The Project Gutenberg EBook of Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff
42: Im Todeskrater des neuen Planeten, by Anonymous

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Title: Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff 42: Im Todeskrater des neuen Planeten

Author: Anonymous

Release Date: November 28, 2017 [EBook #56066]

Language: German

Character set encoding: ISO-8859-1

*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DER LUFTPIRAT UND SEIN ***




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42. Band. Jeder Band ist vollständig abgeschlossen. Preis 10 Pf. (15 Heller.)

Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff. Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff.

Im Todeskrater des neuen Planeten.

Kapitän Mors und sein treuer Gefährte kämpften verzweifelt gegen die Ungeheuer der Vorzeit.

Druck- und Verlags-Gesellschaft
Berlin

Im Todeskrater des neuen Planeten.

1. Kapitel.
Die Fahrt ins Unbekannte.

Es war Nacht, unten rauschte das Südmeer, oben in den Lüften heulte der Sturm, der die Wolkenmassen vor sich herjagte.

Was war das Seltsame, Ungeheure, was da mit fabelhafter Geschwindigkeit emporschoß? Was sich unbekümmert um die Gewalt des Sturmes von der Erde entfernte?

Menschenwerk war es, das Werk eines genialen Mannes, der seiner Zeit um hunderte von Jahren vorausgeeilt war. Ein metallnes Fahrzeug war es, das Weltenschiff des Kapitän Mors. Dies wunderbare Werk hatte wieder einmal die geheimnisvolle Insel im Südmeer verlassen.

„Meteor“ war der Name des seltsamen Fahrzeuges, welches den Elementen trotzte. Der Riesenmagnet, der die Anziehungskraft des Erdballs aufhob, war der Erde zugewendet und mit furchtbarer Schnelligkeit schoß das mächtige Fahrzeug hinauf, den Luftozean durchkreuzend, dem Weltraume zustrebend.

Kapitän Mors befand sich im sogenannten Lenkraum des Weltenfahrzeuges.

Ihn begleitete einer seiner Ingenieure, der treue Star, auch der Professor, der obgleich Gefangener des Kapitän Mors, diese Gefangenschaft doch als das größte Glück seines Lebens empfand. Sie ließ ihn ja die Wunder der Sternenwelt schauen.

Kapitän Mors besaß noch andere europäische Gefährten, die ehemals zur Besatzung eines Unterseebootes gehörten.

Sie hatten ihm Treue geschworen und wenn auch einige von ihnen, wie es in einem früheren Bande dieser Schilderungen erzählt wurde, Meuterei verübten, so waren doch die anderen unbedingt zuverlässig.

Dennoch hatte der Kapitän diesmal nur einen Teil der Europäer mit sich genommen und dafür einigen seiner Inder auf deren dringendes Bitten die Teilnahme an der Weltenfahrt gestattet.

Kapitän Mors tat das allerdings nicht gern, denn er hielt auf die Inder große Stücke und da hatte er bemerkt, daß diese an ein tropisches Klima gewöhnten Männer nach solchen abenteuerlichen Fahrten kränkelten.

Deshalb wählte er nur diejenigen, die aus den indischen Bergländern stammten und an Kälte und Strapazen gewöhnt waren. Unter diesen Männern befand sich auch der treue Lindo.

„Nun, Kapitän,“ fragte Star, der neben dem berühmten Luftpiraten stehend die Instrumente beobachtete. „Nicht wahr, diesmal geht es zum Monde?“

„Ich habe mir den Trabanten der Erde als Zielpunkt der Fahrt ausersehen,“ erwiderte Mors mit der gewohnten eisigen Ruhe. „Aber ich klammere mich nie an etwas Bestimmtes. Ich rechne stets auf Schwierigkeiten, auf Hindernisse und wenn auch der Mond das Endziel unserer diesmaligen Fahrt sein soll, so will ich doch auf dem Wege dahin ein anderes Rätsel zu lösen suchen. Darüber kann ja Professor van Halen sprechen.“

Bei den letzten Worten wendete sich Kapitän Mors an den Astronomen, dessen Gesicht eine gewisse Ungeduld verriet.

Die Ungeduld, neue, unbekannte Wunder zu schauen.

„Ja, so ist es,“ bemerkte van Halen, als sich der Kapitän an ihn wendete, „ich habe schon bei den letzten Fahrten eine eigenartige Störung beobachtet und diese kleine Störung kann nur durch einen kleinen Planeten bewirkt werden, der sich in einer höchst merkwürdigen Bahn bewegt, dieser Planet muß sich von Zeit zu Zeit zwischen dem Monde und der Erde befinden.“

„So,“ meinte Star. „Da wundert es mich nur, daß man ihn nicht schon längst entdeckt hat. Bei solcher Nähe müßten ihn doch unsere Astronomen längst gefunden haben.“

Der Professor zuckte die Achseln.

„Das kann man nicht so ohne weiteres behaupten,“ erwiderte er. „Man sieht die Meteoriten auch nicht, als bis sie bei Nacht in den Luftkreis der Erde zur Erhitzung gebracht als Feuerstreifen und Sternschnuppen aufflammen. Jedenfalls ist dieser Weltkörper ein Liliputplanet, ein winziges Ding, welches vielleicht das Sonnenlicht wenig reflektiert und mit ungeheurer Geschwindigkeit durch den Weltenraum saust. Dieser kleine Planet hat sicherlich eine ganz eigenartige Bahn, immerhin hat er Störungen hervorgerufen, die ungemein feinwirkende Instrumente anzeigen. Auf der Erde selbst konnte man diese Störungen nicht beobachten und nicht feststellen. Das war erst möglich, wenn man sich im Weltenraum befand. Da hat mir einer der Registrierapparate die Existenz eines solchen noch unbekannten Planeten verraten, es ist vielleicht ein verirrter Weltkörper, wer kann das alles wissen? Genug, ich habe Kapitän Mors gebeten, diesmal nach diesem rätselhaften Wanderer im Weltenraum Ausschau zu halten und der Kapitän will meinem Wunsch entsprechen.“

„Na gut,“ erwiderte Star, „ich bin auch neugierig, da gibt es wieder ein Abenteuer, denn das ist gewiß, bei unseren Weltfahrten ist allemal etwas passiert und mehrmals sind wir zur schnellen Rückkehr gezwungen worden. Hoffentlich ist es diesmal nicht schlimmer, als wie andere Male. Was mich betrifft, Kapitän, so wißt Ihr es ja, ich gehe mit Euch, wenn nötig, in die Hölle!“

Kapitän Mors drückte die Rechte seines treuen Gefährten und begab sich dann mit dem Professor in den Beobachtungsraum des Weltenfahrzeuges.

Die beiden Schwestern, Anita und Lucy Long, nahmen diesmal nicht an der wunderbaren Fahrt teil.

Anita hatte bei den letzten Abenteuern eine leichte Verletzung erlitten und da sollte sie sich erst völlig erholen. Selbstverständlich war Lucy bei ihrer Schwester zurückgeblieben.

Während Star den Riesenmagneten bediente, setzte sich der Professor an seine Instrumente, wahren Wunderwerken menschlicher Technik, während Kapitän Mors einige Berechnungen machte.

Das Weltenfahrzeug befand sich noch in der Luftzone, bei deren Passieren stets die größte Vorsicht beobachtet werden mußte.

Da kam ja jedesmal die sogenannte elektrische Zone, aber Kapitän Mors kannte jetzt schon die Gefahren, welche dort warteten, und es war ihm ein Leichtes, diese Hindernisse zu überwinden.

Stunden vergingen, ohne daß ein Wort zwischen den beiden Männern gewechselt wurde. Dann erhob sich Kapitän Mors und betrachtete die an der Wand hängenden Instrumente.

„Wir haben diesmal recht schnelle und glatte Fahrt,“ sprach er zu dem Gelehrten, der sich Notizen machte. „Die Luftzone der Erde ist überwunden. Wir befinden uns bereits im Weltenraum.“

Das Gesicht des Professors strahlte. Hastig arbeitete er an den Hebeln, welche die großen Schieber vor den dicken Glasscheiben bewegten.

Der eine Schieber schob sich langsam seitwärts und da konnte der Blick durch das dicke Glas in den Weltenraum hinausschweifen.

Schwarz war der Himmel, nachtschwarz, die Sterne funkelten nicht, sie standen da wie weiße, schimmernde Punkte, seitwärts sah man die gelbe, strahlenlose Scheibe der Sonne.

Es war ein wunderbares Bild und obwohl Professor van Halen es schon oft gesehen, verriet er dennoch neues Entzücken.

Auch der Mann mit der Maske sah gedankenvoll in die Tiefen des Weltenraumes.

„So, Kapitän,“ sprach van Halen nach einer Weile, „jetzt möchte ich darum bitten, daß das Weltenfahrzeug in dieser Zone kreuzt, treffen meine Berechnungen zu, so müssen wir in dieser Gegend den neuen kleinen Planeten entdecken.“

Mors griff sofort zum Telephon, welches den Beobachtungsraum mit dem Lenkraum verband. Er läutete und gab Star, der sich dort befand, seine Weisungen.

Das große Fahrzeug schien plötzlich zu zittern, aber dies geschah dadurch, daß Star den pfeilschnellen Lauf des Weltenfahrzeuges verlangsamte.

Nach kurzer Zeit fuhr es nur mit der Schnelligkeit eines mit vollster Geschwindigkeit dahinsausenden Schnellzuges.

Hierauf wendete es wieder und fuhr in anderer Richtung zurück, um bald danach eine neue Richtung einzuschlagen. Es kreuzte also im Weltenraum wie ein Schiff auf offenem Meere.

Dieses eigenartige Manöver gelang durch die Art und Weise, wie der Riesenmagnet bewegt wurde. Der wurde nach verschiedenen Richtungen gedreht und gewendet und damit konnte man die Bewegungen des Fahrzeuges regulieren.

„So ist es richtig,“ sprach Mors, als er die Instrumente eine Weile betrachtet hatte. „Ihr Wunsch ist erfüllt, Herr Professor, wir kreuzen jetzt in der von Ihnen als verdächtig bezeichneten Zone. Ich will nur wünschen, daß Ihre Beobachtungen zutreffen. Dann müssen wir ja den eigentümlichen Wanderer treffen, hoffentlich ist er zur Stelle oder wird doch bald erscheinen.“

„In der Tat,“ erwiderte van Halen zuversichtlich. „Sonst müßte ich mich in meinen Beobachtungen gewaltig irren. Bis jetzt habe ich mit meinen Berechnungen selten Täuschungen erlebt. Sind aber meine Berechnungen richtig, so müssen wir den unbekannten, geheimnisvollen Planeten binnen kurzer Zeit in nächster Nähe erblicken.“

Daraufhin wurde die Aufmerksamkeit verdoppelt.

Kapitän Mors wußte ganz genau, mit welcher Schnelligkeit Weltenkörper durch die unendlichen Räume dahinsausten.

Allerdings war das Weltenfahrzeug ausnehmend fest gebaut, aber es konnte schließlich zertrümmert werden, wenn es mit vollster Schnelligkeit gegen einen Weltenkörper sauste. Dann wäre dies Wunderwerk sicherlich in Atome zersplittert worden.

Wenn man aber auf der Erde den hier vermuteten Planeten noch nicht entdeckt hatte, mußte man ihn doch hier im Weltenraum sehen. Die Sonne mußte diesen geheimnisvollen kleinen Planeten bestrahlen und da hatte man auf dem Weltenfahrzeug Zeit genug, einem drohenden Zusammenstoß auszuweichen.

Und wieder vergingen die Stunden.

Abwechselnd wurde Wache gehalten, Kapitän Mors begab sich manchmal nach dem Lenkraum, um dort seinen getreuen Star abzulösen.

Es waren wohl acht Stunden vergangen, als Kapitän Mors, der gerade den Lenkraum verließ, einen Ausruf des Professors vernahm.

Im Nu befand sich der Luftpirat bei dem Gelehrten.

„Er ist da, er ist da,“ rief der Professor in förmlicher Ekstase, während er mit beiden Händen nach der dicken Glasscheibe deutete. „Seht, Kapitän, dort kommt der neue Planet in rasender Eile herangezogen. Noch erscheint er erst wie ein mattes, flimmerndes Pünktchen. Aber er ist es, er wird bereits von der Sonne beleuchtet. Er scheint tatsächlich wenig Licht zu reflektieren.“

„Befinden wir uns in der Bahn des Weltkörpers?“ fragte Kapitän Mors mit großer Ruhe.

„Nein,“ erwiderte Halen. „Er wird gewissermaßen unter uns vorüberlaufen, wenn man das Wort unter uns überhaupt hier im Weltenraum gebrauchen darf. Aber ich habe eine Bitte, können wir nicht eine Weile in der Nähe des geheimnisvollen Weltenkörpers verweilen? Wird unsere eigene Schnelligkeit das erlauben?“

„Das bezweifle ich,“ erwiderte Mors. „Aber, es ist gar nicht nötig, daß wir unsere Schnelligkeit aufbieten. Wir schalten einfach die Kraft unseres Riesenmagneten aus und überlassen uns der Anziehungskraft dieses so rätselhaften Weltenkörpers. Dann werden wir mit ihm zusammen durch den Weltenraum dahinfliegen und dann können Sie ungestört Ihre Beobachtungen ausführen.“

Der Professor war entzückt und wußte sich vor Freude gar nicht zu lassen. Der Gedanke, eine noch unbekannte Welt schauen zu können, brachte ihn in große Erregung.

Kapitän Mors aber gab wieder Befehle nach dem Lenkraum und nach wenigen Augenblicken vernahm man ein eigentümliches Summen und Surren. Der Riesenmagnet stellte seine Tätigkeit ein, fast im gleichen Augenblick, wo der unbekannte Weltenkörper mit furchtbarer Schnelligkeit vorübersauste.

Aber das Weltenfahrzeug riß er mit, das begleitete ihn jetzt durch seine Anziehungskraft gehalten. Es schwebte scheinbar unbeweglich über diesem rätselhaften Planeten.

„Können wir uns diesem Monde oder was es sonst sein mag, noch mehr nähern?“ fragte der Gelehrte, in dessen Augen das Fieber des begeisterten Forschers glänzte.

„Warum nicht,“ erwiderte der Kapitän. „Ich denke, wir werden uns zunächst tausend Meter über der Oberfläche des Planeten schwebend erhalten. Von da aus können wir ja auf die neue Wunderwelt hinabschauen.“

Wieder arbeitete das Telephon, wieder vernahm man das seltsame Summen und Surren. Die Instrumente verrieten, daß das Weltenfahrzeug sank, bis es plötzlich wieder mit einem Ruck innehielt. Es schwebte jetzt tausend Meter über der Oberfläche des neuentdeckten Weltkörpers.

Eigentlich schwebte es höher, den Kapitän Mors hatte die Entfernung von den Berggipfeln des kleinen Planeten berechnet, die ziemlich hoch emporragten. Der Professor schätzte die Berge teilweise auf fünf- bis sechstausend Meter Höhe.

Dabei war der neuentdeckte Planet sehr klein, seine Oberfläche mochte vielleicht die Größe von Irland besitzen, dennoch zeigte der kleine Planet eine ungemein große Mannigfaltigkeit von Oberflächenformation.

Da gewahrte man Ringgebirge, ähnlich wie auf dem Monde, man sah Täler und glänzende Wasserbecken, viele dunkle Flecken schienen auf eine ungemein reiche Vegetation hinzudeuten.

Der Blick auf den Planeten war nicht klar. Es schien, als ob da alles verschwommen sei, ein Beweis, daß der neuentdeckte Weltkörper eine ungemein dichte Atmosphäre besitzen mußte.

Diese Atmosphäre schien ganz mit Wasserdampf gesättigt zu sein, man sah große Wolkenmassen, die sich in heftiger Bewegung befanden. Auf diesem kleinen Planeten, den man mit gutem Recht eine Miniaturwelt nennen konnte, schienen ungemein starke Stürme zu herrschen.

Der Kapitän und der Professor standen hinter den dicken Glasscheiben und betrachteten diese Wunderwelt, die sich ihren Blicken darbot.

„Sehen Sie, Kapitän, was ist das dort?“ rief der Professor plötzlich, indem er mit der Rechten auf eine Stelle des Weltenkörpers deutete. „Täusche ich mich oder sehen Sie es auch? Die rötliche Stelle, die sich immer mehr verbreitert und die schwarze Masse, welche die Wolkenhülle unterbricht?“

„Ich sehe es auch,“ erwiderte der Kapitän, „es ist zweifellos ein ungeheurer Vulkan, der sich in voller Tätigkeit befindet. Wir bewegen uns langsam darauf zu und werden binnen kurzer Zeit über dem feuerspeienden Berge schweben.“

2. Kapitel.
Eine unerwartete Katastrophe.

Das Weltenfahrzeug bewegte sich jetzt auffallend langsam, es war kein Wunder, es wurde ja doch in der Atmosphäre des neuentdeckten Planeten schwebend von diesem auf seiner Bahn fortgerissen.

Kapitän Mors setzte jetzt das Telephon an den Mund.

„Nicht so nahe an den Vulkan heran,“ rief er nach dem Lenkraum hindurch. „Wir müssen uns in einiger Entfernung von dem feuerspeienden Berge halten.“

Star gab keine Antwort, wohl aber ertönte jetzt das Schrillen einer Glocke. Es war das Alarmsignal, welches aus dem Lenkraum ertönte.

Dieses Alarmsignal ließ sich nur dann vernehmen, wenn irgend eine unvorhergesehene Schwierigkeit entstand. Kapitän Mors eilte sofort nach dem Lenkraum und der Professor folgte ihm auf dem Fuße.

Star befand sich in voller Tätigkeit, riß hier und da an den Hebeln, er drehte die Schwungräder, aber der Erfolg schien nicht den gehegten Erwartungen zu entsprechen.

„Nun, was gibt es?“ fragte Kapitän Mors, als er eintrat und den Eifer seines treuen Gefährten gewahrte.

„Die vertrackten Maschinen gehorchen nicht, Kapitän,“ erwiderte Star grimmig. „Es ist gerade als wenn der Teufel dazwischen sitzt. Wir werden immer mehr in den Bereich des Vulkans getrieben.“

Mors neigte den Kopf und sah den Professor von der Seite an.

„Das sind eben Naturkräfte,“ sprach er, „und vielleicht unbekannte Naturkräfte, die ihre Wirkung äußern. Da scheint eine besondere Anziehungskraft stattzufinden, aber wir werden etwas höher steigen.“

Das gelang auch, aber die Anziehungskraft des unheimlichen Vulkans dauerte fort und nach kurzer Zeit schwebte der „Meteor“ über dem donnernden Krater.

Dieser war nicht zu sehen, da ihn dichte Dampfwolken bedeckten, aber man konnte hören, wie er sich in furchtbarer Tätigkeit befand.

Man hörte durch die dicken Wände des Weltenfahrzeuges das schreckliche Prasseln und Krachen, man vernahm das Wüten der Naturgewalten, die da drinnen in den Eingeweiden dieser kleinen Welt tobten.

„Was sagen Sie dazu, Professor?“ fragte Kapitän Mors.

„Nun, ich sage, daß diese Welt hier noch um viele, viele tausend Jahre in der Entwicklung zurück ist. Das beweist schon die dicke Luft, die man hier bemerkt, und die gewiß stark mit Kohlensäure gesättigt ist. Dieser kleine Planet befindet sich noch in den Entwicklungsstadien, ähnlich wie in der Vorzeit der Erde. Daher sind wohl auch noch die Naturkräfte mit solch furchtbarer Macht tätig.“

Plötzlich verdoppelte sich das Krachen, welches man dort unten vernahm und unmittelbar darauf sah man glühende Massen durch die Dampfwolken emporschießen.

Der Riesenkrater befand sich in voller Tätigkeit, es war ein furchtbarer Ausbruch, der Vulkan schleuderte glühende Lavablöcke empor und zwar bis in ungeheure Höhen, es schien, als ob da ein riesiges Geschütz kolossale glühende Bomben in das Unendliche emporschleuderte.

„Hoffentlich werden wir von keinem dieser glühenden Blöcke getroffen,“ meinte der Professor. „Können wir nicht noch höher steigen, Kapitän?“

Mors wollte eben antworten, als das Krachen und Brüllen mit dreifacher Stärke durch die Wände des Weltenfahrzeuges tönte.

Wieder schossen die glühenden Massen aus den Dampfwolken empor und stiegen bis in ungeheure Höhen, jetzt sah man sie links und rechts am Weltenfahrzeug vorbeisausen.

Da schien es, als würde das Fahrzeug von einem heftigen Schlag getroffen, als zitterte es und unmittelbar danach schallten im Verbindungsgang die hastigen Schritte eines herbeirennenden Mannes.

Es war Star.

„Kapitän,“ rief er. „Der Riesenmagnet ist getroffen. Die Verbindungsstange scheint demoliert zu sein. Das Fahrzeug beginnt rapide zu sinken.“

Kapitän Mors rannte nach dem Lenkraum. Aber er fand dort die Angaben des treuen Gefährten bestätigt. Die Hebel und Schwungräder versagten, tiefer sank das Weltenfahrzeug, immer tiefer, es mußte auf dem neuen Planeten landen.

Glücklicherweise war die Schnelligkeit keine allzu große und Kapitän Mors bot all seinen Scharfsinn auf, um den Absturz zu mildern. Er setzte eine jener furchtbaren Maschinen in Tätigkeit, die bei der letzten Fahrt die Meuterer zu Asche verwandelt hatten.

Dies rettete das Weltenfahrzeug und die Kraft, welche die Maschine entwickelte, bewirkte es auch, daß der Koloß eine große Strecke vom Vulkan entfernt niederkam.

Rings umher sah man ein Gewirr von Steinblöcken, von Klüften, Schluchten, Felsen, dann folgte ein harter Ruck, ein Stoß, das Weltenfahrzeug hatte den Boden des neuen Planeten erreicht und blieb dort in ziemlich schwieriger Lage hängen.

Das Hinterteil des Weltenfahrzeuges lag in einem ausgebrannten Krater, das Vorderteil ragte schräg empor und lag auf zackigem Gestein, so ruhte das Weltenfahrzeug des Kapitän Mors wie ein Schiff, welches auf dem Meer zwischen Klippen gestrandet ist. Es schien in der Tat zum hilflosen Wrack geworden zu sein.

Star zeigte jetzt jene Ruhe, die er im Verkehr mit dem Kapitän gelernt, ebenso benahm sich der Professor.

Die Inder und die anderen europäischen Mannschaften des Weltenfahrzeuges kamen jetzt herbeigerannt und schauten fragend auf Kapitän Mors. Sie wollten in seinen Mienen lesen.

Aber die Ruhe des seltsamen Mannes teilte sich auch ihnen mit, und als die Leute sahen, daß Kapitän Mors keine Miene verzog, und daß seine Augen feurig wie immer blitzten, warteten sie ruhig ab, was der berühmte Führer nunmehr beginnen würde.

„Untersucht zunächst die Innenräume des Weltenfahrzeuges,“ klang die Stimme des Luftpiraten. „Seht zu, ob Ihr irgend einen Schaden entdecken könnt. Ich erwarte dann sofort Bericht. Vor allen Dingen aber darf niemand das Fahrzeug ohne meine Erlaubnis verlassen.“

Dazu verspürten die Männer auch keine Lust, obwohl sie sahen, daß man sich auf einem mit Luft versehenen Weltkörper befand. Die Atmosphäre war sicherlich dichter als die auf der Erde.

Kapitän Mors besichtigte zunächst den Schaden im Lenkraum und betrachtete durch ein Glasfenster die zerstörten Verbindungsteile.

„Das läßt sich alles wieder gut machen,“ erklärte er nach kurzer Betrachtung. „Reserveteile haben wir im Ueberfluß, aber, es wird freilich einige Zeit vergehen, es ist gar nicht ausgeschlossen, daß wir mehrere Tage, ja Wochen auf diesem unbekannten Planeten verweilen müssen.“

Bald erschienen auch die übrigen Mannschaften, aber sie hatten nichts Bedenkliches zu melden. In den unteren Räumen des Fahrzeuges war alles in Ordnung, da hatte man keine Beule, kein Leck gesehen. Selbst die Röhren, welche die flüssige Luft verteilten, waren unbeschädigt.

Somit blieb nur der Lenkapparat zu reparieren und das war gerade die Hauptsache und mußte mit größter Sorgfalt geschehen. Kapitän Mors wollte mit Star und Lindo diese Arbeit verrichten.

„Ich erforsche unterdessen den neuen Planeten,“ rief der Professor begeistert, als ihm Kapitän Mors seine Absicht mitteilte.

Der Luftpirat schien mit der Antwort zu zögern.

„O, ich laufe Ihnen gewiß nicht davon, Kapitän,“ fuhr der Professor mit einiger Bitterkeit fort, da er das Zögern des Kapitäns falsch deutete. „Ich kehre schon wieder, mein Wort darauf! Ich will ja noch mehr Fahrten in diesem wunderbaren Fahrzeug unternehmen.“

„Sie mißverstehen mich, Professor,“ erwiderte Kapitän Mors. „Ich wollte damit kein Mißtrauen äußern. Sie wissen ja, daß Sie der Umstände halber immer bei mir bleiben müssen, aber andererseits denke ich nicht im Traume daran, Ihnen diese Gefangenschaft zu zeigen oder Sie gar zu quälen. Mein Zögern entspringt einzig und allein der Sorge um Sie, denn Sie stehen mir nahe, und ich habe Sie sehr gern. Es gibt wenig Menschen wie Sie auf der Erde, gäbe es viele solche, wäre ich vielleicht nicht der Luftpirat geworden. Mein Zögern rührt einzig und allein davon her, daß ich für Sie Sorge trage, denn hier können sich tausende von Gefahren verbergen. Deshalb bitte ich Sie, einstweilen noch im Weltenfahrzeug zu bleiben.“

„Verzeihen Sie, Kapitän,“ erwiderte der Professor, indem er die Rechte des Maskierten faßte. „Ich will nichts gesagt haben. Aber ich denke, mit unseren Hilfsmitteln können wir jeden Gefahren Trotz bieten.“

„Nicht immer,“ lautete die Antwort, „solche Gefahren kommen oft blitzschnell und unerwartet, so daß selbst die Hilfsmittel der modernen Technik versagen. Jedenfalls müssen wir unsere Umgebung beobachten. Dann wird es sich zeigen, ob wir das Fahrzeug verlassen dürfen. Ist dies der Fall, so können Sie Ihren Forschungen nachgehen. Sie haben ja auch das Recht darauf. Sie sind ja gewissermaßen der Entdecker des neuen Planeten.“

Der Professor drückte nochmals die Rechte des seltsamen Mannes. Dann ging es an die Arbeit.

Mors war nicht der Mann, der die Hände in den Schoß legte, er wollte vor allen Dingen sein Weltenfahrzeug instand setzen.

Nun galt es, erst die Luft zu prüfen und sich zu vergewissern, ob man diese ertragen konnte. War dies nicht der Fall, so mußte man eben die Lufthelme benutzen.

Kapitän Mors unternahm wie gewöhnlich das Wagnis selbst.

Er begab sich nach den Doppeltüren, die den Einlaß in das Fahrzeug vermittelten, öffnete die innere Tür und versuchte dann vorsichtig die außen befindliche Luft zu proben.

Sie war dick, schwer, reichlich mit Kohlensäure gesättigt, aber sie ließ sich immerhin atmen.

Man hatte nur, wenn man längere Zeit diese Luft atmete, das Gefühl eines leichten Rausches, einer Beklemmung, aber diese wurde wieder durch andere Vorteile aufgehoben.

Der Planet war ja klein, viel kleiner als der Mond, er war eine Miniaturwelt und da mußten sich natürlich ganz andere Lebensbedingungen ergeben.

Hier mußte man ungeheuer hoch springen können, hier wog ein schwerer Mann nur so viel, wie ein kleines Kind auf der Erde. Das mußte dann die Arbeitskraft verdoppeln und verdreifachen.

Von außen mußte man arbeiten, um den Riesenmagneten wieder in Funktion treten zu lassen.

Kapitän Mors rief jetzt seine Leute herbei, die er nacheinander die Luft atmen ließ.

Da zeigte sich denn, daß die ehemalige Mannschaft des Unterseebootes die Luft absolut nicht vertragen konnte.

Die Leute taumelten umher, drehten sich im Kreise und benahmen sich wie sinnlos Betrunkene.

Aehnliche Symptome zeigten auch die meisten Inder und selbst Star, dem eisernen Mann, war die Luft höchst unangenehm, es überkam ihn ein Schwindel.

Dagegen vertrug Lindo die Luft vortrefflich und da Kapitän Mors zur Reparatur höchstens ein oder zwei Gehilfen gebrauchte, beschloß er, mit Lindo die Arbeit zu vollenden und mit dieser auf der Stelle zu beginnen.

Der Schaden wurde zunächst besichtigt und die Reparaturteile aus dem Innern des Fahrzeuges hervorgeholt.

Es war freilich ein recht unangenehmes Arbeiten, da man in die Kluft hinuntersteigen mußte. Der Krater zog sich seitwärts noch ziemlich tief in das Innere der Erde fort, dort, wo rabenschwarze Finsternis herrschte.

„So,“ sprach Kapitän Mors, als er sich mit Lindo zur Arbeit fertig machte. „Wir beginnen. Auf der Galerie des Weltenfahrzeuges aber müssen immer ein paar Wächter stehen, die die Umgebung im Auge behalten, damit wir vor unliebsamen Ueberraschungen gesichert sind.“

„Was meint Ihr denn, was es hier gibt, Kapitän?“ fragte Star, der diese Worte vernommen. „Ich habe auch schon überall umhergesehen, aber nirgends etwas Lebendes bemerkt. Der Weltenkörper ist ja so klein, hier gibt es wohl gar kein tierisches Leben.“

„Hast Du nicht die reiche Vegetation auf verschiedenen Stellen des Planeten gewahrt?“ fragte Mors. „Eine üppige Vegetation ist es, tropisch, wie in der Vorzeit der Erde. Wo sich solche Vegetation befindet, gibt es auch Tierwelt. Es fragt sich nur, in welchem Stadium sich dieser Planet befindet, aber das kann uns wohl der Professor sagen, der wird schon seine Beobachtungen anstellen.“

„In der Umgebung scheint alles tot und starr zu sein,“ meinte Star. „Da gibt es keine Vegetation, da sieht man nur zackige Felsenspitzen, ausgebrannte Krater, Klippen und Felsblöcke.“

Wenige Minuten später verließ Mors mit Lindo und einigen anderen Indern die Galerie des Weltenfahrzeuges.

Man benutzte eine Leiter, um die nächsten Klippen zu erreichen. Hierauf begann man die Umgebung des Absturzes zu erforschen.

Man sah nichts als Klüfte, ausgebrannte Krater, Steinmassen von den wunderlichsten Formen.

In einiger Entfernung donnerte der Vulkan und schleuderte seine glühenden Lavablöcke in die Höhe. Aber diese stürzten nicht in der Nähe der Landungsstelle herunter, von dort brauchte man nichts zu befürchten.

Plötzlich deutete Lindo mit der Rechten in eine der Klüfte.

„Kapitän,“ rief er. „Was liegt dort? Seht doch mal, das Weiße! Das Ding sieht ja unheimlich aus. Wahrhaftig, Kapitän, das Ding müssen wir mal genauer untersuchen!“

Der Kapitän schritt mit seinen Indern hinüber.

Da lag neben einem Steinblock das Ding, welches Lindo mit seinen scharfen Augen erspäht. Ein weißgebleichter Schädel von wahrhaft ungeheuren Formen.

Aller Wahrscheinlichkeit nach war es ein Tierschädel, aber niemand konnte sagen, zu welcher Gattung dies Geschöpf gehört hatte. Neben diesem Ueberrest sah man einige ungeheure Knochen.

Diese waren zerbrochen und Lindo beugte sich jetzt zu diesen Ueberbleibseln nieder.

„Kapitän,“ rief er. „Seht diesen zerschmetterten Knochen hier an. Das ist aber kein Bruch, nein, seht die Eindrücke, wie zackig und spitz dieselben sind. Kapitän, dieser Knochen ist zweifellos von den Zähnen eines unbekannten riesigen Ungeheuers zerbissen worden.“

3. Kapitel.
Eine abenteuerliche Expedition.

Kapitän Mors konnte nur die Beobachtung seines getreuen Lindo bestätigen.

Die Knochen, die hier lagen, rührten von einem Ungeheuer her, und sie waren anscheinend von einem anderen Ungetüm zerbissen worden.

Man hoffte Auskunft von dem Professor, der jetzt eilend herbeikam, und der ja nicht allein Kenntnisse in der Sternenkunde besaß, sondern auch, wie es viele Astronomen zu tun pflegen, langjährigen geologischen Studien obgelegen hatte.

Er betrachtete mit Erstaunen und Interesse diese Ueberreste.

„Der Schädel liegt noch nicht lange hier, Kapitän,“ rief er endlich. „Er ist rein abgenagt und solche Schädel habe ich oft genug in den Museen der Erde gesehen. Es sind die Schädel von ungeheuren Tieren der Vorzeit, aber dieses Tier hier ist mir völlig unbekannt. Doch möchte ich annehmen, daß es zu den Sauriern gehört, zu jenen furchtbaren Rieseneidechsen, die einst auch die Erde bewohnten.“

„Schöne Bescherung,“ meinte Star, indem er forschend umherblickte. „Da könnte plötzlich solch Beest auftauchen. Herrgott, hat das Ding einen Rachen! Da wäre unsereiner nur ein Bissen als Frühstück, da müssen wir uns höllisch in acht nehmen.“

Der Professor hörte diese Worte.

„Ich glaube aber nicht, daß wir jetzt etwas zu fürchten haben, es sieht so aus, als hätte sich hier vor kurzer Zeit Wasser befunden, welches durch irgend eine Ursache in die Tiefen der Erde abgeflossen ist. Diese Rieseneidechsen aber hielten sich immer in der Nähe des Wassers auf. Unmöglich ist es freilich nicht, daß sich da unten in den Felsenklüften noch Wasseransammlungen befinden.“

„Gut,“ sprach Kapitän Mors. „Da müssen wir eben wachsam sein und immer die Augen offen halten. Es scheint mir aber, als wenn wir in dieser trostlosen Gegend nichts zu fürchten hätten. Etwaige tierische Bewohner des Planeten können sich drüben in den tropischen Wäldern aufhalten.“

Man sah es dem Professor an, daß er förmlich danach lechzte, diese Seltsamkeiten kennen zu lernen. Er war befriedigt, daß es ihm vergönnt war, einen Blick in die Vorzeit zu tun, daß er sich auf einem kleinen Planeten befand, der noch um viele hunderttausend Jahre in der Entwicklungsgeschichte zurück sein mußte.

Kapitän Mors aber sorgte für Vorsichtsmaßregeln.

Er begann mit Lindo sofort die Reparaturarbeiten vorzunehmen, während einige Wächter auf der Galerie die Umgebung im Auge behielten.

Lange arbeiten konnte man freilich nicht, da die eigenartige Luft zu öfterem Ausruhen mahnte. Selbst Kapitän Mors fühlte schon nach wenigen Stunden eine Erschlaffung, die er kaum mit seiner eisernen Energie besiegen konnte.

Unter diesen Umständen konnte der erzwungene Aufenthalt auf dem kleinen Planeten längere Zeit in Anspruch nehmen.

Verdächtiges zeigte sich aber nicht, nichts Lebendes war zu erblicken, die Wächter sahen keine befremdlichen Erscheinungen. Man hörte nur das Donnern des Vulkans, der sich aber immer mehr zu beruhigen schien.

Als am dritten Tage der Professor seine Bitte wiederholte, gab Kapitän Mors nach.

„Ich gehe selbst mit,“ sprach er. „Lindo kann während meiner Abwesenheit die Arbeit allein fortsetzen. Selbstverständlich nehmen wir unsere elektrischen Waffen mit, auch wollen wir uns nicht allzu weit entfernen. Unser Marsch geht nach dem Walde hinüber.“

Der Professor strahlte vor Entzücken, der sonst so ernste Mann wußte gar nicht, wie er seine Freude beherrschen sollte. Er brannte vor Ungeduld, einen Blick in diese Wunderwelt zu tun, während Kapitän Mors seine gewohnte Ruhe und Geistesgegenwart zeigte.

Star sollte auch zurückbleiben. Kapitän Mors bestimmte drei Inder, die ihn und den Professor begleiten sollten.

Hierauf versah man sich mit Lebensmitteln, mit Instrumenten, die ein Verirren verhindern sollten, ferner mit den furchtbaren elektrischen Waffen.

Der Planet besaß eine ungemein schnelle Umdrehung, und da er sehr klein war, so dauerte der Tag wenig mehr als eine Stunde, ebenso war es mit der Nacht, jedoch erleuchtete während der Finsternis zuweilen der Mond die seltsame Umgebung.

Damit mußte man also von Anfang an rechnen, und Kapitän Mors beschloß, während der Dunkelheit verdächtige Distrikte zu meiden. Er setzte sich mit seinen vier Begleitern in Marsch und nun ging es über das unebene Terrain nach der Vegetationszone hinüber.

Die eigenartige Luft täuschte und der Wald war ferner, als man geglaubt hatte.

Durch die mitgenommenen Ferngläser konnte man schon unterscheiden, daß sich dieser Wald von allem, was man auf der Erde gesehen, bei weitem unterschied.

Anfangs konnte man die Waldbäume für Palmen halten, aber bei näherer Betrachtung glichen sie eher riesigen Farren, alles hatte einen unheimlichen, schier gespenstigen Anblick.

Man sah keinen Vogel, keinen Schmetterling, freilich waren hier noch immer die kahlen, nackten Felsen. Drüben im Walde konnte es anders sein, da konnte sich ein merkwürdiges Tierleben zeigen.

Aber jetzt veränderte sich die Formation des Bodens, das Felsgestein verschwand allmählich, der Boden war weich und sumpfig.

„Acht geben,“ klang Kapitän Mors’ Stimme, die ganz eigentümlich in der dicken Luft ertönte. „Acht geben, wir müssen im Gänsemarsch gehen. Einer hinter dem anderen. Sonst versinken wir hier ins Bodenlose. Das ist ein Sumpf der Urzeit. Ein Morast, in dem wir spurlos verschwinden können. Aber hier geht eine Felsenrippe hindurch, die müssen wir benutzen.“

Es war in der Tat die größte Vorsicht geboten, um so mehr, als der ausnehmend kurze Tag ja schon wieder zu Ende ging und die eben so kurze Nacht herannahte.

Kapitän Mors und seine Begleiter aber hatten elektrische Laternen mitgenommen und so konnten sie den steinernen Weg durch den Sumpf verfolgen. Diese Felsenrippe war der einzige Pfad, welcher zu dem Wald hinüberführte.

Es wurde schnell dunkel, aber das elektrische Licht zeigte den Weg. An einer Stelle, wo sich der Felsenpfad verbreiterte, wurde kurze Rast gemacht. Nach anderthalb Stunden wurde es schon wieder Tag, da sich der Planet mit riesiger Geschwindigkeit um sich selbst drehte. Links und rechts war der Morast, aber dort war alles still. Kein Laut unterbrach das unheimliche Schweigen.

Endlich war man am Walde angelangt, aber Kapitän Mors machte vorläufig keine Anstalten, hineinzugehen. Der kurze Tag war schon wieder zu Ende.

„Sollen wir nicht ein Feuer anzünden, Kapitän?“ fragte Lindo.

„Es würde schwerlich brennen,“ erwiderte Kapitän Mors, „denn Du siehst ja, hier ist alles mit Feuchtigkeit förmlich gesättigt und dann glaube nur nicht, daß sich die Wesen, die hier leben, durch das Feuer abschrecken lassen. Im Gegenteil, sie möchten neugierig hinzukommen.“

Bald wurde es wieder dunkel, aber nun hörten die fünf Männer, die am Rande des Waldes harrten, seltsame Töne, die aus dem scheinbar undurchdringlichen Dickicht herüberschallten.

Furchtbare Töne waren es. Man hörte ein Schnaufen, ein Aechzen, als wenn der Sturmwind wehte. Dann krachte es und brach es zwischen den farrenartigen Bäumen, als ob sich massige Körper hindurchwälzten.

Auch in den Lüften ließen sich sonderbare, schreckliche Laute vernehmen, ein Klatschen und Flattern, ab und zu hörte man ein durchdringendes schrilles Pfeifen, einige Male war es den Männern auch, als ob ein großer schwarzer Schatten durch die Luft und Finsternis segelte.

Als es aber nach anderthalb Stunden hell wurde, war alles ruhig, da war nichts zu hören und nichts zu sehen.

„Also gibt es auch hier ein Nachtleben,“ sprach der Professor zu Mors. „Eine nächtliche Tierwelt. Die lebt da drinnen in dem Dickicht und sicherlich war es ein Urvogel oder eine riesengroße Fledermaus, die während der Dunkelheit über unseren Häuptern dahinflatterte.“

Jetzt versuchte man in das unheimliche Dickicht einzudringen, aber das erwies sich als unmöglich. Der Boden war weich, durchlässig, wie ein Schwamm, beim ersten Schritt in das Dickicht mußte man bis an den Leib einsinken.

Als Lindo es dennoch versuchte, krachte und prasselte es neben ihm in dem undurchdringlichen Gebüsch, der Inder prallte zurück, aber er glaubte noch etwas unheimlich Großes gesehen zu haben, welches sich durch das Dickicht fortwälzte, dunkel, schleimig, ein Untier, welches offenbar sein Heil in der Flucht suchte.

„Sicherlich ist das eine der Rieseneidechsen gewesen,“ sprach der Professor. „Die hausen hier in dem undurchdringlichen Farrenwalde. Merkwürdig, daß uns der Koloß nicht angegriffen hat. Das ist ein Beweis, daß selbst diese Giganten vor dem Anblick der Menschen erschrecken. Wir mögen dem Riesentier allerdings sonderbar genug vorgekommen sein.“

Einer der übrigen Inder war inzwischen auf einer anderen Stelle in den Wald gedrungen, aber auch nur wenige Schritte vorwärts gekommen.

Er kehrte rasch zurück und erzählte, daß er ein schlangenartiges Ungetüm gesehen hätte, welches von einem der Farrenbäume herabglitt und dann spurlos in dem undurchdringlichen Unterholz verschwand.

„Nun, Professor?“ fragte der Kapitän. „Was sagen Sie dazu? Wollen wir wirklich in den Wald eindringen? Wir müßten allerdings schon wie die Affen von Baum zu Baum klettern. Aber wenn Sie Lust haben, ich bin dazu bereit.“

Der Professor bewunderte den kühnen Mann, der so kaltblütig in das furchtbare Dickicht hineinblickte. Er wußte, daß Kapitän Mors nicht scherzte, daß dieser mit ihm ging, wenn er den Wunsch aussprach, den schrecklichen Wald näher untersuchen zu wollen.

„Nein, ich denke, wir lassen es lieber,“ erwiderte der Professor. „Das hieße direkt mit dem Tode spielen. Ja, wenn der Tag länger dauerte, aber bei dieser kurzen Zeit würde uns ja wieder die freilich kurze Nacht überraschen. In der Nacht möchten wir den Ungetümen, die den Wald bewohnen, fast wehrlos gegenüberstehen. Auch weiß ich bereits genug. Dieser Planet befindet sich in einem Zustand, wie ihn die Erde auch durchgemacht hat, nämlich zur Zeit der großen Saurier und schließlich wird auch für diese Miniaturwelt die Zeit kommen, wo sich das allgemeine Lebensprinzip erfüllt, wo intelligente Wesen anstelle der Ungeheuer hier treten. Wer weiß, vielleicht ist der Keim zu menschenähnlichen Wesen in dieser kleinen Welt schon verborgen, vielleicht lebt schon ein Wesen in diesem Dickicht, aus dem sich dereinst ein vernunftbegabter Bewohner dieses kleinen Planeten entwickelt. Es gibt hier noch andere Dinge, die man erforschen kann, daher ist es besser, wenn wir umkehren.“

Kapitän Mors gab seine Einwilligung zu erkennen, es hatte ja auch nicht den geringsten Zweck, daß man vordrang. Die Farrenbäume wuchsen in einem Morast, dort liefen die kühnen Eindringlinge Gefahr, spurlos im Sumpf zu verschwinden.

Nun ging es wieder über die Felsenklippe zurück, wo die Dunkelheit die Wanderer überraschte. Da hörte man vom Walde her wieder die schrecklichen Töne, das Aechzen, das Rauschen und Prasseln, den durchdringenden Schrei und das Flattern des Riesenvogels oder der ungeheuren Fledermaus, welche durch die Lüfte flog.

Dann kehrte man, als es hell wurde, wieder in die Steinwildnis zurück, wo der „Meteor“ in dem erloschenen Vulkan lag.

Man sah Lindo und Star, die von einigen Indern unterstützt, an dem Riesenmagneten hantierten.

Die Männer winkten eifrigst, als sie Kapitän Mors und dessen Begleiter erblickten. Die Rückkehrenden glaubten schon, daß ihre Gefährten in Besorgnis gewesen seien.

Lindo kam dem Kapitän mit großen Sprüngen entgegen.

Es sah sonderbar aus, wie er mit der Leichtigkeit eines Federballs über ziemlich hohe Felsblöcke hinwegsprang, aber das war ja kein Wunder, auf diesem kleinen Weltkörper konnte der um so vieles leichtere Menschenkörper auch höhere Sprünge unternehmen, ohne sich im mindesten zu verletzen.

„Was gibt’s?“ fragte Mors. „Ist etwas Besonderes vorgefallen?“

4. Kapitel.
Die Geheimnisse des Feuerberges.

„Da unten in dem ausgebrannten Vulkan ist es nicht ganz richtig,“ meinte Lindo. „Der ist wohl bloß scheinbar erloschen. Wir haben schon mehrmals sonderbare Töne vernommen, ein Zischen und Fauchen und zwar als es dunkel war. Das ist ja hier eine merkwürdige Geschichte. Tag und Nacht ist so rasch, daß man kaum zur Besinnung kommt. Da unten in dem Krater sind vielleicht die unterirdischen Gewalten tätig. Genug, da könnte es leicht sein, daß uns plötzlich ein Lavastrom überraschte. Das wäre doch eine bedenkliche Sache.“

Kapitän Mors ging sofort nach der Stelle, wo der „Meteor“ halb aus dem Krater hervorragte.

Er bog sich hinab und lauschte nach der Oeffnung hin, die seitwärts in das Innere des Planeten hineinführte, denn dort waren wohl ehemals die Lavaströme hervorgekommen.

Es blieb aber alles ruhig, es ließ sich nichts Besonderes vernehmen.

„Es war sicherlich siedende Lava,“ sprach Lindo, „es brauste und zischte, wie in einem Höllenkessel. Da links aber, wo sich die große Höhlung befindet, da war es auch nicht richtig. Da hinter den Felsblöcken haben wir auch ein sonderbares Geräusch vernommen, was freilich ganz anders klang. Ich sage Euch, Kapitän, die unterirdischen Gewalten ruhen nicht, die können bei der ersten Gelegenheit hervorbrechen. Da wäre es mit unserem „Meteor“ vorbei, da könnten wir unser Leben auf dem unheimlichen Planeten beschließen.“

Diese Erklärung Lindos brachte Kapitän Mors auf den Gedanken, vorerst weitere Wanderungen auf dem merkwürdigen Weltkörper zu unterlassen und seine ganze Energie der Wiederherstellung des Weltenfahrzeuges zuzuwenden.

Der Professor freilich schwärmte noch immer von diesen Wundern einer Welt, die für den Erdenkörper seit hunderttausenden von Jahren verschollen waren. Er glühte vor Forschereifer, er wollte auch die Geheimnisse des großen Feuerberges erforschen.

Da gab es allerdings Geheimnisse genug, denn dieser Ausbruch war ganz anders, als eine Katastrophe auf dem Erdball.

Man konnte diese Vulkanausbrüche mit den regelmäßigen Atemzügen eines schlummernden Riesen vergleichen.

Zeitweise war alles still, diese Ruhe dauerte manchmal eine viertel oder gar eine halbe Stunde. Da lag der ungeheure Vulkan so ruhig, als wäre das unterirdische Feuer vollständig erloschen.

Dann aber hörte man ein dumpfes, langanhaltendes Grollen, dem ein merkwürdiges Aechzen und Schnauben folgte. Es war, als ob das riesige Ungeheuer, welches in der Tiefe zu ruhen schien, Atem holte und so zu einer gewaltigen Kraftanstrengung Luft schöpfte.

Dann tönte das Grollen von neuem, unmittelbar darauf folgte eine Art schreckliches Gebrüll, aus dem hochragenden Gipfel stieg eine fürchterliche Dampfwolke empor, gleichzeitig sah man durch diese ungeheuer große Lavastücke in die Lüfte fliegen.

Sie wurden mit einer solchen Gewalt emporgeschleudert, als ob sie aus der Mündung eines kolossalen Geschützes ausgestoßen würden.

Das war ein großartiger Anblick, noch großartiger aber war es, wenn dieser Ausbruch in der Dunkelheit erfolgte, wenn diese riesigen glühenden Lavablöcke auf den Abhängen des Vulkans niederschmetterten, zerplatzten und einen Feuerregen umherschleuderten.

Es war ein natürliches Feuerwerk, welches aller menschlichen Begriffe spottete.

Die Leute im Weltenfahrzeug wurden nicht müde, diese entfesselten Naturgewalten anzustaunen, aber Kapitän Mors winkte jetzt seinem treuen Lindo, daß er sich beeilen sollte, denn es galt nun, die schwierigste Arbeit zu verrichten. Die metallnen Gelenke mußten wieder auf den Diamanten montiert werden und da war die größte Vorsicht geboten.

Die beiden Männer mußten mit Gummihandschuhen arbeiten, damit nicht etwa ein plötzlich auftretender elektrischer Strom sie zu Boden schleuderte oder gar tödlich verletzte. Solche Entladungen aber waren in der mit Elektrizität gesättigten Atmosphäre des kleinen Planeten keine Seltenheit.

Unablässig bildeten sich Wolken, aus denen der Donner grollte und furchtbare breite Blitze herniederzuckten. Dann brachte auch wohl eine vorüberschwebende schwarze Wolke einen fürchterlichen Regenguß, sodaß der Kapitän und Lindo ins Weltenfahrzeug flüchten mußten.

Da niemand den beiden Männern helfen konnte und nur Mors und Lindo diese Reparatur herzustellen vermochten, entschloß sich der Professor, mit Star und einigen Indern nach dem Vulkan zu gehen, um dort die Ausbrüche zu betrachten.

Kapitän Mors ermahnte sie zur größten Vorsicht und empfahl ihnen, sich nicht in die Nähe der herabstürzenden Lavablöcke zu wagen, sonst war nichts dort zu befürchten. In der Nähe des Vulkans gab es kein Tierleben. Dort hätte selbst eins der Ungeheuer des Waldes dem Wüten der Naturgewalten erliegen müssen.

Der Professor war sehr froh, daß er den Vulkan untersuchen konnte und nahm einige Instrumente mit, die ihm zu verschiedenen Beobachtungen dienen sollten. Gleichzeitig wollte er die Anziehungskraft und verschiedene andere Eigentümlichkeiten dieses Miniaturplaneten messen.

Die ehemaligen Mannschaften des Unterseebootes aber verließen das Weltenfahrzeug nicht, da sie sich absolut nicht an die dicke Luft gewöhnen konnten. Sie blieben also lieber in den Mannschaftsräumen, wo man mit Leichtigkeit eine Luft herstellte, die der der Erde gleichkam.

Mors und Lindo arbeiteten aber unentwegt an dem Riesenmagneten weiter.

Der Professor und Star aber brachen mit den übrigen Indern auf und turnten binnen kurzem mit unglaublicher Gewandtheit über das spitze Felsengestein nach dem Vulkan hinüber.

Hier waren ja die Körper so leicht, hier konnte man scheinbar unüberwindliche Strapazen mit unglaublicher Schnelligkeit überwinden. Es sah ordentlich drollig aus, wie die Männer, die noch dazu die Instrumente trugen, wie die Gemsen von Stein zu Stein hüpften und breite Spalten ohne Anstrengung übersprangen.

Es schadete nicht einmal etwas, wenn man stürzte, wenn man nur nicht zu tief fiel, denn bei der Leichtigkeit des Körpers war der Aufschlag ein so geringer, daß man sich bei solchen Fällen nicht weh tat.

Das einzig Unangenehme war nur der kurze Tag, denn man mußte nach Verlauf von ein bis einundeinhalb Stunden anhalten, da man trotz der elektrischen Laternen in der kurzen, aber dunklen Nacht leicht in eine unbekannte Tiefe stürzen konnte.

Je näher man dem Vulkan kam, desto mehr zeigten sich die unterirdischen Gewalten. Da hörte man ein Brodeln, ein Zischen und Kochen. Es waren die Lavabecken, die da unten brodelten, siedeten und kochten.

Mitunter leuchtete auch der Feuerschein herauf und zwar ganz seltsam, es waren blaue, grüne, gelbe und rote Flammen, im buntesten Gemisch. Diese sonderbaren Flammen verrieten, daß es ganz eigentümliche Elemente sein mußten, die sich hier im glühenden Zustande in der flüssigen Materie befanden.

Weiter drangen die Männer vor, bis sie endlich den kolossalen Vulkan erreichten. Dort hatte eins der emporgeschleuderten Lavastücke den Riesenmagneten des Weltenfahrzeuges getroffen und dies wunderbare Werk des Kapitän Mors zum Absturz gebracht.

Beim Aufstieg mußte man den Vulkan sorgfältig vermeiden.

Das war nicht leicht, denn es schien, als ob eine besondere Anziehungskraft in diesem Vulkan wohnte, als ob diese das Metall aus welchem der Rumpf des Weltenfahrzeuges bestand, beherrschte. Man mußte also die äußerste Vorsicht walten lassen.

Daran hatte auch der Professor gedacht und er freute sich jetzt, daß er dem Kapitän einen Dienst leisten konnte. Er wollte die Anziehungskraft des Feuerberges untersuchen, dann würde man schon Mittel und Wege finden, um das Weltenfahrzeug aus der gefährlichen Nähe des Kraters bringen zu können.

Dann konnte man auch diese Miniaturwelt wieder verlassen.

Die Inder zeigten sich hier recht tollkühn, aber das war kein Wunder, Feuerberge waren ihnen nicht fremd und in ihrer Heimat befanden sich die Riesen der indischen Bergwelt, die weit über die Wolken hinausragten.

Star und der Professor mußten die Ungeduld der Inder sogar zügeln, denn die waren jetzt sehr unternehmungslustig. Sie stießen sogar noch glühende Lavablöcke an den Abhängen des Vulkans hinunter, damit sie der Professor besser untersuchen konnte.

Der Professor hatte alle Hände voll zu tun, er schüttelte wiederholt verwundert mit dem Kopf. Das Gestein, aus welchem der Feuerberg bestand, war ganz eigenartig. Es enthielt ein Metall, welches auf der Erde unbekannt war, aber sicherlich hohen Wert besitzen mußte.

Die Instrumente wurden aufgestellt und an verschiedenen Stellen des Feuerberges angebracht. Professor van Halen war unermüdlich und da machte er die absonderlichsten Beobachtungen.

Hier auf dieser kleinen Welt gab es eine Menge Wasser, aber das war wohl meist in dampfförmigem Zustande, die feuchte Hitze, welche hier herrschte, bewirkte eine unvergleichlich schnelle Verdunstung.

Der Professor glaubte auch die Wahrnehmung zu machen, daß nach den fürchterlichen Regengüssen, die von Zeit zu Zeit eintrafen, die Ausbrüche des Vulkans häufiger wurden.

Es war sicherlich noch der alte Kreislauf der Dinge, wie ehedem in der Urzeit, hier folgten die Naturgewalten unmittelbar und erschienen deshalb um so schrecklicher. In der Nähe des Feuerberges war die Atmosphäre so dunstig und trübe, daß man nur selten einen Ausblick erhielt, das Weltenfahrzeug konnte man nie sehen, obwohl es gar nicht weit entfernt war.

Der Professor überließ sich ganz seinen Beobachtungen, aber Star empfand eine innere Unruhe, es war ihm immer, als ob sich in der Nähe des Weltenfahrzeuges etwas Absonderliches zugetragen haben müsse.

Er lachte zwar über diese Gedanken und verbarg sie vor dem Professor, aber er konnte doch nicht hindern, daß er immer und immer wieder an die Zurückgebliebenen mit Besorgnis zurückdachte.

Aber auch der Professor hatte Bedenken, die freilich etwas anderes betrafen. Seine Beobachtungen brachten ein Resultat, welches ihn mit großen Befürchtungen erfüllte.

Die Instrumente verrieten nämlich plötzlich eine ungemeine Spannung, die immer mehr und mehr zunahm und zwar in einer Weise, daß man irgend eine Naturkatastrophe erwarten konnte.

Ob sie bald eintreten würde, stand freilich noch dahin, aber dem Professor war es, als müßte demnächst auf dem kleinen Planeten ein Aufruhr der Elemente stattfinden, der alles bisher Gesehene bei weitem übertreffen müßte.

Da stand wohl ein furchtbarer, vulkanischer Ausbruch bevor und da konnte der Feuerberg in die fürchterlichste Tätigkeit treten.

Aber der Professor dachte noch an etwas anderes, an die Möglichkeit, daß die Lavamassen aus dem scheinbar erloschenen Krater, wo das Weltenfahrzeug lag, hervorbrechen würden, dann konnte dort ebenfalls eine fürchterliche Katastrophe erfolgen.

Jedenfalls näherte sich der kleine Planet der Sonne und dieser Umstand war es wohl, der eine gigantische Anstrengung der noch immer entfesselten Naturkräfte drohen ließ. Van Halen hielt es daher für das beste, wenn er jetzt zurückkehrte und den Luftpiraten warnte.

Sowie es hell wurde, brach man auf, aber der Professor ließ einige seiner Instrumente zurück, in der Ueberzeugung, daß er noch einmal zurückkehren würde.

Am Weltenfahrzeug fand man alles unverändert, die europäischen Mannschaften verbrachten ihre Zeit meist mit Nichtstun oder Reinigen der Maschinen. Lindo und Mors waren unablässig mit der Reparatur des Riesenmagneten beschäftigt.

Der Luftpirat kam dem Gelehrten entgegen.

„Haben Sie das Brausen und Zischen wieder vernommen, Kapitän?“ fragte Halen, als er einen Händedruck mit dem Maskierten getauscht.

„In der Tat,“ lautete die Antwort. „Es scheint immer drohender und unheimlicher zu werden. Auch will Lindo andere unheimliche Töne gehört haben, aber davon habe ich nichts vernommen.“

Der Professor dachte nur an das Brausen und Zischen, das waren zweifellos die glühenden Lavamassen. Er begab sich nach der dunklen Kluft und richtig, dort machte sich eine außerordentliche Wärme bemerkbar.

Dann teilte er Kapitän Mors seine Beobachtungen am Feuerberg mit.

„Das ist in der Tat bedenklich,“ meinte Kapitän Mors. „Da müssen wir uns beeilen und noch eifriger arbeiten. Uebrigens eine Frage, bester Professor, können Ihre Instrumente den bevorstehenden Ausbruch genauer anzeigen?“

„Sicherlich,“ rief der Gelehrte. „Wenigstens dreißig Stunden vorher. Für die Zeit von vierundzwanzig Stunden könnte ich mich geradezu verbürgen.“

„Das ist gut,“ erwiderte Kapitän Mors. „Da möchte ich Ihnen einen Vorschlag machen. Sie sagen ja selbst, daß Sie in den Klüften des Feuerberges ein ganz bequemes Unterkommen fanden. Kehren Sie also mit Star und den Indern zu Ihren Instrumenten zurück und signalisieren Sie mir, wenn Gefahr droht. Sie brauchen ja nur einen Eisenstab mitnehmen und daran eine blutrote Fahne aufziehen, die könnte ich von hier aus gewahren. Im äußersten Falle der Not würde ich meine Reservemaschinen in Tätigkeit setzen. Es ist zwar gefährlich, aber in der Not könnte ich mein Weltenfahrzeug von dieser gefährlichen Stelle hinwegbringen. Aber, wie gesagt, es ist nur für den Notfall.“

Dagegen ließ sich nichts einwenden, denn dieser Ausweg war der beste.

Man versah sich also mit neuen Vorräten, die in reicher Menge vorhanden waren. Auf dem Weltenfahrzeug befanden sich Lebensmittel, die für einige Jahre reichen konnten.

Das Wasser auf dem kleinen Planeten war, wenn auch an manchen Stellen stark metallhaltig, doch an verschiedenen Stellen trinkbar. So brauchte man für den Bedarf an dem wertvollsten Lebenselement nicht in Sorge zu sein.

Star, van Halen und die Inder kehrten also nach dem Feuerberg zurück, um dort die Beobachtungen fortzusetzen.

Der Kapitän sollte im entscheidenden Moment gewarnt werden.

Dann war ja immer Zeit genug, das Weltenfahrzeug durch Anwendung der Reservemaschinen nach einer anderen Stätte zu versetzen, freilich war ein solches Gewaltmittel immer gefährlich.

War es aber dunkel, so sollte eine blutrote Laterne die Stelle der roten Fahne ersetzen.

Kapitän Mors und sein getreuer Lindo arbeiteten also unablässig weiter. Sie strengten alle Kräfte an, sie arbeiteten sogar beim Schein der elektrischen Laternen, wobei ihnen noch der Mond behilflich war, der jetzt des Nachts sein strahlendes Licht verbreitete.

Die Atmosphäre war klarer geworden, in der Nacht sah man häufig die Sterne funkeln. Die Wolken hatten sich teilweise nach den Wäldern zurückgezogen.

Aber es war noch etwas, was Lindo beunruhigte. Die sonderbaren Töne, die er zuweilen aus der Kluft vernahm.

Der Kapitän hielt es für Täuschung, aber Lindo hegte Bedenken, er meinte immer, daß in dieser dunklen Kluft sich irgend etwas verbergen könnte, etwas Gefährliches, was es aber war, wußte er nicht und konnte es auch nicht wissen.

Kapitän Mors kümmerte sich nicht darum und meinte, es wäre nur eine Täuschung. Lindo aber warf während der Arbeit oft einen Blick nach der Gegend, wo die Felsblöcke lagen. Er glaubte, dort sei etwas Rätselhaftes, etwas Unheimliches verborgen. Dort aus der Kluft könnte plötzlich das Verderben hervorbrechen.

5. Kapitel.
Die Ungeheuer der Tiefe.

So vergingen die Tage und die ebenso langen Nächte rasch dahin, Mors und Lindo gönnten sich nur die notwendigste Ruhe.

Die in dem Weltenfahrzeug befindlichen Leute mußten fortwährend nach dem Feuerberg Ausguck halten und nachsehen, ob sich nicht etwa die rote Laterne oder die rote Flagge zeigte.

Bis jetzt war aber nichts zu sehen gewesen. Die Gefahr lag also noch fern. Noch hatte der Professor das Warnungssignal nicht gegeben.

Inzwischen näherten sich die Reparaturarbeiten ihrem Ende. Die Verbindungen waren schon wieder hergestellt, aber nun kam die schwierigste Arbeit. Man mußte die neuen Gelenkstangen auf die in dem Weltenfahrzeug angebrachten riesigen Diamanten montieren.

Das geschah auch außerhalb des Fahrzeuges, dort waren sogar die wichtigsten Arbeiten zu verrichten, und die beiden Männer versahen ihre Aufgabe mit wahrem Feuereifer.

So lange die Sonne schien, brauchten sie kein künstliches Licht, aber sobald die Dunkelheit kam, arbeiteten sie mit ihren elektrischen Laternen.

Die Warnungssignale am Berge aber waren immer noch nicht erschienen.

Kapitän Mors glaubte schon, daß gar keine Gefahr drohe und daß das Ungewitter wieder vorübergezogen sei, vielleicht hatten die Spannungen, die der Professor an den Instrumenten beobachtet, schon wieder nachgelassen.

So war wieder einmal die kurze Nacht gekommen.

Der Himmel war klar, die Sterne funkelten, der Mond schien so hell, daß die beiden Männer kaum der elektrischen Laternen bedurften.

Da vernahm man das Zischen und Brausen, welches zeitweise in den Eingeweiden dieser Miniaturwelt hörbar wurde.

„Es sind die Lavamassen,“ meinte Lindo. „Heute ist es stärker, als sonst, aber der Professor scheint noch keine Gefahr zu befürchten, sonst würde er das Signal zeigen.“

Das Brausen und Zischen dauerte fort, da man es aber so oft gehört, kümmerte man sich nicht weiter darum. Jedenfalls kamen die Lavamassen noch nicht hervor, die tobten noch tief unter der Erde.

Mit einemmal hielt Lindo in der Arbeit inne.

„Hört, Kapitän, hört,“ rief er stutzend, „hört Ihr nicht die seltsamen Laute? Das ist etwas ganz anderes, das ist das, was Ihr immer nicht glauben wolltet. Es kommt von jener verdächtigen Kluft her, es ist ein richtiges Schnarchen und Röcheln!“

In der Tat hörte Kapitän Mors jetzt selbst die Töne, von denen Lindo mehrmals erzählt und die er für Täuschung gehalten.

Der Eingang der Kluft war von dem Ort, wo die beiden Männer hantierten, durch einige emporragende Felsen verdeckt.

Bald schien auch das Röcheln und Schnarchen zu verstummen.

Kapitän Mors wendete sich wieder seiner Arbeit zu, als Lindo von neuem aufschrie:

„Kapitän, da seht — da, eine Schlange! Eine ganz seltsame Schlange!“

Der Luftpirat fuhr herum.

Richtig, dort über der Klippe, hinter der die Kluft lag, ragte etwas hervor, was wie der Hals einer riesigen Schlange aussah.

An diesem Hals aber hing ein sonderbarer Kopf, von ganz merkwürdiger Form, der war nicht schlangenartig, sondern fast eckig, aus diesem Kopf ragte eine lange, gelbe Zunge heraus, der Rachen war geöffnet und in diesem sah man geradezu grauenvolle Zähne.

Aber am fürchterlichsten waren die Augen an diesem Kopf, denn die standen wie auf Sockeln, sie waren so groß wie Fäuste und flimmerten wie Karfunkel.

Dieser Kopf betrachtete die beiden Männer, dann kam das seltsame Röcheln und Schnarchen aus dem geöffneten dampfenden Rachen hervor.

Der erste Gedanke Kapitän Mors’ war, die elektrischen Waffen zu holen, aber die befanden sich im Innern des Fahrzeuges. Das Ungetüm aber, welches da hinter dem Felsen emporragte, befand sich der Tür, welche in das Innere des Weltenfahrzeuges führte, viel näher, als die beiden Männer und konnte sie daher bei einem Rückzug mit Leichtigkeit abfangen.

„Kapitän, da ist noch solch Ding!“ schrie Lindo, indem er nach dem Felsen deutete. „Das sieht ebenso fürchterlich aus. Nehmt Euch in Acht Kapitän, die Beester schnappen!“

In diesem Augenblick fuhren die langen Schlangenhälse auf die Männer zu. Kapitän Mors und Lindo aber wichen gewandt aus und sprangen seitwärts, indem sie unwillkürlich hinter einem anderen Felsblock Schutz suchten.

Jetzt konnten sie seitwärts auf die Ungetüme schauen, aber da gewahrten sie etwas ganz Merkwürdiges.

Das waren keine Schlangen, sondern die langen Hälse saßen an einem plumpen, fürchterlichen Körper, der so dick wie der eines Elefanten war, dieser Riesenkörper war graubraun und schleimig, das Tier mit dem langen Schlangenhals und den funkelnden Augen war ein Vierfüßler und an den plumpen Füßen schienen sich mächtige Krallen zu befinden.

Zwei dieser Bestien waren da, und sie rutschten jetzt mit ziemlicher Geschwindigkeit heran. Sie suchten die beiden Männer anzugreifen.

Kapitän Mors war jetzt alles klar.

Diese bisher unbekannten Untiere, welche sicherlich zu den Riesensauriern gehörten, hausten dort in der Kluft und kamen nur von Zeit zu Zeit an die Oberwelt, um Beutezüge anzutreten.

Sie waren es sicherlich, welche die großen Knochen, die da auf dem Stein lagen, durchgebissen hatten. Das konnte man diesen fürchterlichen Zähnen schon zutrauen.

Nun galt es, sich zu verteidigen, denn die Ungetüme schienen sich merkwürdig schnell zu bewegen, so plump sie auch aussahen, waren die Bewegungen doch rasch und verhältnismäßig gewandt. Es war etwas Eidechsenartiges, Bewegliches in der Art und Weise, wie sich diese plumpen Massen vorwärtsschoben.

Die beiden Männer waren mit ungenügenden Waffen ausgestattet. Kapitän Mors besaß ein wohl fußlanges, haarscharfes Dolchmesser und Lindo hatte eine schwere gleichfalls haarscharf geschliffene Axt aufgegriffen.

„Kapitän, sie werden uns einholen,“ rief der treue Inder ganz verzweifelt. „Die Bestien bewegen sich so gewandt wie die Aale.“

„Ja, ich sehe es, Lindo,“ sprach Mors, der mit seinem treuen Begleiter von Stein zu Stein sprang. „Es wird uns nichts übrig bleiben, wir müssen kämpfen, wir müssen uns so gut es geht gegen die Ungeheuer der Tiefe verteidigen.“

Lindo biß die Zähne zusammen, aber er verlor die Geistesgegenwart nicht. Treu wie er war, wollte er sogar Mors die Axt als die bessere Waffe einhändigen und dafür das Messer nehmen.

Der Luftpirat wies dies edelmütige Anerbieten zurück.

„Nimm nur die Axt, treue Seele,“ sprach er. „Das Messer genügt mir. Nun will ich Dir einen Rat geben. Du siehst, daß diese Ungetüme sehr lange und dünne Hälse haben, die scheinbar gar nicht zu den massiven Körpern passen. Haue mit Deiner Axt nach der Stelle, wo sich dieser lange Schlangenhals mit dem Körper vereinigt und suche dort die Halswirbel zu durchhauen. Nun paß auf. Da kommen sie angeglitten.“

Die beiden Ungeheuer schnarchten entsetzlich, man hörte, wie ihr furchtbares Gebiß zusammenklappte. Jedenfalls waren es Fleischfresser und die Bestien lechzten nach Beute.

Freilich mochten ihnen diese seltsamen Geschöpfe, die Menschen, höchst absonderlich vorkommen. Aber es waren Lebewesen, und die Kolosse vertrauten auf ihre ungeheure Stärke. Sie waren auch wohl hungrig und nun kamen sie herangeglitten, mit aalartigen Bewegungen, unheimlich schnell, man konnte diesen Ungetümen nicht entrinnen.

Der Rückweg zu dem Weltenfahrzeug war den beiden Männern abgeschnitten. Es half nichts, sie mußten das Abenteuer bestehen.

Kapitän Mors wandte sich gegen das größte Ungetüm, während Lindo beherzt den Angriff des zweiten, kleineren Ungeheuers erwartete.

Im Moment, als Kapitän Mors sich gegen das schnarchende Ungetüm wendete, warf er einen flüchtigen Blick auf die Kluft, aus der die Ungetüme hervorgestiegen sein mußten.

Da gewahrte er noch etwas Bewegliches, da kam ein dritter Schlangenhals zum Vorschein, ein drittes Ungetüm kam röchelnd und schnarchend aus der Kluft hervorgekrochen.

Aber Kapitän Mors hatte keine Zeit, sich mit weiteren Beobachtungen abzugeben, er mußte handeln, die Gefahr drohte, sie war sogar aufs äußerste gestiegen.

Das riesige Ungetüm vor ihm richtete sich halb auf, der Schlangenhals schwebte hoch über Kapitän Mors’ Kopf, die Augen glühten und schillerten, das Tier selbst war vom Mond grell beleuchtet.

Jetzt hockte das Tier in einer sitzenden Stellung und suchte Kapitän Mors mit den viel kürzeren Vordertatzen zu fassen.

Aber Kapitän Mors war auf seiner Hut und es kam ihm zu statten, daß er sich auf dem kleinen Planeten mit größter Leichtigkeit bewegen konnte.

Blitzschnell wich er den Hieben der drohenden Tatze aus und sprang zur Seite. Dann blitzte das lange Messer, Kapitän Mors stieß es in den langen Schlangenhals des Tieres und zog den Griff der Waffe mit kräftigem Schnitt nach der Mitte der Brust hinunter.

Dunkelrotes Blut spritzte hervor, es war eine furchtbare Wunde, aber das Tier schien sich wenig darum zu kümmern.

Es schnarchte greulich, der lange Kopf auf dem Schlangenhals fuhr herab und wieder sah Kapitän Mors das fürchterliche Gebiß mit den drohenden Zähnen.

Das Ungeheuer schien jedoch seine Beute weniger mit dem Gebiß packen, als mit den Krallen erhaschen zu wollen, dabei hüpfte es auf den Hinterbeinen sitzend, auf Mors zu, sodaß seine Bewegungen an die eines riesigen Kängurus erinnerten.

Jedenfalls war das Tier mit den sogenannten Lälaps verwandt, ein Tier der Vorwelt auf Erden, welches einem riesigen Känguru ähnelte, nur, daß dieses Tier den langen Schlangenhals besaß, der ihm das schlangenartige Aussehen sicherte.

Kapitän Mors konnte sich jetzt nicht um Lindo bekümmern und gewahrte nur bei einem gedankenschnellen Blick, daß sein treuer Gefährte mit dem zweiten Ungeheuer kämpfte.

Jetzt kam der Riese wieder herangehüpft, schnarchte laut und suchte mit seinen beiden gewaltigen Tatzen Kapitän Mors zu packen.

Diesmal bückte sich der Luftpirat nur und führte einen furchtbaren Stoß nach der Stelle, wo er das Herz des riesigen Ungeheuers vermutete.

Ein gewaltiger Blutstrahl sprudelte hervor, fast wie aus einem Springbrunnen. Kapitän Mors duckte sich schnell und entwischte gerade noch aus den Krallen des Ungeheuers, die ihn zu packen drohten.

Wieder tönte das Schnarchen, gräßliche Wut malte sich in den weiß leuchtenden Augen des Ungetüms, aber seine Bewegungen waren nicht mehr so schnell wie vorhin, es schien die Wirkung der blanken Waffe zu spüren.

Das Blut schoß wie eine Fontäne aus der Wunde in der Brust und es war möglich, daß der Stich das Herz verletzt hatte. Die Bestie warf schreckliche Blicke auf den Menschen, der jetzt mit Befriedigung die entschwindenden Kräfte des Angreifers bemerkte.

Inzwischen war Lindo auch nicht müßig gewesen und hatte mit der Axt auf die von Mors bezeichnete Stelle losgehauen.

Der Brave hieb zu, als wollte er einen Baumstamm fällen, aber das war sein Glück. Es gelang ihm, mit der haarscharf geschliffenen Axt den Halswirbel des Ungeheuers zu durchschneiden und das Rückgrat an der Stelle zu trennen, wo der Schlangenhals mit dem massigen Leibe verbunden war.

Auch dieses Ungeheuer stieß ein fürchterliches Schnarchen aus, welches aber fast einem Gebrüll ähnelte, dann drehte es sich ein paar Mal rund herum, fiel auf den Rücken und begann im Todeskampf schrecklich zu zappeln.

Da sah Kapitän Mors, der eben noch seine Aufmerksamkeit seinem Gegner zugewendet, das dritte Ungeheuer lautlos herangleiten. Kein Zweifel, es wollte Lindo von hinten packen.

„Drehe Dich um Lindo,“ schrie der Luftpirat mit furchtbarer Stimme. „Es ist noch eins hinter Dir! Rasch, rasch, es will Dich fassen!“

Der Inder sprang blitzschnell bei Seite und das war sein Glück, da im selben Moment das Ungetüm an der Stelle, wo er gestanden, anlangte.

Es röchelte und schnarchte und drehte den langen Schlangenhals bald nach rechts, bald nach links, indem es die beiden Männer mit den fürchterlich leuchtenden Augen anstarrte.

Aber jetzt wurde es von den beiden Männern angegriffen. Bald von links, bald von rechts, sodaß die Bestie gar nicht wußte, wohin sie sich zuerst wenden sollte.

Lindo hieb mit der Axt auf die Halswirbel der Bestie los, Kapitän Mors aber bohrte ihm das fußlange Dolchmesser in die Seite.

Jedesmal schnarchte das Tier laut und fuhr herum, um seinen Gegner zu packen, der aber sprang alsdann gewandt zurück, während sein Gefährte den Angriff erneuerte.

Immer lauter wurde das Schnarchen, das Röcheln; aber jetzt spritzte auch das schwarzrote Blut von allen Seiten hervor, das Ungeheuer taumelte. Kapitän Mors hatte sicherlich das Herz getroffen. Lindo aber hatte ihm mit einem furchtbaren Axthieb den Halswirbel fast ganz durchgeschlagen.

Inzwischen waren auch die beiden anderen Ungetüme verendet, und nun sahen die zwei Männer auf die Kampfstätte, auf die drei Riesen der Tierwelt, auf die Lachen geronnenen, schwarzroten Blutes.

Aber da kam auch schon wieder der Tag heran, die kurze Nacht ging zu Ende, die Sterne verblichen, die Sonne erschien und beleuchtete die massigen Gestalten der erlegten Ungetüme.

Vom Weltenfahrzeug herüber hörte man die Schreie der Männer, welche die Besatzung bildeten. Aber die waren über den Anblick dieser unheimlichen Riesentiere so entsetzt gewesen, daß sie gar nicht wußten, was sie tun sollten.

Jetzt aber erschienen sie auf der Galerie und wollten ihren Augen nicht trauen, als sie die beiden Helden noch lebend sahen.

„Na, Ihr habt uns schön im Stich gelassen,“ rief Lindo ärgerlich. „Da seht mal, was der Kapitän wieder mal geleistet hat.“

„Laß es nur gut sein,“ erwiderte Mors. „Du hast Dein redliches Teil dazu beigetragen. Ich bin stolz auf Dich. Du hast gekämpft, wie ich es erwartete. Wir sind Sieger geblieben.“

„Hoffentlich kommen nicht mehr heraus,“ meinte Lindo, indem er nach der Kluft hinblickte. „Am Ende befindet sich eine ganze Herde darinnen.“

„Das glaube ich nicht,“ erwiderte Kapitän Mors. „Das halte ich für ausgeschlossen. Diese Tiere leben sicherlich nicht in größerer Menge, und ich glaube wohl, daß wir ein Pärchen dieser Kolosse mit einem ausgewachsenen Jungen bekämpfen mußten. Genug, das Abenteuer ist vorüber und wir sind die Sieger geblieben.“

Da deutete Lindo nach dem Vulkan hinüber, der von der Sonne beleuchtet wurde.

„Kapitän,“ schrie er. „Das Zeichen, das Signal! Kapitän, da weht die rote Fahne! Jetzt droht uns Gefahr von den Elementen der Tiefe! Da zischt es, da braust es schon wieder! Da will die Lava aus den Eingeweiden der Erde hervorquellen!“

6. Kapitel.
Im Todeskrater.

In der Tat hatte der Professor mit seinen Gefährten das Warnungssignal erteilt.

„Geschwind, Lindo,“ rief Mors, für den das furchtbare Abenteuer schon vergessen zu sein schien. „Jetzt ist jeder Augenblick Zeit kostbar. Wir müssen die Arbeit am Riesenmagnet beenden. Ich denke, Star wird bald zur Unterstützung herbeikommen.“

Darin sollten sich die beiden Männer nicht täuschen.

Bald kam die kurze Nacht, aber die Ungeheuer der Tiefe ließen sich nicht mehr blicken, als es aber wieder hell wurde, kamen die Inder, Star und der Professor vom Vulkan herüber.

Die staunten nicht wenig, als man ihnen das Abenteuer erzählte und als sie die Körper der getöteten Ungetüme gewahrten. Der Professor vergaß sogar die Nachricht, die er brachte und mußte erst von Kapitän Mors daran erinnert werden.

Dann erstattete er seinen Bericht und deutete auf die Instrumente, die man wieder mit zurückgebracht.

„Die Katastrophe droht,“ sprach der Professor. „In spätestens vierundzwanzig Stunden werden die Lavamassen aus dem Innern der Erde hervorbrechen, und wenn wir bis dahin nicht das Weltenfahrzeug aus dem Krater befreit haben, ist alles verloren. Die Lavamassen würden das Fahrzeug mit einem hunderttausende von Zentnern schweren feurigen Mantel bedecken.“

„Ich weiß,“ erwiderte Mors. „Star, hierher, Du bist der einzige, der uns jetzt helfen kann. Wir arbeiten jetzt, so lange wir können. Wenn die Gefahr nahe rückt, muß ich zum letzten Mittel greifen, wenn es auch noch so gefährlich ist, es geht eben auf Tod und Leben.“

Da wurde kein Augenblick verloren.

Auch der Professor bot seine Hilfe an, aber Mors konnte nur Star und Lindo zu der Arbeit verwenden. Diese beiden waren die einzigen, die bei der Herstellung des Riesenmagneten und der Fertigstellung der Gelenkverbindungen Hand anlegen konnten.

Diese Männer mußten sich jetzt die Lufthelme mit den dazu gehörigen Apparaten aus dem Weltenfahrzeug holen, denn die Luft wurde dermaßen dick und schwer, daß sie kaum noch zum Atmen geeignet schien. Sie war jetzt nicht nur von Kohlensäure, sondern auch von Gasen gesättigt. Der blaue Himmel verschwand und an seine Stelle traten ungeheure dicke Wolken die ein schreckliches Aussehen hatten.

Zuweilen krachte der Donner und dann zuckten Blitze von einer solchen Helligkeit und solch enormer Ausdehnung, wie es die so viel gereisten Männer noch nie gesehen hatten. Es war ein Aufruhr der Elemente, der geradezu fürchterlich erschien und alles rührte, wie der Professor behauptete, nur von den unterirdischen Gewalten her, die sich zu einem geradezu fürchterlichen Ausbruch vorbereiteten.

Von dem mächtigen Vulkan war nichts mehr zu sehen, diesen bedeckten die ungeheuren Wolken, aber es krachte und prasselte unablässig in diesen dichten Massen. Man hörte ein greuliches Rollen und Poltern, ein Beweis, daß der riesige Vulkan sich bereits in voller Tätigkeit befand, daß sein Krater glühende Lavamassen emporschleuderte.

Aber nun begann es sich auch in der Nähe des Weltenfahrzeuges zu regen.

Lindo blickte zuweilen nach der Kluft hin, aus der die Saurier hervorgekommen waren, befanden sich dort noch mehr, so mußte sie der Aufruhr der Elemente aus ihren Schlupfwinkeln hervortreiben.

Aber das geschah nicht, die drei Tiere, welche dort gelebt, waren von Lindo und dem Kapitän getötet worden. Von den Bestien dieser neuen Welt war jetzt nichts mehr zu fürchten, wohl aber von den Elementargewalten.

Die unheimlichen Töne kamen aus dem alten Krater, in welchen das Weltenfahrzeug gestürzt war. Dort rauschte und zischte und brodelte es, das war ein richtiger Höllenkessel geworden.

Dort kam die Lava langsam empor, die feurige Masse, welche so lange in der Tiefe geschlummert hatte.

Man vernahm die unheimlichen Töne, welche diese siedenden Massen hervorbrachten. Die Hitze nahm zu, zuweilen glaubte Lindo schon, die glühenden Massen leuchten zu sehen.

So arbeiteten die drei Männer mit fieberhafter Hast an der Herstellung des Weltenfahrzeuges.

Es war aber vorauszusehen, daß die Elemente schneller arbeiteten, als die Menschenhand. Die Lava mußte hervorbrechen und das Weltenfahrzeug erreichen. Geschah dies, so wurde das geniale Wunderwerk in die glühenden Massen eingebettet und dann war es für alle Zeiten verloren.

Kapitän Mors holte jetzt den Professor, nicht um ihn arbeiten zu lassen, sondern damit van Halen die langsam empordringende Lava beobachtete.

Der Astronom konnte die Arbeitenden noch rechtzeitig warnen, damit sie sich mit ihm in das Weltenfahrzeug flüchteten.

War aber dann die Arbeit noch nicht getan, so mußte eben Kapitän Mors zum äußersten Mittel greifen, zu dem letzten Ausweg, der noch eine Rettung versprach, obwohl diese Hilfe das Fahrzeug und seine Insassen in die höchste Gefahr brachte.

Der Professor versah sich ebenfalls mit dem Lufthelm, und begab sich zu der schrecklichen Kluft.

Dort war bereits alles rötlich erleuchtet, der Widerschein der glühenden Lava, die langsam, aber unaufhörlich höher und immer höher drang, die zuletzt den unheimlichen Todeskrater überfluten mußte.

Dazu donnerte der Vulkan, man hörte sein Brüllen, man sah, wie die Lavablöcke durch die Dunstmassen heruntersausten. Man hörte das Aufprasseln der gewaltigen Massen, die auf dem steinigen Boden in tausend Stücke zersprangen.

Aber niemand hatte Zeit, einen Blick auf dies ebenso grausige, wie wunderbare Bild zu werfen. Die Sorge für das Weltenfahrzeug nahm alle Sinne in Anspruch.

Plötzlich kam der Professor zurückgerannt.

Seine Stimme klang dumpf und hohl in dem aus Metall und Glas bestehenden Helm. Er deutete mit der Rechten nach der Kraterkluft hinüber.

Es war gar nicht nötig, daß er sprach und die drei arbeitenden Männer auf die Gefahr aufmerksam machte. Diese sahen bereits, wo die Gefahr nahte.

Dort bei dem Kraterkessel war ja alles in wilder Bewegung, da stieg eine leuchtende, rote Masse hervor, rotglühender Brei floß zwischen den schwarzen Steinen hindurch, es war die glühende Lava, die einen Weg nach außen suchte.

Noch lag das Weltenfahrzeug höher, als die feurige Masse, aber es durfte keinen Augenblick Zeit verloren werden.

Diesmal klang Kapitän Mors’ Stimme dumpf und hohl, aber jedem verständlich.

Er forderte seine Begleiter auf, daß sie sich auf der Stelle nach dem Weltenfahrzeug begeben sollten.

Der Professor eilte hinüber, Lindo und Star folgten, nachdem sie die Werkzeuge zusammengerafft hatten.

Sie warfen dabei bedauernde Blicke auf den Lenkapparat, der noch immer nicht ganz in Ordnung war. Der Riesenmagnet konnte noch nicht in Tätigkeit treten.

Der Kapitän folgte als letzter und schloß hastig die beiden metallnen Türen.

Dann kam er nach dem Maschinenraum, wo Star, Lindo und der Professor auf ihn warteten.

„Wir hätten uns ohnehin zum letzten Mittel entschließen müssen,“ sprach der Luftpirat, als er den Lufthelm abgenommen. „Die Instrumente sind ja alle in wildester Verwirrung, wie es bei solchem Ausbruch elementarer Naturgewalten nicht anders sein kann. Da wäre es sehr fraglich gewesen, ob der Riesenmagnet gearbeitet hätte. Selbst wenn er sich in gutem Zustande befand, hätte also doch die Maschine, die hier für den Notfall aufgestellt ist, in Tätigkeit treten müssen. So, jetzt ist es Zeit, Professor, gehen Sie nach dem Mittelraum, damit Sie keinen Schaden nehmen. Wir wissen schon, wie wir uns hier schützen können. Lindo, Star, Ihr beide tretet hinter die Panzerwand, jetzt kommt die Entscheidung.“

Wenige Minuten später befand sich Kapitän Mors mit Star und Lindo allein im Maschinenraum.

Der Ingenieur und der Inder waren hinter die Panzerwand getreten, welche die Männer gegen die Wirkungen der Maschinengewalt schützte. Kapitän Mors aber hantierte an jenem eigenartigen Apparat, welcher bei einer früheren Fahrt die beiden Meuterer zu Asche verwandelt hatte.

Er zog an Hebeln, er drehte Schwungräder und bald erschallte ein Lärm, der die Sinne betäuben konnte.

Die seltsame Maschine war in voller Bewegung, die Schwungräder wirbelten mit fürchterlicher Schnelligkeit herum, man sah leuchtende Strahlen und zuckende Blitze, die zuweilen im Innern der Maschine entstanden, die sich gleich elementaren Blitzen kreuzten.

Die Maschine war eine Erfindung des Kapitän Mors, er hatte über ihre Konstruktion stets den Schleier des Geheimnisses gebreitet. Die Beschreibung dieser Maschine und ihre Wirkung war in der Bibliothek verwahrt und lag dort in einem stählernen Kasten, dessen Schlüssel Kapitän Mors niemals von sich ließ.

Er war auch der einzige, der diese gefährliche Maschine in Tätigkeit setzen konnte und imstande war, bis zum letzten Augenblick in der Nähe der herumwirbelnden Schwungräder auszuhalten.

Plötzlich sprang der Luftpirat mit mächtigem Satz hinter die Panzerwand, welche Lindo und Star schützte.

„Nun kommt die Entscheidung,“ sprach Mors, während seine feurigen Augen nach der Maschine hinüberblickten. „Entweder kommen wir jetzt aus dem Krater heraus, oder wir werden samt dem Weltenfahrzeug in Atome zerschmettert. Menschliche Kraft und menschliches Wissen sind aufgeboten, aber jetzt stehe ich an der Grenze des Erreichbaren.“

Im Maschinenraum tobte jetzt ein wahrer Höllenlärm, das rätselhafte Werk des Kapitän Mors arbeitete, als würde es von bösen Geistern bedient und getrieben. Es war ein Sausen und Brausen, ein Knattern und Krachen, ein Zischen und Summen, daß Lindo und Star sich die Ohren zuhielten.

Plötzlich ging ein Ruck durch das Weltenfahrzeug, dem bald darauf ein zweiter und dritter folgte.

Nun geschah etwas anderes, schier Unheimliches, Star und Lindo hatten die Empfindung, als ob das Weltenfahrzeug emporgehoben würde.

„Die Lava ist unter unserem Fahrzeug,“ rief Star, als sich der Stoß wiederholte.

„Nein, sonst wäre alles vorüber,“ erwiderte der Kapitän. „Die Maschine hat jetzt ihre volle Kraft entwickelt und diese Kraft ist es, die uns emporhebt und uns ein Stück von der gefährlichen Stelle hinwegtragen soll. Gelingt dies nicht, so kann auch ich nicht mehr helfen.“

Eine unheimliche Ruhe lag in diesen Worten des Kapitän Mors, ein Beweis, daß diesem Manne der Tod gleichgiltig war. Der Ruck aber wiederholte sich und wieder hatten Star und Lindo die Empfindung, als wenn eine unheimliche Gewalt das Fahrzeug emporhebe und es gewaltsam hin- und herschüttelte.

„Wir schweben,“ erwiderte Kapitän Mors. „Ich habe den Kurs des Fahrzeuges nach Osten gerichtet, denn dort war eine ebene, wenn auch steinige Fläche. Aber dort droht kein vulkanischer Ausbruch.“

Das Weltenfahrzeug schwankte hin und her, aber es schwebte offenbar.

Sicherlich flog es nicht hoch und Star fürchtete, daß es jeden Moment gegen eine der nahen Klippen rennen möchte, zumal sich diese oft mehrere hundert Meter hoch erhoben.

Aber Kapitän Mors hatte den Kurs des Fahrzeuges aufs Genaueste berechnet und die Richtung des Fahrzeuges so bestimmt, daß es zwischen den drohenden Felsen hindurchfuhr.

Wieder schwankte der Koloß hin und her, dann erhielt es plötzlich einen Stoß, noch einen und das Weltenfahrzeug stand unbeweglich.

„Ich glaube, wir sind gerettet,“ rief der Luftpirat.

Star wollte hinter der Panzerwand hervorkommen, aber Kapitän Mors hielt ihn krampfhaft fest.

„Stürze Dich nicht ins Verderben,“ sprach er ernst. „Du siehst doch, daß die Maschine noch immer in Tätigkeit ist. Es dauert noch eine Weile, ehe sich die gigantische Kraft beruhigt.“

Diese Warnung war notwendig, denn im Maschinenraum leuchtete es zuweilen unheimlich auf. Es waren bläuliche und grünliche Blitze, welche die Maschine schleuderte, und jeden Menschen, der sich in ihren Bereich wagte, mit Verderben bedrohten.

Diese Entladungen ließen allmählich nach, auch die Schwungräder arbeiteten nicht mehr so wild wie erst. Sie drehten sich langsamer, immer langsamer, bis sie endlich unbeweglich stehen blieben.

Der Kapitän aber betrachtete mit stolzen Blicken dieses Werk, das sein Genie geschaffen.

„Ich habe viel von dieser Maschine erwartet,“ sprach er halb für sich, halb zu seinen Leuten. „Aber, sie hat meine Erwartungen übertroffen. Jetzt, Star, kannst Du einen der Schieber vor dem Glasfenster öffnen.“

Der Ingenieur tat, wie ihm geheißen, der schwere Schieber bewegte sich seitwärts, ein roter Schimmer drang in das Innere des Maschinenraumes.

Star stieß einen Ausruf des höchsten Staunens aus, als er ein nie geschautes Bild erblickte. Lindo und Kapitän Mors waren sofort an seiner Seite.

Das Weltenfahrzeug lag auf einer steinernen Hochfläche, wenigstens tausend Meter vom Todeskrater entfernt, aus dem es das Geschick und das Genie seines Erbauers emporgehoben hatte.

Dort aber war jetzt der Tod und das Verderben entfesselt, deutlich sah man von diesem hochgelegenen Standpunkt aus die Lavaströme aus dem scheinbar erloschenen Krater hervorbrechen und allgemach die Umgebung überschwemmen.

Man sah, wie die glühenden Lavamassen die Körper der drei getöteten Rieseneidechsen umspülten und wie die Kolosse unter der Lava zu Asche verbrannten. Dann bildeten die glühenden Massen einen kleinen See, aus dem nur die höheren Felsen aus der Nähe des Todeskraters hervorragten.

Dazu kam noch das Gebrüll des Vulkans, den man aber noch immer nicht zu sehen vermochte. In der Nähe des Feuerberges wirbelten jetzt dicke Mengen von Dampf und Qualm, die nur zuweilen durch die herniederprasselnden, glühenden Steine erleuchtet wurden.

Star betrachtete dieses großartige Bild, er sah, daß auch weiterhin Ausbrüche stattfanden. Die Oberfläche des kleinen Planeten schien jetzt ein Bild des Grauens und der Verwüstung zu bieten.

„Es scheint, als ob der ganze Weltkörper auseinander gehen wollte,“ sprach der Ingenieur endlich zum Kapitän, der mit eiserner Ruhe das großartige Bild betrachtete.

„O nein,“ lautete die Antwort, „das mag hier öfters vorkommen, und so ist es auch früher auf der Erde gewesen. Das sind eben noch die entfesselten Naturgewalten, die in der Erde nur noch in der Tiefe schlummern. Hier ist die Kruste, welche diese Erde bedeckt, noch nicht stark genug, um die tobenden Elemente zu bändigen, aber mit der Zeit wird auch hier die Erstarrung eintreten.“

Damit sah Kapitän Mors nach rechts und links, um die Umgebung des Weltenfahrzeuges in Augenschein zu nehmen.

Er war offenbar befriedigt.

All seine Berechnungen waren in Erfüllung gegangen, der „Meteor“ lag an einer Stelle, wo ihm keine Gefahr drohte. Hier konnte man, wenn die Luft wieder reiner geworden war, die Reparatur des Lenkapparates beenden und den unheimlichen, kleinen Planeten verlassen.

Nicht weit von der Fläche sah man Wald, der ebenfalls von Sumpf umgeben war. Der Wald schien sich überhaupt nur an Stellen zu befinden, wo der Sumpf die tieferen Stellen des Planeten bedeckte.

In diesem Walde war alles in Bewegung, die tierischen Bewohner schienen sich zu flüchten. Man sah zuweilen große graue Massen, die am Rande des Gehölzes sichtbar wurden, aber sofort wieder in dem undurchdringlichen Unterholz verschwanden.

Am wunderbarsten aber sahen jene fledermausartigen Geschöpfe aus, die jetzt durch das Toben der Elemente aufgestört, zuweilen über den Kronen der Palmen oder der Riesenfarren auftauchten und mit sonderbaren gaukelnden Bewegungen hin- und herflatterten.

Es war jetzt gerade der kurze Tag und da konnte man diese Tiere durch Ferngläser genauer betrachten. Sie waren halb Vögel, halb Eidechsen und besaßen Flughäute wie die Fledermäuse, sowie große mit spitzen Zähnen besetzte Rachen.

Man konnte sogar im Weltenfahrzeug die schrillen Laute hören, welche die flatternden Ungetüme ausstießen. Sie wußten offenbar nicht, wohin sie sich wenden sollten und waren auch wohl durch das Licht der Sonne geblendet.

Dann aber verschwand wieder alles und es war, als ob sich ein dichter Schleier auf diese Landschaft legte. Aschenwolken verhüllten die Landschaft, sie senkten sich vom Vulkan herab und die Asche bedeckte die ganze Umgegend mit einer silbergrauen Schicht, die sich zuletzt zollhoch anhäufte.

Aber das war ein gutes Zeichen.

Kapitän Mors wußte, daß große Vulkanausbrüche gewöhnlich mit einem Aschenregen zu enden pflegen. So war es auf der Erde, so war es auch höchstwahrscheinlich auf dem neuen Planeten.

Er täuschte sich nicht, denn das fürchterliche Donnern ließ allmählich nach, das Krachen und Prasseln verstummte, der Boden zitterte nicht mehr so wie bisher, der Vulkan ging zur Ruhe.

Noch mußte man stundenlang ausharren und es wurde abwechselnd Nacht und Tag, aber dann konnte man das Weltenfahrzeug verlassen und sogar die Lufthelme zur Seite legen.

Freilich war die Luft noch immer dick und schwer, aber viel reiner als vor dem Vulkanausbruch, die ungeheuren Naturgewalten schienen die Wirkung eines Gewitters gehabt zu haben. Sie hatten die Luft gereinigt.

Dort aber am Todeskrater, wo das Fahrzeug gelegen, brodelte und kochte ein Feuersee, dort war die Lava hoch emporgestiegen, der Krater war vollständig ausgefüllt, später mußte dann diese brodelnde Masse erstarren.

Mit Bewunderung betrachteten die Mannschaften des Weltenfahrzeuges den genialen Führer, der sie alle vom Tode rettete und der jetzt, als wäre nichts geschehen, mit Star und Lindo die Arbeit am Lenkapparat fortsetzte.

Freilich hatte das Fahrzeug andere Beschädigungen erlitten.

Als es durch die unheimliche Maschine emporgehoben den Todeskrater verließ, war es ziemlich schwer, ja unsanft auf die Steine gestoßen. Die Röhren, welche die flüssige Luft im Fahrzeug verteilten, waren zum Teil verbogen, gequetscht, auch die Einrichtung für die Luftversorgung hatte gelitten.

Freilich reichte der Vorrat der verwendbaren Luft noch einige Zeit, aber eine Fortsetzung der großen Fahrt konnte vorerst nicht unternommen werden. Man mußte die vorhandenen Vorräte benutzen, um zunächst nach der Erde zurückzukehren. Die Fahrt nach dem Monde mußte von neuem unternommen werden.

Aber Kapitän Mors gehörte ja zu jenen Männern, die nie die Geduld verlieren, er wußte, daß dies, was er unternommen, von niemand anders auf der Erde geleistet werden konnte. Er hatte auch keine Veranlassung, alles, einem verzweifelten Spieler gleich, auf eine Karte zu setzen.

„Sowie der Lenkapparat in Tätigkeit gesetzt ist, nehmen wir Kurs nach der Erde,“ sprach der Kapitän, indem er auf die kleine, seltsam leuchtende Scheibe zeigte, die jetzt wieder am Himmel sichtbar wurde. Das war die Erde, dorthin ging der Lauf, nach dem irdischen Planeten zurück, dessen Beobachter nichts von dem Vorhandensein des kleinen Planeten ahnten.

Nach harter Arbeit war das Werk vollendet, der Riesenmagnet konnte wieder in Tätigkeit treten, der Lenkapparat gehorchte der Hand des Meisters und als wieder eine der kurzen Nächte vorüber war, erhob sich der „Meteor“ stolz von der Oberfläche des kleinen Planeten.

Durch die dicken Glasfenster aber sahen die Männer herunter auf den kleinen Planeten, auf dem sie so viele Abenteuer erlebt hatten. Sie sahen den Todeskrater oder vielmehr die Stelle, wo sich derselbe befunden. Sie sahen den glühenden Lavasee und den Vulkan, aus dessen Krater noch immer dicke schwarze Dampfwolken stoßweise emporfuhren.

Sie sahen die Wassermengen in den tiefen Tälern, die Sümpfe, die unheimlichen Wälder, welche eine noch unheimlichere Tierwelt bargen, aber das alles entschwand in wenigen Minuten.

Kleiner, immer kleiner wurde der seltsame Planet, jetzt zeigte er schon die Kugelgestalt, dann schrumpfte er allmählich zum Stern zusammen, ein winziges Teilchen des Weltalls wurde der kleine Planet, während das Weltenfahrzeug mit furchtbarer Schnelligkeit zurück nach der Mutter Erde sauste.

 

Das Weltenfahrzeug schwebt im Weltenraum. Links unten sieht man die Oberfläche des Mondes mit seinen Ringgebirgen; rechts den Planeten Saturn mit seinen eigenartigen Ringen, die den Planeten umkreisen.

1. Der Metallrumpf des Weltenfahrzeuges.
2. Fenster aus stärkstem Glas, durch Gitter geschützt und durch Metallschieber verschließbar.
3. Die Tür zur Außengalerie, luftdicht verschließbar.
4. Treppe zur oberen Galerie.
5. Der Ausguck.
6. Obere Galerie.
7. Der Scheinwerfer.
8. Der Riesenmagnet.
9. Die Leitungen für den Riesenmagneten, mit ungeheuren Diamanten.
10. Lenkapparat.
11. Die Kraftzentrale.
12. Einrichtung für die Luftversorgung.
13. Elektrizitätsbehälter.
14. Metallbehälter.
15. Röhren für flüssige Luft.
16. Apparat für Gegenwirkung des Riesenmagneten, auf Diamanten montiert.
17. Beweglicher Metallring.
18. Klappen, zu luftleeren Räumen führend.
19. Das „Gelenk“ des Riesenmagneten.
20. Der elektrische Lichtkegel.

Anmerkungen zur Transkription

Dieser Text wurde nach einem Nachdruck-Auswahlband transkribiert: Heinz J. Galle (Hrsg.): Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff. Dieter von Reeken, Lüneburg, 2005, S. 123-160. Moderne Zusätze und Anmerkungen wurden nicht übernommen.

Eine Ungereimtheit findet sich in Kapitel 3: Lindo, der eigentlich die Arbeiten am Weltenfahrzeug fortsetzten sollte, ist plötzlich doch unter den Teilnehmern der Expedition anzutreffen.

Die Schreibweise der Buchvorlage wurde weitgehend beibehalten. Auch Variationen in der Schreibweise von Namen wurden nicht verändert. Lediglich offensichtliche Fehler wurden stillschweigend korrigiert.






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Luftschiff 42: Im Todeskrater des neuen Planeten, by Anonymous

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violates the law of the state applicable to this agreement, the
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trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone
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including legal fees, that arise directly or indirectly from any of
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or any Project Gutenberg-tm work, (b) alteration, modification, or
additions or deletions to any Project Gutenberg-tm work, and (c) any
Defect you cause.

Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm

Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of
electronic works in formats readable by the widest variety of
computers including obsolete, old, middle-aged and new computers. It
exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations
from people in all walks of life.

Volunteers and financial support to provide volunteers with the
assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's
goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will
remain freely available for generations to come. In 2001, the Project
Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure
and permanent future for Project Gutenberg-tm and future
generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary
Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see
Sections 3 and 4 and the Foundation information page at
www.gutenberg.org



Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation

The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit
501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the
state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal
Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification
number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary
Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by
U.S. federal laws and your state's laws.

The Foundation's principal office is in Fairbanks, Alaska, with the
mailing address: PO Box 750175, Fairbanks, AK 99775, but its
volunteers and employees are scattered throughout numerous
locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt
Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to
date contact information can be found at the Foundation's web site and
official page at www.gutenberg.org/contact

For additional contact information:

    Dr. Gregory B. Newby
    Chief Executive and Director
    gbnewby@pglaf.org

Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg
Literary Archive Foundation

Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide
spread public support and donations to carry out its mission of
increasing the number of public domain and licensed works that can be
freely distributed in machine readable form accessible by the widest
array of equipment including outdated equipment. Many small donations
($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt
status with the IRS.

The Foundation is committed to complying with the laws regulating
charities and charitable donations in all 50 states of the United
States. Compliance requirements are not uniform and it takes a
considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up
with these requirements. We do not solicit donations in locations
where we have not received written confirmation of compliance. To SEND
DONATIONS or determine the status of compliance for any particular
state visit www.gutenberg.org/donate

While we cannot and do not solicit contributions from states where we
have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition
against accepting unsolicited donations from donors in such states who
approach us with offers to donate.

International donations are gratefully accepted, but we cannot make
any statements concerning tax treatment of donations received from
outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff.

Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation
methods and addresses. Donations are accepted in a number of other
ways including checks, online payments and credit card donations. To
donate, please visit: www.gutenberg.org/donate

Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic works.

Professor Michael S. Hart was the originator of the Project
Gutenberg-tm concept of a library of electronic works that could be
freely shared with anyone. For forty years, he produced and
distributed Project Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of
volunteer support.

Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed
editions, all of which are confirmed as not protected by copyright in
the U.S. unless a copyright notice is included. Thus, we do not
necessarily keep eBooks in compliance with any particular paper
edition.

Most people start at our Web site which has the main PG search
facility: www.gutenberg.org

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including how to make donations to the Project Gutenberg Literary
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