The Project Gutenberg EBook of Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff 63: Die Schreckensreise des Weltenfahrzeuges, by Anonymous This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and most other parts of the world at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you'll have to check the laws of the country where you are located before using this ebook. Title: Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff 63: Die Schreckensreise des Weltenfahrzeuges Author: Anonymous Release Date: November 28, 2017 [EBook #56068] Language: German Character set encoding: ISO-8859-1 *** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DER LUFTPIRAT UND SEIN *** Produced by Jens Sadowski, Norbert H. Langkau, and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net 63. Band. Jeder Band ist vollständig abgeschlossen. Preis 10 Pf. (15 Heller.) Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff. Die Schreckensreise des Weltenfahrzeuges. [Illustration: Immer tiefer sank der Koloß in die glühend heiße, weiche Masse, deren Feuerwellen über dem Fahrzeug zusammenzuschlagen drohten.] Druck- und Verlags-Gesellschaft Berlin Die Schreckensreise des Weltenfahrzeuges. 1. Kapitel. Die Welt in Gefahr. »Halt, wer da! Antwort -- oder ich schieße!« Diesen Worten folgte das scharfe Knacken eines Revolverhahns. Sonst umgab Dunkelheit diese nächtliche Szene. »Schießen Sie nicht,« tönte eine sonore Stimme. »Ich komme zwar zu ungewöhnlicher Stunde, aber ich bin kein Dieb, kein Mörder.« Im nächsten Moment blitzte das helle Licht einer elektrischen Lampe auf. Das blendende Licht beleuchtete ein geräumiges, sehr behaglich eingerichtetes Zimmer, an welches ein großes Schlafzimmer stieß. Der Vorhang, welcher dies Gemach von dem Zimmer trennte, war zurückgeschoben. Dort stand ein Mann in mittleren Jahren, der in aller Hast einen Schlafrock angezogen zu haben schien. Er war wohl offenbar aus dem Bett gesprungen, seine bloßen Füße steckten in Pantoffeln und in der rechten Hand hielt der Mann einen scharfgeladenen Armeerevolver. Die Unruhe dieses Herrn war erklärlich, denn das Geräusch eines zerbrochenen Fensters weckte ihn aus dem besten Schlummer. Der Fensterladen vor der großen Spiegelglasscheibe war emporgehoben und die Scheibe selbst durch einen anscheinend mit großer Wucht geführten Schlag zertrümmert. Das elektrische Licht aber hatte nicht der Bewohner dieser Räume entflammen lassen, sondern ein Eindringling, der zur Mitternachtsstunde durch das zerbrochene Fenster hereingekommen sein mußte. Da stand dieser Mann, dessen athletische Gestalt durch einen grauen Mantel in militärischem Schnitt verhüllt wurde. Er stand hoch aufgerichtet, in der Linken die elektrische Lampe haltend, eine blaue Mütze mit breitem, goldenem Streifen bedeckte seinen Kopf, während eine schwarze Halbmaske das energische, kühn geschnittene Antlitz bedeckte. »Da bin ich,« sprach er zu dem schier fassungslosen Bewohner dieser Räume. »Sie haben mich gerufen. Ich habe den geheimnisvollen Hilferuf in einer der größten Zeitungen des Kontinents gelesen. Ich habe die Bedeutung desselben verstanden. Daß ich zur Nachtzeit hierherkommen mußte, ist freilich ungewöhnlich, aber ich kann nicht anders. Kapitän Mors steht vor Ihnen!« Gleichzeitig hatte der rätselhafte Besucher ein großes Zeitungsblatt unter seinem Mantel hervorgezogen. »Dieses Inserat stammt von Ihnen, nicht wahr?« fuhr er fort, während der so jäh aufgeweckte Mann vor ihm noch immer nicht wußte, ob er wachte oder träumte. »Hier lesen Sie, das ist das Inserat, in welchem ich, Kapitän Mors, aufgefordert werde, die Welt und deren Bewohner vor einer Katastrophe zu bewahren. Und zwar vor einer Katastrophe, wie sie die Weltgeschichte noch nicht kennen soll. Diese Worte hier sind nur für mich berechnet. Anderen würde dies Inserat als die Eingabe eines Wahnwitzigen erscheinen. Aber Sie haben Ihre Gründe gehabt, dieses Inserat so geheim zu halten. Ich bin dem Rufe gefolgt. Sprechen Sie. Wie kann ich Ihnen helfen?« Der Aufgeweckte ließ den Revolver sinken. Sein Gesicht war ungemein geistvoll und verriet den Denker, zugleich aber auch den Mann, der, wenn er wollte, auch recht energisch aufzutreten vermochte. »Sie sind Ingenieur Reymond,« fuhr Kapitän Mors fort. »Sie haben gewußt, daß ich mich stets über alles, was in der Welt vorgeht, auf dem Laufenden halte, daß ich alle großen Zeitungen genau lese. Nun sagen Sie mir alles, denn ich habe Zeit, so lange die Dunkelheit dauert. Beim ersten Morgengrauen muß ich den Rückweg antreten.« »Aber um Himmels willen, wie sind Sie nur hier hereingekommen?« fragte der Ingenieur, als er sah, daß sich Kapitän Mors ruhig in einem Sessel niederließ. »Dieses turmartige Gebäude ist ja sechs Stock hoch. Da vermöchte nicht einmal eine Katze hinaufzugelangen.« »Je höher, desto besser,« erwiderte der Luftpirat mit eisiger Ruhe. »Im übrigen gibt es für mich wenig Hindernisse. Doch zur Sache. Ich nehme an, daß die Angelegenheit, die mich hierher geführt hat, eilig ist und daß es sich in der Tat um das Schicksal der ganzen Welt handelt.« Ingenieur Reymond war gewiß kein Feigling, er gewann bald seine Selbstbeherrschung wieder. Er betrachtete den berühmten Mann, von dem die Welt so viel erzählte, mit einem Gemisch von heimlichem Grauen und Bewunderung. Rasch war eine Lampe entzündet und der Ingenieur nahm seinem unheimlichen Besucher gegenüber Platz. »Ich will mich kurz fassen,« begann er. »Genug, ich bin der technische Leiter eines riesigen Etablissements, welches Maschinenteile liefert. Dort erschienen vor einiger Zeit ein paar Männer, die ich für Amerikaner halte. Sie machten verschiedene Bestellungen und sprachen hauptsächlich mit dem zweiten Leiter der Fabrik, ich hatte zu jener Zeit eine andere, sehr wichtige Arbeit vor und achtete wenig auf die Fremdlinge. Erst durch einen Zufall wurde mein Verdacht rege, nämlich, als ich von meinem Kollegen erfuhr, daß an die fremden Herren Maschinenteile abgeliefert wären, über deren Verwendung man sich gar keinen Begriff machen könnte. Unglücklicherweise war der Auftrag schon ausgeführt und der Rest der Bestellung abgeliefert, ohne daß ich es zu verhindern vermochte. Nun, ich will wenig Worte machen, Kapitän Mors. Jene Fremden, die übrigens über bedeutende Summen verfügten, haben zweifellos einige Weltenfahrzeuge hergestellt, welche möglicherweise dem wunderbaren Fahrzeug ähneln, mit welchem Sie durch die Weltenräume kreuzen.« »Ihre Ausführungen setzen mich in einige Verwunderung,« erwiderte Mors, nachdem er einen Augenblick nachgesonnen. »Indessen lassen sich ja wenige Geheimnisse bewahren, und so mag es schon sein, daß hier und da etwas von meinem Weltenfahrzeug bekannt wurde, ganz so, wie ja auch mein Luftschiff von vielen gesehen, betrachtet, von einigen sogar photographiert wurde. Aber das alles überzeugt mich noch nicht, ob der Welt auch wirklich Gefahr droht. Angenommen, jene Fremden hätten in der Tat einige Weltenfahrzeuge hergerichtet, was könnte das der Erde für Schaden bringen?« »Jetzt kommt die Hauptsache,« erwiderte Ingenieur Reymond. »Deshalb habe ich ja auch meinen Hilferuf in der Zeitung erlassen. Nachdem ich Verdacht geschöpft, spürte ich den Fremden nach und es gelang mir eines Abends durch List, über die ich hier nicht näher sprechen will, die Fremden zu belauschen. Genug, ich verbarg mich in ihrer Nähe und hörte ihren Gesprächen zu, die mich mit Entsetzen erfüllten. Diese gefährlichen Männer wollen eine geradezu grauenvolle Katastrophe herbeiführen und sich dadurch zu Herren der Erde machen. Der eine dieser Unmenschen meinte, die Erde sei viel zu stark bevölkert und es würde gar nicht schaden, wenn die Hälfte der Menschheit vernichtet würde. Hierauf wollte er mit seinem Kumpan eine Tyrannenherrschaft über das Weltall ausüben.« »So, so,« meinte Mors. »Darüber möchte ich noch einige Fragen stellen. Zunächst, war es Ihnen, mein Herr, denn nicht möglich, diese gefährlichen Menschen verhaften zu lassen?« »Nein,« erwiderte Reymond. »Ich war allein, ein unglücklicher Zufall wollte es, daß sie mich entdeckten. Sie verfolgten mich sofort und hätten sie mich eingeholt, so wäre ich zweifellos ermordet worden. So aber stürzte ich mich in den Fluß und da ich ein ausgezeichneter Schwimmer bin, hielt ich mich lange genug unter Wasser, während sie überall herumsuchten. Sie glaubten, ich sei ertrunken. Glücklicherweise haben sie mich nicht erkannt, denn sonst gehörte ich längst zu den Toten. Wenn sie aber jenes Inserat in der Zeitung gelesen haben, kommen sie auf die Spur. Deshalb habe ich auch, um mich zu schützen, Vorsichtsmaßregeln getroffen und wohne hier in diesem unzugänglichen Gebäude, hoffend, daß ich von Ihnen eine Nachricht erhalten würde. Statt dessen kommen Sie selbst und das ist umso besser.« Mors überlegte noch einen Augenblick. »Herr Reymond,« sprach er dann in seiner gewinnenden Art und Weise. »Ich glaube bestimmt, daß jene Unholde das Inserat gelesen haben und daß sie Ihnen möglicherweise nach dem Leben trachten. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Wollen Sie mit mir gehen? Wollen Sie meine Heimat aufsuchen, die geheimnisvolle Insel, die ich bewohne, den Ort, wo Ihnen kein Mörder nahen dürfte? Dort sind Sie sicher.« »Nein, das kann ich nicht,« entgegnete Reymond. »Ich möchte hier in Frankreich bleiben, bei meinen Instrumenten, bei meinen Büchern.« »Aber dann kann ich Sie nicht schützen,« erwiderte Mors, »und ich fürchte, daß Sie alsdann dem Verderben verfallen.« »Nun, ich lasse es darauf ankommen,« erwiderte Reymond. »Ich glaube, hier bin ich sicher.« »So wenig sicher wie vor mir,« erwiderte der Luftpirat. »Sie sehen ja, daß auch ich hier eingedrungen bin, und diese Unholde könnten das gleiche tun. Also ich biete Ihnen nochmals Schutz in meiner geheimnisvollen Heimat an. Wollen Sie?« »Ich danke Ihnen herzlichst für Ihr Anerbieten, aber ich kann nicht. Ich hänge zu sehr an Frankreich. Hoffentlich haben jene Unholde auch anderes zu tun, als sich mit mir zu beschäftigen. Doch nun zur Hauptsache. Das, was ich Ihnen sagen will, betrifft die Katastrophe, die den Bewohnern der Erde droht.« »Ganz recht, das interessiert mich,« erwiderte Mors. »Angenommen, jene Menschen hätten einige Weltenfahrzeuge erbaut, so genügt das nicht, um die Bewohner der Erde zu vernichten, dazu gehören noch kolossale Zerstörungsmittel von einer Furchtbarkeit, gegen die unsere irdischen Sprengstoffe als Kinderspielzeug erscheinen.« Reymond war aufgestanden. »Das ist es ja, Kapitän Mors,« sprach er mit furchtbarem Ernst und mit gedämpfter Stimme. »Die Unholde wollen sich einen furchtbaren, zerstörenden Stoff verschaffen, den sie mittelst ihrer Weltenfahrzeuge holen wollen und zwar aus ungeheurer Ferne. Haben sie diesen Stoff, der von geradezu vernichtender Wirkung sein muß, so verwandeln sie ihre Weltenfahrzeuge in Zerstörungsmaschinen und dann wird die Erde von einem Schicksal betroffen, wie es in der ganzen Weltgeschichte noch nicht dagewesen ist. Jene unheimlichen Männer müssen große Kenntnisse in der Mathematik, Astronomie und der Physik besitzen. Wunderbare Kenntnisse, die sie allerdings zu Verbrechen anwenden wollen.« »Woher gedenken jene Elenden den Zerstörungsstoff zu holen?« fragte Mors, jedes Wort betonend. »Vom Planeten Saturn,« lautete die Antwort. »Von jenem mächtigen Weltkörper, der seltsamerweise das einzige Gestirn ist, das von Ringen umgeben wird, und diese Ringe, die den Riesenkörper des Planeten umkreisen, bergen nach genauen wissenschaftlichen Beobachtungen eine Materie, die so fürchterlich wirkt, daß sie imstande ist, die ganze Erde in Trümmer zu zerspalten. Diesen furchtbaren Stoff wollen jene Unmenschen holen und damit zur Erde zurückkehren.« »Ich verstehe,« versetzte Mors mit großer Ruhe. »Sie wünschen, daß ich mit meinem Weltenfahrzeug dies Vorhaben vereitle? Wenn jene Unholde mit dem Zerstörungsstoff zurückkehren, ist es zu spät. Sie würden zuerst mich und meine Fahrzeuge vernichten. Ich bin Ihnen sehr zu Dank verpflichtet, Herr Reymond, und ich erneuere zum dritten Male mein Anerbieten, mit mir nach meiner fernen Insel zu reisen.« »Nein, ich bleibe in Frankreich,« erwiderte Reymond. »Ich habe jetzt meine Pflicht getan und das Schicksal der Erde in Ihre Hände gelegt.« »Aber Sie sind verloren, Herr Reymond,« sprach Mors, indem er sich langsam erhob. »Ich fürcht das Schlimmste.« Es war umsonst. Reymond gab nicht nach, er hing zu sehr an seiner schönen, sonnigen Heimat. In dieser Beziehung war er ein Starrkopf. Er gab Mors noch verschiedene Informationen, aus denen der Luftpirat den Ort entnehmen konnte, an welchem die Weltenfahrzeuge erbaut wurden. »Ich schulde Ihnen wirklich außerordentlichen Dank,« erwiderte der Luftpirat. »Ich habe Ihnen sogar das Fenster zerbrochen und Sie in ihrem Schlaf gestört. Sprechen Sie, Herr Reymond, kann ich Sie nicht in irgend einer Weise für diese wichtigen Mitteilungen belohnen?« »Nein,« erwiderte der Franzose. »Ich bin selbst sehr vermögend und bedarf nichts. Ich habe jene Pflicht erfüllt, welche das Gebot der Menschenliebe vorschreibt und bin überzeugt, daß Sie alles aufbieten werden, um das Furchtbare zu verhindern. Damit bin ich reich belohnt, das genügt vollkommen.« »Nun denn, so muß ich handeln,« rief der Luftpirat. »Ich darf keine Zeit verlieren. Hier ist vielleicht jede Minute kostbar. Leben Sie wohl, mein Herr, ich ruhe und raste nicht, bis ich das Furchtbare verhindert habe. Gelingt es mir nicht, dann habe ich meinen Untergang gefunden.« Er sprach diese Worte mit finsterem Entschluß und schwang sich auf das Fensterbrett. Außerhalb befand sich eine kleine Brüstung, da glaubte der Ingenieur trotz der Dunkelheit zu sehen, daß sich dort etwas Schattenhaftes bewegte. Er hörte auch ein leises Sausen und Summen, dann schien es, als ob Kapitän Mors in die Nacht hinausspränge. Er hörte einen leichten Aufprall, aber unmittelbar am Fenster, dann folgte ein Rauschen und Schwirren und da sah Reymond, als ob durch die Finsternis etwas Schwarzes, Schattenhaftes von dannen huschte. Vorsichtig ließ er den Fensterladen wieder herab, aber er fand in dieser Nacht keine Ruhe. Wohl aber fand er sie vierundzwanzig Stunden später, und zwar für immer, denn da wurde der Ingenieur Reymond, dieser wackere, von allen geschätzte Mann, auf unerklärliche Weise ermordet aufgefunden. Der Luftpirat hatte es geahnt, aber Reymond die Warnung des seltsamen Mannes mißachtet. Er war zurückgeblieben, er hatte den Schutz, den ihm Mors anbot, verschmäht. Der wackere Mann mußte seine Menschenliebe mit seinem Leben bezahlen. 2. Kapitel. Zu spät gekommen. Kapitän Mors hatte mit einer kleinen Flugmaschine, die sich auf dem lenkbaren Luftschiff befand, den Franzosen besucht. Das Luftschiff selbst lag auf einer der Felseninseln, an der französischen Küste und in der nächsten Nacht befand sich Mors bereits auf dem Rückwege. Nach glücklicher Fahrt gelangte er auf seiner Insel an, da war es sein erstes, das Weltenfahrzeug zu inspizieren. Der »Meteor« war jeden Augenblick zu seinem Flug in den Weltenraum bereit und Mors säumte nicht, das Fahrzeug mit einer ausgewählten Mannschaft zu besteigen. Auch der Professor nahm daran teil, obwohl ihn Mors vor den Gefahren der bevorstehenden Reise warnte. »Diesmal werden wir uns der Wissenschaft wenig widmen können, Professor,« sprach Mors zu seinem gelehrten Freunde. »Diesmal gilt es eine entsetzliche Katastrophe zu verhindern. Es wäre besser, Sie blieben hier. Ich glaube, es kommt zu den furchtbarsten Abenteuern, zu gefährlichen Kämpfen. Es geht auf Tod und Leben.« Der Professor war aber nicht zu halten. Er wußte ja, daß möglicherweise der Saturn besucht wurde. Mors sprach ja die Vermutung aus, daß jene Unheimlichen bereits die Reise nach dem fernen Weltkörper angetreten haben könnten. »Wie, eine solche Gelegenheit sollte ich verpassen,« rief Professor van Halen enthusiasmiert, »nimmermehr, der Saturn birgt ja die größten Rätsel, ich bebe förmlich bei dem Gedanken, diesen wunderbaren Weltkörper in der Nähe zu sehen. Nehmen Sie mich mit, Kapitän, ich bitte Sie darum. Sie machen mich unglücklich, wenn Sie mich zurücklassen.« Mors gab nach, aber er war diesmal ernst und düster wie nie zuvor. Er nahm nur Terror mit und hinterließ Star und Herbert genaueste Instruktionen für den Fall, daß er von der abenteuerlichen Fahrt nicht mehr wiederkehren sollte. Diese Instruktionen betrafen das Schicksal der Insel mit allem, was sich darauf befand. Es war kein Zweifel, wenn Mors zu Grunde ging, so würde auch sein ganzes Werk vernichtet. Inzwischen hatte der Luftpirat die Kunde von Reymonds Tod erfahren. »Ich habe ihn gewarnt,« sprach er, als er die Nachricht las. »Aber der Unglückliche wollte ja nicht hören. Nun, vielleicht kann ich ihn wenigstens rächen.« Nach den Angaben des Ingenieurs befand sich der Ort, an dem die geheimnisvollen Amerikaner ihre Weltenfahrzeuge erbaut hatten, irgendwo im Süden der Vereinigten Staaten Nordamerikas. Dorthin waren die Maschinenteile geschickt worden und Reymond, der sich um diese Angelegenheiten sehr bekümmert, hatte Mors noch Winke gegeben, welche die Nachforschungen des Luftpiraten erleichterten. Diesmal wendete sich das Weltenfahrzeug nicht nach dem Weltenraum, sondern durchschoß mit Blitzesschnelligkeit die Luftzonen über der Südsee und wendete sich nach den südkalifornischen Landschaften. Ein Zufall unterstützte Mors, der sein wunderbares Fahrzeug in den wilden Gebirgen der Sierra Nevada landen ließ und von dort aus einige Späher aussandte. Bald erhielt er die Nachricht, daß an der Grenze des Staates Sonora, der schon zu Mexiko gehörte, merkwürdige Dinge beobachtet worden seien, die auf eine sonderbare Arbeit schließen ließen. Wenige Tage später wurde der Verdacht bestätigt, dort hatten die geheimnisvollen Amerikaner gearbeitet, dort hatten sie ihre Weltenfahrzeuge, zu denen sie sich die Materialien in verschiedenen Ländern bestellt, zusammengesetzt. Ob die Pläne zu diesen wunderbaren Fahrzeugen von ihnen selbst ausgesonnen worden waren, ob sie einiges über Mors' Weltenfahrzeug durch Verrat vernommen, blieb in Dunkel gehüllt. Genug, die Geheimnisvollen hatten derartige Fahrzeuge zusammengestellt, montiert und für die Fahrt in den Weltenraum bereit gemacht. In der nächsten Nacht befand sich Mors mit seiner ganzen Mannschaft wieder im »Meteor«, der ihn mit ungewöhnlicher Geschwindigkeit nach der bezeichneten Gegend brachte. Das war eine Einöde, die selten oder nie von Menschen betreten wurde. Dort hatten die Unheimlichen mit Muße arbeiten können. Als der Morgen graute, war Mors an Ort und Stelle, fest entschlossen, alles, was er an Zerstörungsmaschinen besaß, zur Vernichtung dieser gefährlichen Menschen und ihrer Werke aufzubieten. Schon sah er in der Einöde große Wellblechhallen, die zum Schutz gegen die Witterung gedient hatten. Regen gab es hier selten, deshalb dienten diese Wellblechhallen wohl nur als Schutz gegen die glühende Sonne. Der »Meteor« erhob sich über diesen Hallen, alles war bereit, um das Zerstörungswerk auszuüben. Der Luftpirat aber ballte grimmig die Fäuste, denn er sah von oben in leere Räume. Die drei großen Hallen bargen nichts mehr als einige Gerätschaften und Werkzeuge. Die Flugmaschinen aber, die man drin montiert, die waren verschwunden. Mors ließ den »Meteor« zu Boden sinken und verließ mit einigen Indern das Weltenfahrzeug. Plötzlich begannen einige der Inder zu rennen und zu laufen und sausten wie Antilopen hinter einer Gestalt her, die mit wilden Sprüngen zu entkommen suchte. Bald darauf vernahm Mors lautes Gekreisch, die Inder kehrten zurück und führten in ihrer Mitte einen Mischling, einen sogenannten Mulatten. Der Mann war halbtot vor Angst und glaubte, daß es ihm an den Kragen ginge. Beim Anblick des Luftpiraten schnappte er beinahe über und flehte mit jämmerlicher Stimme, ihm das Leben zu schenken. Mors beruhigte den Zitternden. Es stellte sich heraus, daß der Mulatte zu den Arbeitern gehörte, die an dieser Stätte für die Fremdlinge tätig gewesen waren. Die Unheimlichen hatten die Arbeiter reichlich belohnt und sie dann entlassen. Der Mulatte aber war dem Trunke ergeben und hatte sich zur Feier, daß die Arbeit beendigt, so bezecht, daß er in einer Felsenspalte zurückblieb. Als er erwachte, fand er sich allein und war gerade im Begriff gewesen, den Weg nach der nächsten Ansiedlung zu suchen. »Wo sind die Leute, die hier gearbeitet haben?« fragte Mors hastig. »Sie haben drei wunderbare Maschinen gebaut,« erwiderte der Mulatte zaghaft. »Damit sind sie in den Himmel hineingeflogen.« »Also zu spät gekommen,« erwiderte Mors. »Aber der Vorsprung kann nicht allzugroß sein. Ich muß ihnen nach. Ich muß das Schreckliche verhindern! Freilich, es wird im Weltenraum zum Kampf auf Tod und Leben kommen.« Dem Mulatten wurden noch einige Fragen vorgelegt, und Mors entnahm daraus, daß jene unheimlichen Amerikaner einen Vorsprung von sechsunddreißig bis vierzig Stunden besitzen müßten. Mors gab dem Erschrockenen noch einige Goldstücke und bestieg mit seinen Mannschaften das Weltenfahrzeug, welches der Mulatte dumm und blöde anstarrte. Seinen Aussagen nach hatten die Weltenfahrzeuge der Amerikaner ein anderes Aussehen besessen, als der »Meteor«; sie waren etwas kleiner, aber auch mit flüssiger Luft und mit Riesenmagneten ausgerüstet. Mors gab den Befehl zur Abfahrt, die Türen schlossen sich, der »Meteor« hob sich. Dann hörte man das eigentümliche Surren, welches die Tätigkeit des Riesenmagneten verkündete. Der »Meteor« hob sich, und schoß mit furchtbarer Geschwindigkeit in die Lüfte, den Augen des nachschauenden Mulatten im Nu entschwindend. * * * * * Mors hatte den Professor und Terror von allem, was er erfahren, in Kenntnis gesetzt. »Es handelt sich darum, die Erde vor einer Katastrophe zu schützen,« sprach er kalt. »Wir haben es mit drei Gegnern zu tun und wenn dieselben auch etwas kleiner sind, als unser Fahrzeug, so könnten sie doch durch ihre Ueberzahl einen Vorteil gewinnen. Es handelt sich also darum, daß wir nicht allein diese drei Weltenfahrzeuge einholen, sondern sie einzeln vernichten, vor allen Dingen aber verhindern, daß sie vor uns nach dem Planeten Saturn kommen. Erreichen sie diesen Planeten vor uns und gelingt es ihnen, sich des zerstörenden Stoffes, der in den Ringen zu finden ist, zu bemächtigen, so ist die letzte Hoffnung geschwunden. Jene Schurken sind Verbrecher, obgleich sehr gebildete Verbrecher. Sie werden ihre Wissenschaft und ihre Kenntnisse zum Unheilstiften anwenden. Zunächst würden sie uns vernichten und dann nach der Erde zurückkehren, um daselbst ein Blutbad anzurichten, gegen welches die fürchterlichsten Kriege der Weltgeschichte als Spielerei erscheinen. So steht es. Wir haben auf keine Schonung zu rechnen. So wenig wie wir solche selbst ausüben werden. Vorerst bleibt uns nichts übrig, als die ganze Schnelligkeit des »Meteor« zu benutzen und Ausguck nach den drei Weltenfahrzeugen zu halten.« Letzteres übernahm der Professor, der ja am Fernrohr die größte Uebung besaß. Mors und Terror teilten sich in die Handhabung der Maschinen. Noch nie hatte der »Meteor« so schnell die Luftzone der Erde durchschnitten wie dieses Mal. Noch nie war er mit so furchtbarer Schnelligkeit in den Weltenraum hinausgefahren. Mors schien die Gefahren, die der Weltenraum barg, diesmal gar nicht zu beachten. Er kümmerte sich nicht einmal darum, daß er bei dieser Gelegenheit eine Meteorsteinzone streifte. Terror war gewiß ein Mann von Eisen, aber ihm grauste beinahe, als er sah, mit welcher Rücksichtslosigkeit Mors diesmal das Fahrzeug handhabte. Bei einem Zusammenstoß wäre das Weltenfahrzeug in Atome zermalmt worden, aber Mors pochte auf sein Glück, welches ihm schon so oft in den gefährlichsten Tagen seines Lebens beigestanden. Er trotzte den Gefahren, er steigerte die Schnelligkeit des »Meteor« bis ins Unglaublichste. Selbst der Professor beobachtete manchmal kopfschüttelnd die Instrumente, welche die Schnelligkeit des Fahrzeuges anzeigten. »Kapitän,« sprach er zu dem Luftpiraten. »Wir fahren mit einer geradezu entsetzlichen Geschwindigkeit. Stoßen wir bei dieser Gelegenheit mit einem Weltkörper zusammen, so werden von unserem »Meteor« nicht einmal Atome übrig bleiben.« »So ist es,« versetzte Mors. »Aber es handelt sich hier um das Geschick von Hunderten von Millionen Menschenleben. Ich habe das Schicksal herausgefordert und das Schicksal soll entscheiden. Sterben wir, so geschieht es im Interesse der Menschheit und dann hat es das ewige Geschick so gewollt. Erreichen wir die Unholde und vernichten wir sie, so haben wir eine gute Tat begangen, und die ganze Welt muß uns dankbar sein. Vorwärts!« Die eiserne Energie des Luftpiraten teilte sich der Mannschaft mit, und da war nicht einer, der Zaghaftigkeit zeigte. Der Professor aber begab sich alle halben Stunden an seine Instrumente, um damit die Tiefen des Himmelsraumes zu durchsuchen. Er war ein äußerst geübter Beobachter, aber bis jetzt sah er vergeblich nach den drei geheimnisvollen Weltenfahrzeugen aus, sie mußten noch immer einen großen Vorsprung besitzen. Inzwischen wurde nichts verabsäumt. Alle Zerstörungsmaschinen wurden so aufgestellt, daß sie jeden Moment benutzt werden konnten. Die Leute waren immer auf ihren Posten. Die Entfernung, welche die Weltenfahrer von dem Riesenplaneten Saturn trennte, war ungeheuer, denn sie betrug schlecht gerechnet zwölfhundert Millionen Kilometer. Mors aber betrachtete diese Entfernung als etwas Geringes, denn sein »Meteor« durchschoß ja den Weltenraum mit der Schnelligkeit des Blitzes. Man hatte während der Fahrt eine Zone zu passieren, in der man schärfste Umschau halten mußte. In der Urzeit war zwischen dem Planeten Jupiter und dem Mars ein ungeheurer Planet durch irgend eine Naturkatastrophe zertrümmert worden. Diese Trümmer flogen noch immer als kleine Planeten durch den Raum und wurden auf der Erde mit dem Namen Asteroiden bezeichnet. Diese winzigen kleinen Planeten mußten dem Weltenfahrzeug teilweise begegnen, auch zuweilen ihre Anziehungskraft ausüben. Dort war also große Vorsicht geboten. Tag verging für Tag, Nacht für Nacht, wenn man überhaupt hier, wo die Sonne unablässig am schwarzen Sternenhimmel glänzte, von Tag und Nacht reden konnte. Den einzigen Unterschied bildeten Wachen und Schlafen und die verrinnende Zeit, denn von der Geschwindigkeit des »Meteor« war im Weltenfahrzeug nicht das Geringste zu bemerken. Man konnte an nichts ermessen, mit welcher Geschwindigkeit das Fahrzeug diese ungeheuren Räume durchsauste, es fehlten die Gegenstände, denen gegenüber man die Schnelligkeit abmaß. Das einzige Kennzeichen bildeten die Instrumente, auf denen sich Zeiger mit rasender Geschwindigkeit drehten und die Zahl der zurückgelegten Kilometertausende verzeichneten. Sah man die Instrumente nicht an, so schien das Fahrzeug still zu stehen und sich gar nicht von der Stelle zu bewegen. Endlich kamen in weiter, weiter Ferne glänzende Körper zum Vorschein. Sie waren anfangs wie Sterne, wurden aber größer und größer, als man ihnen näher kam. Es waren die Asteroiden, auf die man zufuhr. Hier mäßigte Mors die Geschwindigkeit seines Weltenfahrzeuges. 3. Kapitel. Der erste Kampf mit den Gegnern. Es waren wiederum einige Tage und Nächte verflossen, da man auf dem Weltenfahrzeug die Zeit danach einteilte. Mors war gerade in seiner Schlafkabine, als die Telephonklingel, welche aus dem Beobachtungsraum hinabführte, heftig schrillte. Im nächsten Moment hielt der Luftpirat das Hörrohr. »Kommen Sie sofort herauf, Kapitän,« hörte er die Stimme des Professors. »Einer unserer Gegner ist in Sicht. Merkwürdigerweise hält er sich in der Nähe eines der kleinen Planeten verborgen.« Mors war in wenigen Augenblicken im Beobachtungsraum. Ein prachtvoller Anblick erwartete ihn hier. Der Professor hatte den einen Fensterschieber geöffnet und ein blendender Glanz strömte in das Innere des Beobachtungsraumes. Die massive Glasscheibe schützte das Innere des »Meteor« vor der Kälte des Weltenraumes, denn eine entsetzliche Kälte mußte ja draußen im luftleeren Raum herrschen. Der blendende Glanz rührte von einem Asteroiden her, dem sich der »Meteor« stark genähert hatte. Dieses Ueberbleibsel einer ehemals bedeutenden Welt war aber nicht rund oder abgeflacht, wie andere Planeten, sondern eckig, und glich einem Rhomboid, welches in regelmäßiger Umdrehung durch den Weltenraum dahinsauste. Das war schon der Beweis, daß einstmals eine unbekannte Gewalt den riesigen Planeten zersprengt hatte, das war ein Ueberrest dieser fürchterlichen Katastrophe. Der Astroid schien eine Lufthülle zu besitzen, wenigstens gewahrte man einen nebelartigen Schimmer an den Rändern und Vorsprüngen. Mors warf nur einen einzigen Blick auf diesen rätselvollen Weltkörper, dann suchte er nach dem Feinde. Der Professor zeigte dem Luftpiraten, was er entdeckt und Mors heftete seine Feueraugen durch das Fernglas in die geheimnisvolle Ferne. »Sie haben sich nicht getäuscht, lieber Professor,« sprach der Luftpirat. »Es ist in der Tat ein Werk von Menschenhand. Es könnte allerdings das Weltenfahrzeug eines anderen Planeten sein, denn wir haben ja ähnliche Dinge schon früher gesehen. Aber dies dort ist ein Werk, welches auf der Erde fertig gestellt wurde. Es ist kein Zweifel, das ist ein Fahrzeug der unheimlichen Amerikaner.« Das fremde Fahrzeug befand sich in größter Nähe des Asteroiden und schien Schutz gesucht zu haben. Nach den anderen beiden Fahrzeugen sah sich Mors vergeblich um, möglicherweise hielten sie sich hinter dem Bruchstück einer zerrissenen Welt verborgen. Die Inder waren an der Tür des Beobachtungsraumes versammelt und warteten schweigend, aber mit brennender Neugierde auf die Befehle des Luftpiraten. Mors ergriff das Hörrohr und klingelte nach dem Maschinenraum, in welchem Terror weilte. »Wir halten auf den Astroiden zu,« lautete das Kommando. »Die Mannschaften haben alles für einen Kampf fertig zu machen. Sowie wir in die Luftzone des Weltenkörpers kommen, wird das Fahrzeug dort angegriffen.« Terror gehorchte auf der Stelle. Der »Meteor« beschrieb einen gewaltigen Bogen und sauste dann mit fürchterlicher Schnelligkeit auf den Asteroiden zu. Bald befand man sich in der dünnen, nebelartigen Höhe, die fast undurchsichtig wie Glas diese unbekannte Welt umgab. Man warf kaum einen flüchtigen Blick auf die Oberfläche dieses Planetenüberbleibsels, auf diese Oberfläche, welche als geradezu entsetzliche Stein- und Sandwüste erschien. Selbst der Professor vergaß seine Leidenschaft, neue Entdeckungen zu machen und blickte mit fieberhafter Spannung auf den Feind, den er jetzt schon mit bloßen Augen gewahren konnte. Kein Zweifel, das war eins der Fahrzeuge, die Mors verfolgte. Es lag in der unmittelbarsten Nähe des Planetenüberbleibsels und mochte vielleicht zwei Meilen über der Oberfläche desselben in der Dunsthülle schweben. Aus allem, was man sehen konnte, schien hervorzugehen, daß das Fahrzeug während dieser Fahrt Schaden genommen und daß man diesem abzuhelfen versuchte. Die beiden anderen Fahrzeuge waren nicht zu sehen, aber es konnte sehr leicht möglich sein, daß auch sie über kurz oder lang in Sicht kamen. Weiter sauste der »Meteor«, jetzt trennten ihn noch zwei Meilen von dem Gegner. Jetzt nur noch eine, nur noch eine halbe. Die Entfernung verringerte sich immer mehr und als Mors den Befehl zum Stoppen gab, schwebten die Fahrzeuge in einer Entfernung von fünfhundert Fuß, sodaß sie sich gegenseitig umkreisten. Der unglückliche Reymond hatte Mors das Aussehen der von dem Etablissement gelieferten Maschinenteile aufs Genaueste beschrieben. Man hat sogar die Platten, die den Rumpf des Weltenfahrzeuges bildeten, dort geliefert, und so konnte Mors ohne viel Mühe sehen, daß seine Vermutungen völlig zutrafen. Das war einer der Feinde und man schien dort auf der Hut zu sein. Deutlich gewahrte man ein großes Glasfenster, dieses aber verschwand, als eine große Metallplatte die Scheibe bedeckte. »Sie bereiten sich zum Kampfe vor,« murmelte Mors. »Sie besitzen sicherlich Zerstörungsmaschinen. Nun wollen wir sehen, wer den Sieg erringt. Vorwärts, wenn ich einen der Gegner vernichte, habe ich es nur noch mit zweien zu tun. Vielleicht kann hier fern vom Saturn die Entscheidung fallen.« Zunächst müßte man die Dunsthülle prüfen und sehen, ob dieselbe zum Atmen geeignet war. Einer der Inder unternahm den Versuch, indem er sich mit einem Glashelm versehen in einen luftleeren Raum begab. Nach kurzer Zeit kehrte der Mann zurück. »Kapitän,« meldete er, »die Luft ist zum Atmen geeignet, sie ist etwas dünn, aber wenn man schnell atmet, genügt sie für die Lunge. Dies kann uns nicht hindern, und wir brauchen keine Sorge zu haben, daß wir ersticken müssen. Jetzt können die Klappen, welche die Zerstörungsmaschinen verdecken, geöffnet werden.« Mors nickte zustimmend, und sagte den braven Gefährten einige freundliche Worte. Hierauf wendete er seine Aufmerksamkeit dem Gegner zu. Der Feind schien das heransausende Weltenfahrzeug auch schon frühzeitig bemerkt zu haben und wollte deshalb an dieser Stelle den Kampf aufnehmen. Man sah, wie sich an der metallenen Außenseite des fremden Fahrzeuges kleine Oeffnungen bildeten, die Schießscharten glichen. Dort standen sicherlich die Waffen des Gegners. Mors kam näher und näher heran, bis aus einer der Schießscharten des feindlichen Fahrzeuges ein kurzer, gelblich-blauer Blitz zuckte. Unmittelbar darauf sah man etwas Weißliches herausfahren, und genau auf die Bordwand des »Meteor« zufliegen. Dann empfand man einen dumpfen Schlag von ziemlicher Heftigkeit, sodaß die Instrumente, die an den Wänden hingen, hin- und herschwankten. Dem Aufschlag folgte ein scharfes betäubendes Krachen, aber das war alles. »Der »Meteor« widersteht,« sprach Mors, als er flüchtig die Wände seines Wunderwerkes prüfte. »Das feindliche Geschoß kann die Metallwand nicht durchdringen. Gut, nun kommen wir an die Reihe.« Auf dem »Meteor« befanden sich verschiedene Zerstörungsmaschinen. Einige sahen aus wie kleine Maschinengewehre, die auf fahrbaren Lafetten ruhten, andere wie kleine Geschütze. Es gab noch eine dritte Sorte von Maschinen, die aber nur im äußersten Notfalle gebraucht wurden. Auch diese waren zur Hand, wurden aber als gefährlich, immer bis zum letzten Augenblick zurückgehalten. Nur wenn es um die Existenz ging, wurden diese fürchterlichen Maschinen in Tätigkeit gesetzt, aber so weit war es noch nicht gekommen. Die Inder hatten die Maschinengewehre bereits an die Schießscharten gebracht und zielten auf den Feind, der noch immer um den »Meteor« kreiste. Wenige Minuten später vernahm man das dumpfe Krachen der Schüsse, die ein unheimliches Echo in der tief unten liegenden Felsenwildnis erweckten. Mors, der alles beobachtete, sah deutlich, wie die Geschosse die Wand des feindlichen Fahrzeuges trafen, wie dieses furchtbare Schläge erhielt und hin- und herschwankte. Die Geschosse schienen auch Beulen zu schlagen, aber keine Breschen, sie genügten offenbar nicht, die Wand des Feindes war gut gepanzert. Drüben blieb man übrigens auch nicht müßig. Der Feind nahm offenbar den Lenkapparat des Weltenfahrzeuges zum Ziel und richtete seine Geschosse auf die Verbindungsstangen, welche die Riesenmagneten in Tätigkeit setzten. Mors bemerkte das und schickte sofort einen Befehl nach dem Lenkraum. Augenblicklich drehte sich der Magnet und legte sich auf die dem Feinde abgewendete Seite des Weltenfahrzeuges. Dadurch wurde er vor Verletzungen gesichert. Auf dem feindlichen Fahrzeug drüben tat man jetzt das gleiche. Auch schien man jeden Vorteil benutzen zu wollen. Höchst wahrscheinlich hatten die Gegner, die sich drüben im Weltenfahrzeug befanden, erkannt, daß sie mit ihren Geschossen dem »Meteor« wenig oder gar keinen Schaden zufügen konnten. »Kapitän,« schrie plötzlich einer der Inder, der durch eine Schießscharte die Bewegungen des Feindes beobachtete, »aufgepaßt, Kapitän, sie wollen rammen!« »Ich sehe es, mein Getreuer,« erwiderte Mors, indem er das Glas absetzte. »Sie haben sich auf alles vorbereitet. Dieses fremde Fahrzeug besitzt einen scharfen Metallsporn, aber auch ich werde nicht ruhig zusehen, wenn uns die Gegner angreifen. Jetzt kommt es darauf an, wer die größere Geschicklichkeit im Lenken des Fahrzeugs besitzt. Die Amerikaner dort oder ich. Das muß sich bald entscheiden.« Der Mann mit der Maske wendete sich an die Inder. »Zieht diese Maschinen zurück,« befahl er, auf die gewehrähnlichen Zerstörungsmaschinen deutend. »Jetzt werden die anderen verwendet. Aber erst dann, wenn der Feind in größere Nähe herankommt. Ich gehe nach dem Lenkraum, denn ich muß meinen »Meteor« in dieser entscheidenden Stunde selbst führen. Terror kann inzwischen das Kommando über Euch übernehmen.« Wenige Minuten später stand Mors bei seinem braven Terror, der alle Befehle des Gebieters im Nu ausgeführt hatte. »Brav gemacht,« sprach Mors anerkennend. »Nun will ich Dich ablösen. Kümmere Dich nicht um die Angriffe des Feindes, sondern übernimm den Befehl über die indische Besatzung. Sie sollen jetzt die Zerstörungsmaschinen Nr. 2 gebrauchen, der Gegner will rammen! Er will uns mit seinem spitzen Metallsporn vernichten.« Terror nickte nur und rannte mit großen Sprüngen nach dem Beobachtungsraum hinüber. Mors aber setzte sich neben den Apparat, der den Riesenmagneten bewegte und blickte zuweilen durch das Guckloch an der Seite. Der Gegner war in der Tat zum Angriff bereit. Er fuhr allerdings noch immer im Halbkreis, aber man sah, wie er seinen Magneten der unbekannten Welt in der Tiefe zudrehte. Gleich darauf schoß der Feind mit fürchterlicher Gewalt vorwärts. Es war ein unheimlicher Anblick, wie das Weltenfahrzeug heranbrauste. Es schien, als sollte der spitze Sporn an seinem Vorderteil den »Meteor« in der Mitte treffen und das Wunderwerk des Luftpiraten in zwei Teile schneiden. Mit eisiger Ruhe beobachtete Mors das Manöver seines Feindes. Er besaß keine solche Waffe, aber dafür andere Mittel, die ihn dem Gegner ebenbürtig machten. Im letzten Moment drehte er die eine Lenkstange und wie von Zaubergewalt bewegt, schnellte sich der »Meteor« in die Höhe. Das feindliche Weltenfahrzeug war im vollen Ansturm und sauste mit furchtbarer Gewalt unter dem »Meteor« hinweg. Der spitze Metallsporn aber durchschnitt nur die Luft, sonst wäre der Rammstoß für Mors und sein Fahrzeug verhängnisvoll geworden. Gleich darauf setzte Mors sein Fahrzeug wieder in Bewegung. Es senkte sich und schwebte parallel mit dem Gegner, gleichzeitig drückte Mors auf einen Knopf, der ein schrilles Klingelsignal vermittelte. Es war das Zeichen zum neuen Feuern. Die Inder zielten genau und im Nu sah man das feindliche Fahrzeug von einer sonderbar gefärbten Rauchwolke umgeben. Es schwankte, es fuhr bald links, bald rechts, jetzt machte es kurze, scharfe Zickzackbewegungen und mit einem Male überschlug es sich selber. Senkrecht richtete sich der Koloß auf, dann fiel er nach hinten über, er drehte sich, der Riesenmagnet war halb gelöst, er hing nur noch an einer einzigen Lenkstange. Drüben machte man jedenfalls verzweifelte Versuche, um das Fahrzeug wieder ins Gleichgewicht zu bringen, aber vergebens. Noch einmal bäumte sich der Riese auf, als wollte er in den Weltenraum hineinsausen. Aber es war die letzte Anstrengung der Maschinen. Der Magnet funktionierte nicht mehr, die Lenkstangen zerbrachen, jetzt wirbelte das Fahrzeug wie ein Kreisel und schmetterte mit furchtbarer Gewalt nach unten. Es stürzte, es war jetzt nur noch eine plumpe, schwere Masse. Mit entsetzlicher Schnelligkeit schoß das Fahrzeug in die Tiefe, hinab in die Steinwildnis des Asteroiden. 4. Kapitel. Neue Verfolgung. Atemlos, schweigend hatten die Inder die Katastrophe mit angesehen. Die Zerstörungsmaschinen taten ihre Pflicht und da der Feind seinen furchtbaren Sporn nicht mehr verwenden konnte, war Mors Sieger im Kampf geblieben. Wenige Augenblicke später sah man das Weltenfahrzeug unten in der Steinwildnis ankommen und dort auf den spitzen Felsen in Stücke zerschellen. Terror kam in den Lenkraum gestürzt. »Ein Gegner ist vernichtet, Kapitän,« rief er triumphierend. »Der fügt uns keinen Schaden mehr zu. Da unten liegen die Trümmer des Fahrzeuges.« »Gut, wir wollen hinunter,« erwiderte Mors. »Ich will sehen, was wir noch für Ueberreste entdecken können. Vielleicht kann ich daraus entnehmen, was für eine Bemannung dieses Fahrzeug besessen hat.« »Es wird nicht viel zu sehen sein, Kapitän,« erwiderte Terror. »Der Aufprall muß fürchterlich gewesen sein. Aber Ihr habt Recht, wir müssen hinunter!« Wenige Minuten später senkte sich der »Meteor« langsam und allmählich auf die furchtbare Oberfläche des Asteroiden hinab. Dort landeten die Weltenfahrer neben den Ueberresten des vernichteten Feindes. Ein grausiges Gemisch bot sich dem Auge dar. Da lagen Eisenplatten, Maschinenteile, alles in buntem Gemisch und dazwischen, noch schrecklicher anzusehen, die Ueberreste von Menschen. Terror hatte recht gehabt, viel war von der Besatzung des Weltenfahrzeuges nicht übrig geblieben. Die meisten Körper waren buchstäblich in Stücke zerrissen. Dennoch erkannten Mors und seine Begleiter die Ueberreste von zwei Männern ihrer eigenen Rasse. Die Köpfe der beiden waren noch einigermaßen erhalten, machten aber einen abstoßenden, widerwärtigen Eindruck. Man las in den Gesichtern Intelligenz, aber zugleich Brutalität und Grausamkeit. Die übrige Besatzung des Weltenfahrzeuges schien aus Negern bestanden zu haben. Jedenfalls waren es Untergebene der eigentlichen Leiter des Fahrzeuges, und die Ueberreste ließen erkennen, daß man es mit ausnehmend kräftigen, muskulösen Schwarzen zu tun gehabt. Auch die Ueberreste der Zerstörungsmaschinen waren noch teilweise zu sehen und der Aufenthalt in der Nähe des zerstörten Weltenfahrzeuges durchaus nicht ungefährlich. Es krachte und knatterte von Zeit zu Zeit, sodaß die Inder die gefährliche Stelle verließen. Mors sah noch nach, ob er vielleicht irgend welche Dokumente oder Schriftstücke entdecken könnte, und fand endlich eine halb zertrümmerte eiserne Kassette, in welcher verschiedene beschriebene Papiere lagen. Hastig nahm er dieselben an sich und eilte mit seinen Begleitern wieder nach dem »Meteor« zurück, der sich kurz darauf stolz in die Lüfte erhob. Ein Fahrzeug war also zerstört. Aber wo blieben die beiden anderen? Lauerten die vielleicht in der Nähe, hatten sie auf dem Asteroiden einen anderen Ankerplatz gefunden? Mors faßte einen schnellen Entschluß. Er gab Terror den Befehl, daß der »Meteor« den Asteroiden umkreisen sollte, und zog sich dann in seine Kabine zurück, da er die gefundenen Papiere in aller Ruhe durchlesen wollte. Ein Teil dieser Papiere war freilich zerstört, aber das noch Brauchbare für Mors völlig genügend. Er wußte jetzt, daß er mit einer Anzahl Amerikaner zu tun hatte, mit hochgebildeten, aber gewissenlosen Männern, die sich zu Herrschern der Erde aufzuwerfen gedachten. Sie hatten das Unternehmen offenbar schon lange geplant und sich zweifellos an Kapitän Mors ein Vorbild genommen. Der Unterschied war nur, daß Mors seine Macht niemals mißbrauchte, während diese Männer ihre Kenntnisse zur Ausführung eines grauenvollen Verbrechens benutzen wollten. Während Mors die Papiere durchsah, vollbrachte Terror die Fahrt um den Asteroiden. Darauf ging er nach der Kabine seines Gebieters. »Wir haben die Umgebung des kleinen Weltkörpers genau durchsucht,« sprach er, »aber nirgends eine Spur vom Feinde gesehen. Vielleicht haben sich die Feinde anderweitig verborgen.« »Nein,« erwiderte Mors. »Sie sind weiter gefahren. Die beiden Fahrzeuge haben ihre Reise fortgesetzt und das Fahrzeug, welches wir bekämpften, zurückgelassen. Es ist nämlich von Anfang an nicht in demselben guten Zustand gewesen, wie die beiden anderen, und sollte, wie ich aus den Papieren entnehme, hier einer Reparatur unterzogen werden. Den einen Gegner haben wir vernichtet. Jetzt gilt es, die beiden anderen aufzusuchen. Es hilft nichts, mein treuer Gefährte, wir müssen die Fahrt nach dem Planeten Saturn fortsetzen.« »Meinetwegen bis ans Ende der Welt,« erwiderte Terror. »Mir ist es gleich. Ich gehe mit Euch, Kapitän, wohin Ihr wollt, ins Endlose.« »Ja, das ist auch eine bessere Bezeichnung als wie das Ende der Welt,« erwiderte der Luftpirat mit flüchtigem Lächeln. »Ein Ende gibt es nicht, sondern nur eine Unendlichkeit. Wenn wir die größte Schnelligkeit unseres »Meteor« aufbieten, wenn wir Millionen Jahre mit Blitzgeschwindigkeit dahinführen, wir würden nie an das Ende der Welt kommen, denn ein solches Ende existiert nicht. Aber unser Ziel liegt ja verhältnismäßig nahe. Es ist der geheimnisvolle, glänzende Planet mit seinen Ringen. Vorwärts, wir müssen weiter. Wir haben schon bei dem Kampfe wiederum Zeit verloren und dem Gegner einen neuen Vorsprung verschafft.« Wieder begann die Fahrt durch das Endlose, wieder sauste der »Meteor« den Asteroiden verlassend, mit geradezu entsetzlicher Schnelligkeit in das Reich der Weltenkörper. Der mächtigste aller Planeten, der Jupiter, war diesmal nicht zu fürchten, denn der stand viele tausende von Meilen entfernt, sodaß seine ungeheure Anziehungskraft dem »Meteor« keinen Schaden zufügen konnte. Aber auch den verfolgten Amerikanern mußte dieser Umstand zu statten gekommen sein, sie waren ja dem Weltenfahrzeug voraus, sie befanden sich auf der Fahrt nach dem Saturn. Man mußte sie einholen, um jeden Preis. Es ging um die Existenz, das wußte jedermann an Bord des Weltenfahrzeuges, jeder verstand, weshalb Mors die Schnelligkeit seines Wunderwerkes diesmal bis zum Äußersten anstrengte. Das war kein Fahren mehr, das war ein Lauf mit dem Tode. Vor dem »Meteor« lag das Ziel, welches sich mit jeder Stunde zu vergrößern schien. Ein wunderbares Ziel, denn es war jener Planet, der durch seine eigentümlichen Anhängsel von jeher die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich gezogen. Es war der Saturn mit seinen Ringen. Dieser kolossale Weltkörper war jetzt schon für das bloße Auge ins Riesige gewachsen. Wunderbar war sein Anblick, und die seltsame Erscheinung des Ringplaneten wurde noch durch die acht Monde vermehrt, die den Giganten umschwebten. Mors hielt jetzt mehrere ernste Beratungen mit dem Astronomen ab und zwar Beratungen, die sich auf die Begegnung mit dem Riesenplaneten bezogen. »Dort treffen wir die beiden amerikanischen Fahrzeuge,« setzte Mors hinzu, als er seine Bedenken geäußert. »Jetzt fragt es sich nur, wo wir landen. Es ist ja möglich, daß der Kampf, der uns bevorsteht, vielleicht auf seinen Ringen, möglicherweise sogar auf seinen Monden ausgefochten wird. Da fragt es sich, wo wir landen. Wir haben es mit Gegnern zu tun, die rücksichtslos unseren Untergang herbeizuführen suchen. Es wird ein Kampf auf Leben und Tod; folglich müssen wir wenigstens von den Gefahren, die uns in dieser unbekannten Welt drohen, verschont bleiben. Ich verlasse mich hier auf Ihren bewährten Rat, der mir schon oft die größten Dienste leistete.« »Dann möchte ich raten, daß wir einen der Saturn-Monde aufsuchen,« entgegnete der Professor, der diese Frage erwartet hatte. »Nach den Beobachtungen, die man seit vielen Jahren auf der Erde angestellt hat, zu denen auch meine Forschungen hinzukommen, muß sich der Saturn in einem Zustand befinden, der eine Landung absolut nicht gestattet. Seine Masse besitzt noch nicht einmal die Dichtigkeit des irdischen Wassers, die Riesenkugel besteht aus einem Chaos, aus einer Masse, die allerdings noch dichter ist als das Gas, aber noch nicht einmal die Tragfähigkeit des Wassers erreicht. Wollten wir auf der Saturnkugel landen, müßten wir mit unserem »Meteor« ins Bodenlose versinken. Dagegen sind die Monde sicherlich in einem anderen Zustande, obgleich auch bei ihnen noch manche Verschiedenheit von dem irdischen Mond vorhanden sein dürfte. Es ist auch möglich, daß auf den Ringen gelandet werden kann, wenn diese, wie einige Beobachter behaupten, aus einer Unmenge neben einander dahinrollender winziger Weltkörper bestehen. Aber das müßte man erst untersuchen.« »Ich teile Ihre Ansichten vollständig, lieber Professor,« erwiderte Mors. »Wir werden den einen der Monde und zwar den kleinsten als Beobachtungsposten aufsuchen und von dort aus unseren eigentlichen Kriegszug beginnen.« Weiter sauste der »Meteor«, während sich der Planet von Stunde zu Stunde vergrößerte. Riesengroß hing der Koloß am Himmel, an dem pechschwarzen Firmament, während seine Ringe, die sich um die gigantische Kugel drehten, einen geradezu märchenhaften Anblick darboten. Alles war in eine Flut von Licht getaucht und darüber, daneben und darunter schwebten die acht Monde, von denen allerdings immer zwei oder auch drei durch die riesige Kugel verdeckt wurden. Der Professor hatte schon mit seinen Instrumenten die Größen dieser Trabanten bestimmt und den kleinsten derselben genau bezeichnet. Dorthin schoß das Weltenfahrzeug, während man noch immer mit dem Fernrohr nach den Fahrzeugen der Amerikaner umhersuchte. Sie waren nirgends zu sehen und das bereitete Kapitän Mors schwere Bedenken. Vielleicht waren die Unheimlichen schon auf den Ringen angelangt, um sich dort mit dem Sammeln des schrecklichen Stoffes zu beschäftigen, vielleicht kam er zu spät, wurde vernichtet und darauf konnte das Zerstörungswerk auf der Erde beginnen. Es gab nur eine Lösung, vorwärts, vorwärts. Der Kampf mußte im Weltenraum entschieden werden. Dort auf den leuchtenden Monden, die mit ihrem Erscheinen und Verschwinden die wunderbarsten Bilder darboten. Jetzt konnte man die Reise schon nach Stunden bemessen, denn die Anziehungskraft des Saturn machte sich seit längerer Zeit geltend. Immer schneller sauste der »Meteor«, sodaß sich die Zeiger der Instrumente wie flüchtige Schatten drehten. Man hörte, wie die Uhrwerke arbeiteten, und die Schnelligkeit war so groß, daß der Professor schon an die Vernichtung der Geschwindigkeitsmesser glaubte. Das war keine Fahrt mehr, das war ein Absturz. Aber noch immer wollte Mors die Schnelligkeit des »Meteor« nicht mindern. Noch immer war der Riesenmagnet dem Giganten abgewendet, dem man sich jetzt mit geradezu unglaublicher Schnelligkeit näherte. Schon meinte Terror, daß eine Katastrophe erfolgen müsse, da griff Mors nach den Hebeln, welche den Magneten regierten. Ein Ruck und im nächsten Moment ging ein Zittern durch das gewaltige Fahrzeug. Es war kein direkter Stoß, sondern nur ein Empfinden, als ob der »Meteor« plötzlich in eine zähe Masse getaucht sei, die sich von allen Seiten an ihn schmiegte. Die Zeiger an den Geschwindigkeitsmessern verlangsamten ihren rasenden Gang, sie waren nunmehr deutlich zu sehen. Sie kreisten wie die Zeiger einer Uhr. Der »Meteor« aber schwebte in der Nähe des kleinsten der acht Monde, die mit der Regelmäßigkeit, welche ihnen das Weltengesetz vorschrieb, den Giganten umkreisten. 5. Kapitel. Ein Kampf ohne gleichen. »Meine Vermutungen haben sich bestätigt,« rief der Professor, der schon seit längerer Zeit diese seltsame Welt beobachtete. »Der Mond, dem wir uns jetzt nähern, befindet sich in einem Zustand der Erstarrung. Das ist eine Wildnis, eine Stein- und Sandwüste, dort ist jedes Leben wohl schon seit Jahrtausenden erloschen.« Van Halen täuschte sich nicht, denn dieser kleinste der Monde bot in der Tat einen trostlosen Anblick. Man sah Sandwüsten, riesige Gebirgszüge, aber alles starr und tot, keine Spur von Vegetation, kein Ueberrest von Wasser. Allerdings war dieser Mond ausnehmend klein und es konnte sehr leicht möglich sein, daß man auf den anderen Trabanten Lebensbedingungen entdeckte. Mors und seine Begleiter aber hatten keine Zeit, darauf zu achten oder die übrigen Monde zu betrachten. Ihre Blicke wurden jetzt von ganz anderen Dingen in Anspruch genommen. »Da sind sie,« rief Halen, dessen geübte Augen alles zu sehen schienen. »Dort, dort in der Nähe der ungeheuren Berge. Das sind die von uns Verfolgten. Man kann sie mit bloßen Augen erblicken.« Die Inder drängten sich heran und blickten durch die große Glasscheibe am Vorderteil des Weltenfahrzeuges. Man sah geradezu ungeheuerliche Berge, die sich auf der Nordhälfte des Saturnmondes erhoben. Gebirge von einer solchen Größe, daß die höchsten Berggipfel der Erde wie Zwerge erscheinen mußten. Dort zwischen einem riesigen Gebirgssattel schwebten, dem Auge deutlich erkennbar, zwei graue Kolosse, die sich langsam bewegten, die Fahrzeuge der Amerikaner, welche ebenfalls auf diesem Mond einen Landungsplatz gesucht hatten. Höchstwahrscheinlich waren die beiden Fahrzeuge auf dem Saturnmond gelandet und erst beim Erblicken von Mors' Fahrzeug wieder emporgestiegen. Anfangs bewegten sie sich langsam, dann immer schneller und schneller. Man sah, wie ihre Magneten wirkten, wie sie mit rasender Geschwindigkeit die Räume durchfuhren. Einen Augenblick blieben sie noch bei einander, offenbar, um noch Signale zu wechseln. Deutlich sah man vom »Meteor« aus blinkende Lichtstreifen in verschiedenen Farben, bald blau, bald rot, bald grün. Hierauf trennten sich die beiden Kolosse. Der eine fuhr rechts, der andere links und nun beschrieben sie ein paar ungeheure Halbkreise. Kapitän Mors blickte finster auf die beiden Gegner. »Sie haben uns bemerkt,« sprach er nach kurzem Besinnen, »und denken gar nicht daran, uns aus dem Wege zu gehen. Sie rüsten sich zum Angriff und wollen uns von zwei Seiten angreifen, von rechts und von links, um uns alsdann mit ihren spitzen Stahlspornen zu rammen. Sie wollen das Manöver des vernichteten Weltenfahrzeuges wiederholen. Vorwärts, es gilt!« Mors und Terror eilten nach dem Lenkraum, und dort begann der Luftpirat zu manövrieren. Seltsamerweise lenkte er den »Meteor« nach den riesigen Gebirgen, wo schon die Amerikaner einen Landungsplatz gefunden hatten. Terror wunderte sich hierüber, denn er meinte, es sei besser im leeren Raum zu bleiben. Indessen überließ er alles seinem Kapitän, dem er blindes Vertrauen schenkte. Die Feinde hatten dies nicht erwartet. Ihre Fahrzeuge schossen bereits in großem Bogen in das Endlose hinaus, während der »Meteor« schnell wie der Blitz dem Monde zustrebte. Wenige Minuten später waren die funkelnden Bergspitzen in der Nähe des gigantischen Fahrzeuges. Der »Meteor« fuhr bis zu dem Bergsattel und erwartete dort die Angreifer. Die feindlichen Fahrzeuge trafen auf ihrer Fahrt durch den Raum wieder zusammen, schwenkten und wechselten wieder farbige Lichtsignale. Dann trennten sie sich von neuem und kamen jetzt ihrerseits mit fürchterlicher Geschwindigkeit auf die Berggipfel zugesaust. Die Inder standen bereits an den Zerstörungsmaschinen und warteten auf die Befehle ihres Gebieters. Diesmal hatte man die Waffen, welche großen Gewehren ähnlich sahen, einfach beiseite gelassen, denn man wußte, daß sie keine Wirkungen auf die Gegner ausübten. Dafür standen die glänzenden Rohre hinter den kleinen, schießschartenähnlichen Oeffnungen. Es war ein merkwürdiger Kampf, denn es galt ja, gewissermaßen im luftleeren Raum zu fechten. Mors aber hatte auch hier seine Vorsorge getroffen, sein Weltenfahrzeug war auf einen Kampf im luftleeren Raume vorbereitet. Die Schießscharten waren durch eiserne Klappen verschlossen, die sich nur im Augenblick des abgefeuerten Schusses öffneten. Hierauf schlugen sie blitzschnell wieder zu, sodaß nur sehr wenig von dem Luftvorrat verloren ging. Der Mechanismus selbst wurde durch Elektrizität in Bewegung gesetzt und funktionierte vorzüglich. Daß dieser Mond keine Luft besaß, sah man, denn hier war keine Spur einer Hülle vorhanden, hier leuchtete alles in reinstem für die Augen geradezu schmerzlichen Weiß und alle Schatten waren so pechschwarz wie die ägyptische Finsternis. Dieser kleine Mond war eine Welt des Todes. Jetzt fragte sich nur, ob die Amerikaner ähnliche Vorrichtungen besaßen, ob auch sie im luftleeren Raum zu feuern vermochten. Aber das mußte sich ja binnen kurzem entscheiden. Jetzt kam das Ungetüm heran, offenbar in der Absicht, den Rammsporn anzuwenden. Mors beobachtete den Gegner sorgfältig, bis er bemerkte, daß der Feind in Schußnähe war. Nun drückte er auf den Knopf, der das elektrische Signal zum Beginn des Schießens gab. Unmittelbar darauf hörte man im Weltenfahrzeug ein eigentümliches Geräusch. Ein Krachen und Dröhnen ließ sich aber nicht vernehmen. Kein Wunder, hier fehlte ja die Luft, hier fehlte das Element, welches den Schall hervorbrachte. Die Inder machten ihre Sache gut und Mors gewahrte deutlich, wie die Geschosse aus den Zerstörungsmaschinen den grauen Rumpf des feindlichen Weltenfahrzeuges trafen. Mit ungeheurer Wucht schlugen sie dort auf, sodaß das feindliche Weltenfahrzeug hin- und hergeschüttelt wurde. Das zweite Weltenfahrzeug war noch nicht sichtbar. Mors aber blickte öfters danach aus, es konnte ja möglich sein, daß ihm dieser Feind in den Rücken fiel und den Riesenmagneten und den Lenkapparat zu zerstören suchte. Deshalb mußte man zunächst mit dem einen Gegner fertig werden. Mors wiederholte das Signal, durch welches er seine Mannschaft zum schnellsten Schießen aufforderte. Drüben auf dem feindlichen Fahrzeug war man offenbar über den hartnäckigen Angriff erstaunt. Wenn die Geschosse des Weltenfahrzeuges auf den grauen Rumpf des amerikanischen Weltenschiffes aufschlugen, wurde es immer wieder seitwärts geworfen. Schließlich schien man darüber sehr erbittert zu sein. Der Koloß flog immer wieder empor, um seinerseits zum Angriff übergehen zu können. Mors aber lenkte sein eigenes Fahrzeug mit geradezu bewunderungswürdiger Geschicklichkeit, sodaß seine Inder immer ihre Maschinen benutzen konnten. Der »Meteor« wendete und drehte sich, als wäre er ein lebendes Wesen, welches den Feind abwehrte, während sein Riesenkörper immer wieder unter dem Rückstoß der abgefeuerten Geschütze erzitterte. Drüben blieb man auch nicht müßig, auch dort kamen Geschosse herübergeflogen. Mors bemerkte aber sofort, daß der Feind keine solche Vorrichtung besaß, wie er sie selbst erdacht. Dies Fahrzeug verlor beim Schießen Luft, die aus den Schießscharten hervorströmte. Das sah eigentümlich, ja geradezu gespenstig aus. Die Luft verwandelte sich sofort in weiße Dampfgestalten, welche die wunderlichsten Formen annahmen. Sie drehten und wendeten sich eine zeitlang hin und her, bis sie spurlos ins Nichts verschwanden. Wieder wurde das feindliche Fahrzeug durch den Anprall einiger Geschosse zurückgeworfen. Es war hohe Zeit gewesen, da der Gegner eben zu rammen versuchte. Er war dem »Meteor« schon ganz nahe, man sah seinen spitzen, stählernen Sporn in grellster Beleuchtung funkeln. Die Inder hatten schon geglaubt, daß sich dieser spitze Stahlsporn, den das Weltenfahrzeug nicht besaß, in den Rumpf des »Meteor« bohren würde. Sie strengten alle ihre Kräfte an, sie feuerten so rasch sie nur vermochten. Acht, zehn Geschosse schlugen fast zu gleicher Zeit auf den Metallrumpf des Feindes, der im rasenden Anlauf dahergeschossen kam. Der furchtbare Anprall warf den Gegner seitwärts, und da er noch mit gewaltiger Schnelligkeit dahinbrauste, stieß er plötzlich gegen einen weit hervorragenden Felsen. Es war die Rettung für den »Meteor«, denn beim zweiten Angriff wäre der Koloß sicherlich angebohrt worden. Wieder hörte man nichts, denn die Luft verhinderte ja, daß das Dröhnen des Anpralls Geräusch verursachte. Mors sah aber deutlich, daß der Gegner schweren Schaden genommen, daß durch die Vehemenz des Anpralls die eine Wand des Metallrumpfes aufgerissen sein mußte. Ein furchtbarer Anblick bot sich jetzt dar, großartig und schrecklich zugleich. Das beschädigte Weltenfahrzeug rutschte langsam an den Felsen hinunter. Sein Magnet mußte in Unordnung gekommen sein, eine der Lenkstangen schleifte. Unten war ein Plateau, auf welchem der Koloß liegen blieb. Schwerfällig wälzte er sich auf die Seite. Nun sah man erst die Beschädigung, die sich der Gigant selbst zugefügt. Die rechte Seite der Metallwand war zerstört, dort klaffte eine furchtbare Bresche. Riesige weiße Dampfwolken stiegen empor, es war die Luft, welche sich einen Ausweg suchte. Sicherlich führte man auch dort Behälter mit flüssiger Luft mit sich, aber diese waren wohl größtenteils zerstört. Die Luft verflüchtigte sich im Endlosen, das Lebenselement entwich, und nun kamen die Insassen des halbzertrümmerten Kolosses zum Vorschein. Mors nahm sein Glas und sah hinüber. Er gewahrte drei Männer, die offenbar der weißen Rasse angehörten, die sich wie toll gebärdeten. Jedenfalls fühlten sie die ungeheure Kälte, die auf diesem Monde herrschte, da der Mangel an Luft der Kälte des Weltenraums kein Hindernis entgegensetzte. Mors sah, daß diese Männer etwas trugen, es glich einer großen Kapsel, die vom Rücken herabhing, vielleicht war es ein Kautschuksack mit Sauerstoff. Diese Unholde schienen sich gegen das Verderben zu wehren. Sie taumelten und wankten, dann rannten sie wieder nach dem halbzerstörten Weltenfahrzeug zurück, als ob sie dort Schutz suchen wollten. Auch andere Gestalten tauchten dort empor, aber das waren Neger. Mors sah die riesigen Gestalten der Schwarzen, die jetzt offenbar mit dem Tode rangen. Er sah, wie sie auf den Metallrumpf des vernichteten Weltenfahrzeugs kletterten, mit den Armen wild umherfuchtelten und dann leblos auf die glitzernden Steinblöcke rollten. Dort begann der Kampf mit dem Tod, dem in kurzer Zeit alles Lebende in dem feindlichen Fahrzeug zum Opfer fallen mußte. Noch blickte er auf das grausige Bild, da schrillte die elektrische Glocke. Mors fuhr herum und sah sofort eine neue Gefahr. Das dritte und letzte amerikanische Fahrzeug war soeben in Sicht gekommen und mit fürchterlicher Geschwindigkeit auf den »Meteor« losgeschossen. 6. Kapitel. Im Urstoff versunken. Der Luftpirat hatte gerade noch Zeit, den Hebel des Riesenmagneten herumzuwerfen. Eine Sekunde später und der »Meteor« wäre von dem Rammstoß getroffen und höchstwahrscheinlich in zwei Teile gespalten worden. So aber entging Mors noch durch eine geschickte Wendung seines Fahrzeuges der drohenden Gefahr, obwohl ihn dieses verzweifelte Manöver beinahe gegen die leuchtenden Felsen schleuderte. Er sah noch, wie der graue Körper des Feindes dicht an der gläsernen Scheibe vorüberglitt und dann zurückprallte. Der Feind war mit dem gefährlichen Rammsporn gegen die Bergwand gestoßen, aber er hatte mehr Glück als das zweite Weltenfahrzeug. Der Koloß zerbrach nicht, nur der Sporn wurde etwas verbogen. Deutlich sah Mors, wie dieser spitze, stählerne Sporn in eine Art Papageischnabel verwandelt worden war. Er war bedeutend gekrümmt und deshalb lange nicht mehr so gefährlich. Unmittelbar darauf wendete Mors sein Fahrzeug, sodaß die Inder ihre Geschütze gebrauchen konnten. Sie zögerten keinen Augenblick, und überschütteten den Feind mit einem Hagel von Geschossen. Diese trafen gut, und da die Geschosse aus ziemlicher Nähe abgefeuert wurden, merkte der Gegner den Ernst der Lage. Ferner hatte man dort das zweite zerstörte Weltenfahrzeug gesehen und da mochte man das gleiche Schicksal befürchten. Genug, der Riese erhob sich und fuhr mit fürchterlicher Geschwindigkeit in die Höhe, Mors aber war gleich hinter ihm her, fest entschlossen, die Entscheidung herbeizuführen. Das Blättchen hatte sich gewendet. Aus dem Angreifer war ein Flüchtender geworden. Das letzte der feindlichen Weltenfahrzeuge wendete sich und sauste mit unheimlicher Geschwindigkeit ins Endlose hinein. »Wir dürfen ihn nicht entkommen lassen,« rief Mors seinem treuen Terror zu. »Zwei der Feinde sind vernichtet und auch der dritte muß fallen. Vorwärts, ihm nach, wir müssen das äußerste aufbieten.« Wieder begann die wilde Fahrt, aber diesmal in die Saturnwelt hinein. Mors behielt den Feind unablässig im Auge und da sah er, wie derselbe dem größten der acht Saturn-Trabanten zustrebte. Dieser Mond, der eine eigentümlich gelbrote Färbung besaß, war das nächste Ziel. Dort schien der Verfolgte Schutz suchen zu wollen. Es war ein großartiger Anblick, wie die beiden Weltenfahrzeuge durch den Raum dahinjagten, dem riesigen Mond zu, der mit jedem Augenblick an Größe zunahm. Sicherlich besaß dieser Trabant Luft oder wenigstens eine Hülle, die der Luft sehr ähnelte. Diese Schicht schien aber ungemein dick zu sein und glich einem grauen Nebel, aus dem nur zuweilen die gelbrote Oberfläche des Gestirns hervorleuchtete. Der Verfolgte strebte unablässig auf diese nebligen Massen zu. Dort wollte er sich vielleicht verbergen, einen Platz suchen, an dem er die Schäden ausbessern und vor allen Dingen den gefährlichen Stahlsporn für einen neuen Angriff bereit machen konnte. Das mußte Mors vermeiden, aber er sah ein, daß der Gegner vor ihm auf dem Monde des Saturn anlangen mußte. Immer näher kam die Nebelhülle. Mors sah deutlich, wie der verfolgte Feind hineintauchte. »Ihm nach, ihm nach,« rief Mors unwillkürlich, als ob er mit sich selber spräche. »Wir dürfen ihn nicht aus den Augen verlieren. Schließlich benutzt er die Dunsthülle, um die Ringe des Saturn zu erreichen. Das wäre das Schlimmste. Ich muß ihm auf den Fersen bleiben.« Wenige Minuten später tauchte der »Meteor« gleichfalls in die Dunsthülle. »Terror, prüfe ob das Luft ist,« rief Mors seinem Gefährten zu. »Sieh zu, ob diese eigenartige Dunsthülle die Elemente enthält, welche zum Leben nötig sind.« Der wackere Ingenieur ließ sich das nicht zweimal sagen. Hastig begab er sich zu einem Apparat, der in einer Ecke des Lenkraumes angebracht war und zur Prüfung der Außenwelt diente. Kleine Röhren führten durch die Metallwand des Weltenfahrzeuges hindurch und in wenigen Augenblicken konnte sich Terror über die Beschaffenheit der sonderbaren Dunsthülle orientieren. »Es ist Luft, Kapitän,« rief er freudig. »Sie ist zwar dick und schwer, aber sie läßt sich atmen.« Die Dunsthülle schien sehr dick zu sein und umgab den »Meteor« wie ein leichter Nebel. Man konnte nicht weit sehen, sodaß Mors die Schnelligkeit des Weltenfahrzeuges vermindern mußte. Da schrie Terror laut auf. »Kapitän, Vorsicht, Vorsicht!« rief er. »Da seht, unter uns, da ist alles glühend.« Mors übergab seinem treuen Gefährten die Maschinen, und sprang an das Ausguckfenster. Ein unheimlicher Anblick bot sich dar. Es schien, als ob die Oberfläche des Saturnmondes, die man jetzt erblickte, aus einer feurig-flüssigen Masse bestände. Diese Masse glich einem glühenden Ozean und wogte hin und her. Aus diesem scheinbar glühenden Meere aber ragten hier und dort zackige Kuppen hervor, die kleinen Inseln glichen. Der »Meteor« schwebte schon dicht über der gefährlichen Oberfläche des Saturnmondes. Mors legte die Hand an die Glasscheibe. War das wirklich Glut, so mußte sich die Hitze bemerkbar machen. Wie wunderte sich daher der Luftpirat, als er beim vorsichtigen Berühren der dicken Glasscheibe keine merkbare Veränderung entdeckte. »Terror,« rief er seinem Gefährten zu. »Das sind keine feurigen Massen, sondern jener Stoff, von dem der Professor gesprochen hat. Der ist noch nicht so dicht wie Wasser und auch kein Gas, es ist der Urstoff, aus dem die Welten entstanden sind. Der ist nur feurig gefärbt, er enthält keine Glut. Von einer unnatürlichen Hitze haben wir nichts zu befürchten.« »Mag sein,« brummte Terror. »Davon verstehe ich wenig, aber ich habe doch die Empfindung, als ob mit dem glänzenden, funkelnden Zeug da unten nicht zu spaßen ist.« Mors blickte jetzt durch die Glasscheiben. Es schien, als ob sich der Nebeldunst verzog, als ob das Himmelsgewölbe wieder sichtbar wurde. Gleichzeitig erblickte er den Riesenplaneten mit seinen Ringen. »Da ist der Feind,« schrie Terror, als er neben Mors getreten. »Dort, Kapitän, dort -- seht Ihr, da fliegt er eben schwerfällig über die Felsenspitzen.« »Wirklich, da ist er,« antwortete der Luftpirat, »aber der macht ja ganz sonderbare Bewegungen.« »So ist es, Kapitän,« versetzte Terror. »Es sieht wahrhaftig aus, als ob das kolossale Ding hüpfte und springt, es scheint, als wollte der Koloß empor und könnte nicht, als würde er von einer unnatürlichen Gewalt immer wieder herabgezogen.« »Du hast recht,« erwiderte Mors. »So ist es, und er wird auch hinabgezogen. Ganz so wie wir in diesem Augenblick. Betrachte die Instrumente, wir sind am Sinken.« »Alle Teufel,« rief Terror. »Da müssen wir ja rasch in die Höhe! Rasch, Kapitän, es ist gerade so, als ob die zähe Masse uns hinunterzwingt. Das ist ja unheimlich.« Mors ergriff die Hebel, die den Riesenmagneten in Bewegung setzten. Er riß und zog daran, alles gehorchte. Man hörte deutlich, wie sich die Diamanten laut knirschend drehten. Man sah, wie sprühende Blitze aus den großen Edelsteinen hervorfuhren. Aber es war umsonst. Vergebens wurde der Magnet gegen die grauen Felsspitzen gerichtet. Tiefer sank der »Meteor«, immer tiefer. Da deutete Terror wieder auf das Fenster. »Kapitän, seht, seht,« rief er. Der Luftpirat vergaß einen Moment sein eigenes bedrohtes Fahrzeug. Der Anblick, der sich ihm darbot, war geradezu grausig. Dort war das verfolgte amerikanische Weltenfahrzeug, aber es hüpfte und sprang nicht mehr. Es befand sich bereits über der wogenden, scheinbar glühenden Masse. Der Urstoff leckte daran empor wie die feurigen Zungen. Jetzt tauchte der Riese ein, langsam, ganz langsam, drüben machte man offenbar verzweifelte Anstrengungen, um der Katastrophe zu entgehen. Es war vergebens, das feindliche Fahrzeug sank tiefer und tiefer, die seltsame Masse brodelte um das dem Verderben geweihte Werk von Menschenhand herum. Jetzt ragte nur noch der Aufbau auf der Galerie empor, noch einmal funkelte der stählerne Sporn, welcher Kapitän Mors bald verhängnisvoll geworden. Nun schlugen die leuchtenden Massen hoch empor, ganz wie das Wasser, wenn etwas Schweres hineinstürzt. Das dritte und letzte Weltenfahrzeug der Amerikaner war spurlos verschwunden. »Die Natur hat selbst gerichtet,« sprach Mors. »Die Elemente haben ihr Zerstörungswerk ausgeübt. Sie haben das getan, was uns vielleicht nicht möglich gewesen wäre. Terror, die Erde ist von einer ungeheuren Katastrophe gerettet.« »Und das hat sie Euch zu verdanken, Kapitän,« erwiderte der treue Mann. »Wäret Ihr nicht gewesen, so würde eine geradezu entsetzliche Katastrophe über die irdische Welt hereingebrochen sein. Aber ich bezweifle, ob man Euch dafür danken wird.« »Ich begehre auch gar keinen Dank,« erwiderte der Luftpirat finster. »Ich habe das, was ich getan, nur aus Menschlichkeit vollbracht. Das ist meine Befriedigung, das ist mir tausendfacher Lohn.« »Ganz recht, Kapitän,« brummte Terror. »Aber ich fürchte, Ihr müßt Eure Aufopferung teuer bezahlen und wir mit Euch. Seht auf die Instrumente. Wir sinken tiefer und tiefer. Der Magnet wirkt nicht mehr, wir werden von diesen Massen da unten mit unwiderstehlicher Kraft angezogen. Wir teilen das Schicksal der Amerikaner!« Terror hatte recht. Der »Meteor« begann jetzt ebenfalls mit jenen hüpfenden und springenden Bewegungen, die man vorher bei dem versunkenen Fahrzeug gewahrt. Er begann sich ebenfalls in ganz eigentümlicher Weise zu bewegen. Das Vorderteil strebte empor, das Hinterteil mit dem Magneten wurde unablässig hinabgezogen. »Jetzt ist es aus, Kapitän,« meinte Terror. »Jetzt kommt das letzte.« »Noch nicht,« erwiderte Mors. »Ich sehe jetzt, woran es liegt, daß wir nicht in die Höhe kommen können. Die brodelnde Masse da unten übt nur einen Einfluß auf die Lenkstangen aus, die aus einem Metall bestehen, welches der Anziehung nicht widerstehen kann. Wir müssen die Isolierketten einschalten, dann wird sich der »Meteor« wieder erheben.« Terror sprang schon nach der Maschinerie, welche diese Aenderung bewerkstelligte. »Zu spät, Kapitän,« rief er tonlos, »wir tauchen schon ein. Wir haben die Oberfläche dieses unheimlichen Weltkörpers erreicht, wir sind im Sinken!« »Nein, noch ist es nicht zu spät,« rief Mors. »Wir müssen hinauf und die Lenkstangen von der Galerie aus lösen. Wenn die Ketten den Magneten allein halten, kommen wir hoch. Rasch, rasch, es ist kein Augenblick zu verlieren.« Die beiden Männer stürmten nach vorn. Das Fahrzeug lag schräg, sein Vorderteil ragte noch hoch über die weiche Masse hinaus, in welche das Achterteil des »Meteor« bereits eingesunken war. Ein Blick überzeugte Mors, daß die Türen, die zur Galerie führten, nicht mehr geöffnet werden konnten. Auch dieser Teil des »Meteor« war bereits in dem rätselhaften Urstoff verschwunden. Weiter rannten die beiden Männer. Jetzt erreichten sie den vorderen Raum, wo die Inder und der Professor standen. »Das Fenster auf,« schrie Mors mit Donnerstimme. »Rasch, das Fenster geöffnet!« Vier baumstarke Inder sprangen zu den Kurbeln, welche die Glasscheibe bewegten und rissen aus Leibeskräften daran. Es schien aber, als hätte sich heute alles gegen Kapitän Mors verschworen. Ob die starken Männer zu hastig gedreht hatten, ob das Fenster gequollen war, genug, man hörte ein Bersten und Krachen. Die vier Inder stürzten zur Erde und hielten den eisernen Handgriff noch fest. Die Kurbel, welche die Glasscheibe bewegte, war abgebrochen. Es war übrigens das einzige Glasfenster auf der Vorderseite des »Meteor«, welches geöffnet werden konnte. Die zweite bewegliche Glasscheibe befand sich im Hinterteil des Fahrzeuges. »Nun ist alles vorbei,« murmelte Terror, der sich mit eisiger Ruhe in das Unvermeidliche zu ergeben schien. »Jetzt geht es hinunter in diese schauerliche Masse. Da verschwinden wir auf Nimmerwiedersehen.« Mors warf einen wilden Blick in die Runde. Er sann auf einen Ausweg, aber er wußte sich keinen Rat mehr. »Kapitän, die Masse ist doch heiß,« rief jetzt Terror, indem er die Hand an die dicke Glasscheibe legte. »Man spürt es deutlich, hier ist Glut vorhanden.« Zwei der Inder griffen jetzt nach Werkzeugen und schlugen verzweiflungsvoll auf das dicke Glas. Es war ganz unmöglich, dasselbe gab nicht nach, ebenso gut hätte man auf einen Felsen schlagen können. Immer tiefer sank der Koloß inzwischen in die heiße weiche Masse, deren gelb und rot gefärbte feurige Wellen über dem Fahrzeug zusammenzuschlagen drohten. »Zurück da!« schallte plötzlich die Donnerstimme des Luftpiraten. »Tretet beiseite. Ich schaffe einen Ausweg, koste es, was es wolle!« Mors hatte eiligst eine jener Zerstörungsmaschinen herbeigezogen, die man bei den letzten Kämpfen nicht mehr benutzt hatte. Es war eines jener Gewehre, die auf einer Lafette standen, die mit Rädern versehen war. Mors richtete die Mündung der kleinen Maschine auf das Fenster und zog den Hebel ab. Es krachte. Im Weltenfahrzeug stürzte alles zu Boden. Aber es war nur der Luftdruck, der die Leute niederwarf, das Geschoß tat seine Wirkung. Es zertrümmerte die starke Glasscheibe. Die Stücke flogen hinaus, die eisernen Bänder, welche das Glas verstärkten, brachen wie morsche Holzstäbchen. Halb betäubt richteten sich die Inder empor, aber Mors war ihnen bereits zuvorgekommen. Er stand an der Oeffnung, umfaßte mit seinen Händen die zersplitterten Kanten. Ein Ruck, ein Schwung und der Luftpirat befand sich auf der Metallwand des Weltenfahrzeuges. Er warf einen flüchtigen Blick in die Runde, er sah den Planeten Saturn, der scheinbar in greifbarer Nähe schwebte. Dann aber rannte Mors mit mächtigen Sätzen über die Galerie nach dem Achterteil des Fahrzeuges. Ein leiser Aufschrei der Erleichterung kam von seinen Lippen. Noch war der Lenkapparat nicht völlig versunken. Mors hatte keine anderen Werkzeuge als seine Hände, aber die genügten ihm. Er packte die Lenkstangen, welche der unheimlichen Anziehungskraft des Trabanten nachgaben. Ein furchtbarer Ruck und noch einer, dann riß er sie aus den Angeln. Der Magnet war jetzt nur noch durch die Ketten mit dem Weltenfahrzeug verbunden, denn sowie die obere Lenkstange gelöst war, wurde auch die untere isoliert. »Bleibt drinnen!« schrie Mors mit donnernder Stimme, als er bemerkte, daß ihm einige der Inder nachklettern wollten. »Bleibt und klammert Euch fest, es geht in die Höhe.« Gleichzeitig warf sich der Luftpirat auf die Metallwand des »Meteor« und klammerte sich mit beiden Händen an eine Galeriestange. Es war hohe Zeit, daß er es tat, denn das Fahrzeug erhielt einen Ruck, der jeder Beschreibung spottete. Es war der Riesenmagnet, der jetzt seine Tätigkeit begann. Der Magnet war es, der das Fahrzeug hob, der den »Meteor« vom sicheren Untergange rettete. Mors zog sich auf die Galerie hinauf, indem er sich noch immer an den Eisenstangen festhielt. Er sah, wie Terrors Gesicht vorn an der zertrümmerten Fensterscheibe auftauchte. »Nach dem Lenkraum!« tönte sein Kommando. »Rasch, Terror -- halte den »Meteor« innerhalb der Nebelhülle schwebend, damit wir nicht in die luftleere Zone geraten. Ich komme gleich hinein. Wir müssen die zerstörte Fensterscheibe versperren.« Terror gehorchte und stürzte nach dem Lenkraum. Es war hohe Zeit, daß er das mit fürchterlicher Geschwindigkeit emporstrebende Fahrzeug zum Halten brachte, denn sonst hätte Mors oben in dem luftleeren Räume ersticken müssen. So aber brachte der Ingenieur den Koloß in die Dunstzone zum Halten, wenige Augenblicke später schwang sich Mors durch das zerstörte Fenster. Dieses ließ sich vorläufig nicht ersetzen, wohl aber luftdicht verschließen. Die Metallplatte war ja noch intakt, und die Inder griffen jetzt nach den Hebeln, um die gesprengte Oeffnung zu versperren. Hierauf wurde mit flüssigem Gummi alles gedichtet, und eine Masse von Guttapercha darüber geklebt. Stundenlang dauerte diese Arbeit, aber sie war nötig, die zerstörte Stelle ward luftdicht gemacht. Dann schoß der »Meteor« über die Dunstzone empor und schwebte wieder im Weltenraum, hoch über dem unheilvollen Monde, dessen heiße Gasmassen im urewigen Wellenspiel kochten und brodelten. Da lag der Saturn, jetzt wieder rein weiß leuchtend, der Saturn mit seinen Ringen, mit dem fürchterlichen Zerstörungsstoff. Van Halen trat zu dem Luftpiraten. »Wir sind gerettet,« sprach der Astronom. »Wir sind dem schrecklichen Verderben entronnen.« »Vor allem ist die Katastrophe von der Erde abgewälzt,« sprach Mors, indem er mit der Rechten auf den glänzenden Planeten deutete. »Dort liegt der höllische Stoff, den die Gegner holen wollten. Dort liegt die furchtbare Materie, die in ungerechten Händen grauenvolles Verderben anrichten kann.« Höher hob sich der »Meteor«, immer höher. Ueber dem Trabanten rissen die Nebelschleier; man sah den brodelnden Urstoff, in dessen Tiefen das letzte der feindlichen Weltenfahrzeuge ein schauriges Grab gefunden. Der unglückliche Ingenieur Reymond war gerächt, die Katastrophe, die der Erde gedroht, beseitigt. Im Weltenraume schwebte das Weltenfahrzeug des Kapitän Mors, das den Heimweg zur Erde suchte. Anmerkungen zur Transkription Dieser Text wurde nach einem Nachdruck-Auswahlband transkribiert: Heinz J. Galle (Hrsg.): Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff. Dieter von Reeken, Lüneburg, 2005, S. 197-231. Moderne Zusätze und Anmerkungen wurden nicht übernommen. Die Originalausgaben hatten auch farbige Rücktitel. Diese sind in dieser Ausgabe nicht enthalten. Die Schreibweise der Buchvorlage wurde weitgehend beibehalten. Auch Variationen in der Schreibweise von Namen wurden nicht verändert. Lediglich offensichtliche Fehler wurden stillschweigend korrigiert. End of the Project Gutenberg EBook of Der Luftpirat und sein lenkbares Luftschiff 63: Die Schreckensreise des Weltenfahrzeuges, by Anonymous *** END OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DER LUFTPIRAT UND SEIN *** ***** This file should be named 56068-8.txt or 56068-8.zip ***** This and all associated files of various formats will be found in: http://www.gutenberg.org/5/6/0/6/56068/ Produced by Jens Sadowski, Norbert H. Langkau, and the Online Distributed Proofreading Team at http://www.pgdp.net Updated editions will replace the previous one--the old editions will be renamed. Creating the works from print editions not protected by U.S. copyright law means that no one owns a United States copyright in these works, so the Foundation (and you!) can copy and distribute it in the United States without permission and without paying copyright royalties. Special rules, set forth in the General Terms of Use part of this license, apply to copying and distributing Project Gutenberg-tm electronic works to protect the PROJECT GUTENBERG-tm concept and trademark. Project Gutenberg is a registered trademark, and may not be used if you charge for the eBooks, unless you receive specific permission. If you do not charge anything for copies of this eBook, complying with the rules is very easy. You may use this eBook for nearly any purpose such as creation of derivative works, reports, performances and research. They may be modified and printed and given away--you may do practically ANYTHING in the United States with eBooks not protected by U.S. copyright law. Redistribution is subject to the trademark license, especially commercial redistribution. START: FULL LICENSE THE FULL PROJECT GUTENBERG LICENSE PLEASE READ THIS BEFORE YOU DISTRIBUTE OR USE THIS WORK To protect the Project Gutenberg-tm mission of promoting the free distribution of electronic works, by using or distributing this work (or any other work associated in any way with the phrase "Project Gutenberg"), you agree to comply with all the terms of the Full Project Gutenberg-tm License available with this file or online at www.gutenberg.org/license. Section 1. General Terms of Use and Redistributing Project Gutenberg-tm electronic works 1.A. By reading or using any part of this Project Gutenberg-tm electronic work, you indicate that you have read, understand, agree to and accept all the terms of this license and intellectual property (trademark/copyright) agreement. If you do not agree to abide by all the terms of this agreement, you must cease using and return or destroy all copies of Project Gutenberg-tm electronic works in your possession. If you paid a fee for obtaining a copy of or access to a Project Gutenberg-tm electronic work and you do not agree to be bound by the terms of this agreement, you may obtain a refund from the person or entity to whom you paid the fee as set forth in paragraph 1.E.8. 1.B. "Project Gutenberg" is a registered trademark. It may only be used on or associated in any way with an electronic work by people who agree to be bound by the terms of this agreement. There are a few things that you can do with most Project Gutenberg-tm electronic works even without complying with the full terms of this agreement. See paragraph 1.C below. There are a lot of things you can do with Project Gutenberg-tm electronic works if you follow the terms of this agreement and help preserve free future access to Project Gutenberg-tm electronic works. See paragraph 1.E below. 1.C. The Project Gutenberg Literary Archive Foundation ("the Foundation" or PGLAF), owns a compilation copyright in the collection of Project Gutenberg-tm electronic works. Nearly all the individual works in the collection are in the public domain in the United States. If an individual work is unprotected by copyright law in the United States and you are located in the United States, we do not claim a right to prevent you from copying, distributing, performing, displaying or creating derivative works based on the work as long as all references to Project Gutenberg are removed. Of course, we hope that you will support the Project Gutenberg-tm mission of promoting free access to electronic works by freely sharing Project Gutenberg-tm works in compliance with the terms of this agreement for keeping the Project Gutenberg-tm name associated with the work. You can easily comply with the terms of this agreement by keeping this work in the same format with its attached full Project Gutenberg-tm License when you share it without charge with others. 1.D. The copyright laws of the place where you are located also govern what you can do with this work. Copyright laws in most countries are in a constant state of change. If you are outside the United States, check the laws of your country in addition to the terms of this agreement before downloading, copying, displaying, performing, distributing or creating derivative works based on this work or any other Project Gutenberg-tm work. The Foundation makes no representations concerning the copyright status of any work in any country outside the United States. 1.E. Unless you have removed all references to Project Gutenberg: 1.E.1. The following sentence, with active links to, or other immediate access to, the full Project Gutenberg-tm License must appear prominently whenever any copy of a Project Gutenberg-tm work (any work on which the phrase "Project Gutenberg" appears, or with which the phrase "Project Gutenberg" is associated) is accessed, displayed, performed, viewed, copied or distributed: This eBook is for the use of anyone anywhere in the United States and most other parts of the world at no cost and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License included with this eBook or online at www.gutenberg.org. If you are not located in the United States, you'll have to check the laws of the country where you are located before using this ebook. 1.E.2. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is derived from texts not protected by U.S. copyright law (does not contain a notice indicating that it is posted with permission of the copyright holder), the work can be copied and distributed to anyone in the United States without paying any fees or charges. If you are redistributing or providing access to a work with the phrase "Project Gutenberg" associated with or appearing on the work, you must comply either with the requirements of paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 or obtain permission for the use of the work and the Project Gutenberg-tm trademark as set forth in paragraphs 1.E.8 or 1.E.9. 1.E.3. If an individual Project Gutenberg-tm electronic work is posted with the permission of the copyright holder, your use and distribution must comply with both paragraphs 1.E.1 through 1.E.7 and any additional terms imposed by the copyright holder. Additional terms will be linked to the Project Gutenberg-tm License for all works posted with the permission of the copyright holder found at the beginning of this work. 1.E.4. Do not unlink or detach or remove the full Project Gutenberg-tm License terms from this work, or any files containing a part of this work or any other work associated with Project Gutenberg-tm. 1.E.5. Do not copy, display, perform, distribute or redistribute this electronic work, or any part of this electronic work, without prominently displaying the sentence set forth in paragraph 1.E.1 with active links or immediate access to the full terms of the Project Gutenberg-tm License. 1.E.6. You may convert to and distribute this work in any binary, compressed, marked up, nonproprietary or proprietary form, including any word processing or hypertext form. However, if you provide access to or distribute copies of a Project Gutenberg-tm work in a format other than "Plain Vanilla ASCII" or other format used in the official version posted on the official Project Gutenberg-tm web site (www.gutenberg.org), you must, at no additional cost, fee or expense to the user, provide a copy, a means of exporting a copy, or a means of obtaining a copy upon request, of the work in its original "Plain Vanilla ASCII" or other form. Any alternate format must include the full Project Gutenberg-tm License as specified in paragraph 1.E.1. 1.E.7. Do not charge a fee for access to, viewing, displaying, performing, copying or distributing any Project Gutenberg-tm works unless you comply with paragraph 1.E.8 or 1.E.9. 1.E.8. You may charge a reasonable fee for copies of or providing access to or distributing Project Gutenberg-tm electronic works provided that * You pay a royalty fee of 20% of the gross profits you derive from the use of Project Gutenberg-tm works calculated using the method you already use to calculate your applicable taxes. The fee is owed to the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, but he has agreed to donate royalties under this paragraph to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation. Royalty payments must be paid within 60 days following each date on which you prepare (or are legally required to prepare) your periodic tax returns. Royalty payments should be clearly marked as such and sent to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation at the address specified in Section 4, "Information about donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation." * You provide a full refund of any money paid by a user who notifies you in writing (or by e-mail) within 30 days of receipt that s/he does not agree to the terms of the full Project Gutenberg-tm License. You must require such a user to return or destroy all copies of the works possessed in a physical medium and discontinue all use of and all access to other copies of Project Gutenberg-tm works. * You provide, in accordance with paragraph 1.F.3, a full refund of any money paid for a work or a replacement copy, if a defect in the electronic work is discovered and reported to you within 90 days of receipt of the work. * You comply with all other terms of this agreement for free distribution of Project Gutenberg-tm works. 1.E.9. If you wish to charge a fee or distribute a Project Gutenberg-tm electronic work or group of works on different terms than are set forth in this agreement, you must obtain permission in writing from both the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and The Project Gutenberg Trademark LLC, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark. Contact the Foundation as set forth in Section 3 below. 1.F. 1.F.1. Project Gutenberg volunteers and employees expend considerable effort to identify, do copyright research on, transcribe and proofread works not protected by U.S. copyright law in creating the Project Gutenberg-tm collection. Despite these efforts, Project Gutenberg-tm electronic works, and the medium on which they may be stored, may contain "Defects," such as, but not limited to, incomplete, inaccurate or corrupt data, transcription errors, a copyright or other intellectual property infringement, a defective or damaged disk or other medium, a computer virus, or computer codes that damage or cannot be read by your equipment. 1.F.2. LIMITED WARRANTY, DISCLAIMER OF DAMAGES - Except for the "Right of Replacement or Refund" described in paragraph 1.F.3, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation, the owner of the Project Gutenberg-tm trademark, and any other party distributing a Project Gutenberg-tm electronic work under this agreement, disclaim all liability to you for damages, costs and expenses, including legal fees. YOU AGREE THAT YOU HAVE NO REMEDIES FOR NEGLIGENCE, STRICT LIABILITY, BREACH OF WARRANTY OR BREACH OF CONTRACT EXCEPT THOSE PROVIDED IN PARAGRAPH 1.F.3. YOU AGREE THAT THE FOUNDATION, THE TRADEMARK OWNER, AND ANY DISTRIBUTOR UNDER THIS AGREEMENT WILL NOT BE LIABLE TO YOU FOR ACTUAL, DIRECT, INDIRECT, CONSEQUENTIAL, PUNITIVE OR INCIDENTAL DAMAGES EVEN IF YOU GIVE NOTICE OF THE POSSIBILITY OF SUCH DAMAGE. 1.F.3. LIMITED RIGHT OF REPLACEMENT OR REFUND - If you discover a defect in this electronic work within 90 days of receiving it, you can receive a refund of the money (if any) you paid for it by sending a written explanation to the person you received the work from. If you received the work on a physical medium, you must return the medium with your written explanation. The person or entity that provided you with the defective work may elect to provide a replacement copy in lieu of a refund. If you received the work electronically, the person or entity providing it to you may choose to give you a second opportunity to receive the work electronically in lieu of a refund. If the second copy is also defective, you may demand a refund in writing without further opportunities to fix the problem. 1.F.4. Except for the limited right of replacement or refund set forth in paragraph 1.F.3, this work is provided to you 'AS-IS', WITH NO OTHER WARRANTIES OF ANY KIND, EXPRESS OR IMPLIED, INCLUDING BUT NOT LIMITED TO WARRANTIES OF MERCHANTABILITY OR FITNESS FOR ANY PURPOSE. 1.F.5. Some states do not allow disclaimers of certain implied warranties or the exclusion or limitation of certain types of damages. If any disclaimer or limitation set forth in this agreement violates the law of the state applicable to this agreement, the agreement shall be interpreted to make the maximum disclaimer or limitation permitted by the applicable state law. The invalidity or unenforceability of any provision of this agreement shall not void the remaining provisions. 1.F.6. INDEMNITY - You agree to indemnify and hold the Foundation, the trademark owner, any agent or employee of the Foundation, anyone providing copies of Project Gutenberg-tm electronic works in accordance with this agreement, and any volunteers associated with the production, promotion and distribution of Project Gutenberg-tm electronic works, harmless from all liability, costs and expenses, including legal fees, that arise directly or indirectly from any of the following which you do or cause to occur: (a) distribution of this or any Project Gutenberg-tm work, (b) alteration, modification, or additions or deletions to any Project Gutenberg-tm work, and (c) any Defect you cause. Section 2. Information about the Mission of Project Gutenberg-tm Project Gutenberg-tm is synonymous with the free distribution of electronic works in formats readable by the widest variety of computers including obsolete, old, middle-aged and new computers. It exists because of the efforts of hundreds of volunteers and donations from people in all walks of life. Volunteers and financial support to provide volunteers with the assistance they need are critical to reaching Project Gutenberg-tm's goals and ensuring that the Project Gutenberg-tm collection will remain freely available for generations to come. In 2001, the Project Gutenberg Literary Archive Foundation was created to provide a secure and permanent future for Project Gutenberg-tm and future generations. To learn more about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation and how your efforts and donations can help, see Sections 3 and 4 and the Foundation information page at www.gutenberg.org Section 3. Information about the Project Gutenberg Literary Archive Foundation The Project Gutenberg Literary Archive Foundation is a non profit 501(c)(3) educational corporation organized under the laws of the state of Mississippi and granted tax exempt status by the Internal Revenue Service. The Foundation's EIN or federal tax identification number is 64-6221541. Contributions to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation are tax deductible to the full extent permitted by U.S. federal laws and your state's laws. The Foundation's principal office is in Fairbanks, Alaska, with the mailing address: PO Box 750175, Fairbanks, AK 99775, but its volunteers and employees are scattered throughout numerous locations. Its business office is located at 809 North 1500 West, Salt Lake City, UT 84116, (801) 596-1887. Email contact links and up to date contact information can be found at the Foundation's web site and official page at www.gutenberg.org/contact For additional contact information: Dr. Gregory B. Newby Chief Executive and Director gbnewby@pglaf.org Section 4. Information about Donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation Project Gutenberg-tm depends upon and cannot survive without wide spread public support and donations to carry out its mission of increasing the number of public domain and licensed works that can be freely distributed in machine readable form accessible by the widest array of equipment including outdated equipment. Many small donations ($1 to $5,000) are particularly important to maintaining tax exempt status with the IRS. The Foundation is committed to complying with the laws regulating charities and charitable donations in all 50 states of the United States. Compliance requirements are not uniform and it takes a considerable effort, much paperwork and many fees to meet and keep up with these requirements. We do not solicit donations in locations where we have not received written confirmation of compliance. To SEND DONATIONS or determine the status of compliance for any particular state visit www.gutenberg.org/donate While we cannot and do not solicit contributions from states where we have not met the solicitation requirements, we know of no prohibition against accepting unsolicited donations from donors in such states who approach us with offers to donate. International donations are gratefully accepted, but we cannot make any statements concerning tax treatment of donations received from outside the United States. U.S. laws alone swamp our small staff. Please check the Project Gutenberg Web pages for current donation methods and addresses. Donations are accepted in a number of other ways including checks, online payments and credit card donations. To donate, please visit: www.gutenberg.org/donate Section 5. General Information About Project Gutenberg-tm electronic works. Professor Michael S. Hart was the originator of the Project Gutenberg-tm concept of a library of electronic works that could be freely shared with anyone. For forty years, he produced and distributed Project Gutenberg-tm eBooks with only a loose network of volunteer support. Project Gutenberg-tm eBooks are often created from several printed editions, all of which are confirmed as not protected by copyright in the U.S. unless a copyright notice is included. Thus, we do not necessarily keep eBooks in compliance with any particular paper edition. Most people start at our Web site which has the main PG search facility: www.gutenberg.org This Web site includes information about Project Gutenberg-tm, including how to make donations to the Project Gutenberg Literary Archive Foundation, how to help produce our new eBooks, and how to subscribe to our email newsletter to hear about new eBooks.