Gesellschaft leisten!« waren die letzten Worte des Elenden. Gleich darauf schleuderte ihn ein Fußstoß in die Luft hinaus und der Körper des Gerichteten baumelte neben den Leichnamen seiner Gefährten. Das Luftschiff aber stieg höher und höher hinauf, bis es in den Wolken verschwand. Dann fuhr es schnell nach Osten, zu neuen Abenteuern, zu furchtbaren Erlebnissen aller Art, auf der Erde, über dem Meere, ja sogar im unbekannten Weltraume. Anmerkungen zur Transkription Dieser Text wurde nach einem Nachdruck-Auswahlband transkribiert: Heinz J. Galle (Hrsg.): Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff. Dieter von Reeken, Lüneburg, 2005, S. 47-83. Moderne Zusätze und Anmerkungen wurden nicht übernommen. Die Originalausgaben hatten auch farbige Rücktitel. Diese sind in dieser Ausgabe nicht enthalten. Der Titel auf dem Buchdeckel und der Titel auf der ersten Seite unterscheiden sich leicht (wie schon in der Originalvorlage). Die Schreibweise der Buchvorlage wurde weitgehend beibehalten. Auch Variationen in der Schreibweise von Namen wurden nicht verändert. Lediglich offensichtliche Fehler wurden stillschweigend korrigiert. End of the Project Gutenberg EBook of Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff 1: Der Beherrscher der Lüfte, by Anonymous *** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DER LUFTPIRAT UND SEIN *** ***** This file should be named 56064-8.txt or 56064-8.zip ***** This and all associated files of various formats will be found in: http://www.gutenberg.org/5/6/0/6/56064/ Produced by Jens Sadowski, Norbert H. Langkau, and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net Updated editions will replace the previous one--the old editions will be renamed. 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It exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from people in all walks of life. Volunteers and financial support to provide volunteers with the assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will remain freely available for generations to come. In 2001, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 and the Foundation information page at www.gutenberg.org Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit 501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by U.S. federal laws and your state's laws. The Foundation's principal office is in Fairbanks, Alaska, with the mailing address: PO Box 750175, Fairbanks, AK 99775, but its volunteers and employees are scattered throughout numerous locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to date contact information can be found at the Foundation's web site and official page at www.gutenberg.org/contact For additional contact information: Dr. Gregory B. Newby Chief Executive and Director gbnewby@pglaf.org Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide spread public support and donations to carry out its mission of increasing the number of public domain and licensed works that can be freely distributed in machine readable form accessible by the widest array of equipment including outdated equipment. Many small donations ($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt status with the IRS. The Foundation is committed to complying with the laws regulating charities and charitable donations in all 50 states of the United States. 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